Sänger preisen die Liebe und die Schlachten

Trier · Ihre Lieder handeln von der großen Liebe und großen Schlachten, vom Überleben in der Wüste und von der Hochzeit Alexanders des Großen: In Rajastan, in der Wüste Indiens an der Grenze zu Pakistan, sind die Manganiaren seit mehr als 2000 Jahren die Hofsänger und Geschichtenerzähler, vor allem für die reiche Oberschicht, die keine Geburt oder Hochzeit ohne die Volksmusiker feiert.

 In „Manganiars“ fungiert der „kleine Maharadscha“ (Mohan Khan) in Zwischenszenen als Erzähler – das Foto zeigt ihn beim Dreh mit Daniel Kreuter, Florian Luxenburger und Holger Reißig (von links). Foto: privat

In „Manganiars“ fungiert der „kleine Maharadscha“ (Mohan Khan) in Zwischenszenen als Erzähler – das Foto zeigt ihn beim Dreh mit Daniel Kreuter, Florian Luxenburger und Holger Reißig (von links). Foto: privat

Trier. Drei Trierer Studenten haben über die Sänger und Geschichtenerzähler - die Manganiaren- und ihre Suche nach einem zeitgemäßen Platz in der modernen indischen Gesellschaft einen Film gedreht, der demnächst im Broadway präsentiert wird.
Zunächst entdeckte Florian Luxenburger die indischen Musiker als sein Thema: Der Student des Kommunikationsdesigns kam während einer Indienreise nach Jaisalamer. Die Stadt in der Wüste Thar mit ihren rund 60 000 Einwohnern und ihrem historischen Stadtkern aus gelbbraunen Sandsteinhäusern und -tempeln ist ein beliebtes Ziel für Touristen aus aller Welt. Luxenburger war jedoch von der Siedlung der Manganiaren begeistert - und steckte seine Kommilitonen Daniel Kreuter und Holger Reißig mit der Idee an, über die Musiker einen Film zu drehen. Der ist jetzt fertig und feiert Ende Januar im Broadway seine offizielle Premiere. Sicherlich keine Selbstverständlichkeit, dass der erste große Film der jungen Designer gleich so zügig fertig wird, bedeutete das Drehen im quirligen, oft chaotischen Indien doch Arbeiten unter erschwerten und ungewohnten Bedingungen. So saß das Filmteam schon am Anfang seiner Reise erst mal tagelang in Delhi fest, weil wegen starken Nebels keine Züge fuhren. Und solange man mit den Hunderttausenden von Rucksacktouristen die Touristenziele abgrast, kommt man zwar mit Englisch sehr bequem durch den Subkontinent - nach einem kurzen Abstecher ins Hinterland sieht das jedoch schnell anders aus. Aber die indischen Menschen zeigten sich sehr aufgeschlossen für das Filmprojekt, und überhaupt überwindet Musik ja alle Sprachbarrieren, und so fühlten sich die Filmemacher trotz der großen kulturellen Unterschiede und der Sprachbarrieren mit offenen Armen in der Welt der Manganiaren empfangen. So schafften es die Filmer schnell, "Personen kennenzulernen, die uns die kulturellen und sozialen Strukturen, das Verhältnis zwischen den verschiedenen Kasten und die traditionelle Musik erklärten", erzählt Holger Reißig. Auf dem Kamel, mit der Motor-Riksha oder dem Jeep ging es zu geeigneten Drehorten zu Familien und traditionellen Festen.
Zurück in Deutschland folgten die systematische Auswertung und der Schnitt von über 700 Filmclips, die mit einer digitalen Spiegelreflexkamera angefertigt wurden, deren Objektive sehr cinematische Bilder geliefert haben. Das Ergebnis sei bei den Porträtierten selbst schon mal gut angekommen, schreibt Luxenburger, der immer noch auf Weltreise ist und zur Vorführung "im kleinen, aber feinen Kreis" Ende November nach Jaisalamer zurückkehrte: "Es ist ein großes Kompliment für uns, dass alle mit dem Film einverstanden sind - trotz unserer kritischen Betrachtung der Kaste und wie sie damit umgeht, dass ihre Kunst und ihr Wissen langsam verloren geht."
Premiere von "Manganiars" am 26. Januar, 20 Uhr; zweite Vorstellung am 29. Januar um 16.45 Uhr im Broadway, Ausschnitte unter www.manganiars-movie.blogspot.com

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