Sag mir, wo die Studenten sind

Zwar ist nicht ganz so viel los gewesen wie sonst: Aber die Besucher, die da waren, hatten viel Spaß mit 17 Bands und Punk, Metal, Rock, Folk und Pop beim "Bunker bebt" im Trierer Ex-Haus.

Trier. Fast engelsgleich sehen seine langen Locken aus. Hier haben die himmlischen Vergleiche aber auch schon ein Ende. Denn im selben Moment brüllt er "Satan" in die Menge, auf seinem (natürlich schwarzen) T-Shirt steht irgendwas mit "Hölle". Sänger Shawn könnte mit seiner wallenden Mähne locker Werbung für jedes Haarshampoo der Welt machen. Dabei ist die Musik, die er und seine Bandkollegen der Trash-Metal-Combo "Scapegoat" machen, alles andere als weichgespült. Die Band gehört zur härteren Fraktion der Akteure, die den Bunker beben lassen. Vor der Bühne lassen Metal-Fans ihre - nicht minder langen - Mähnen kreisen, ein Mutiger versucht es sogar mit Stagediving. Ein bisschen eng ist es, als er auf den Händen der anderen knapp unter den Schweinwerfern nach hinten getragen wird. Dafür ist der Platz im Rest des Ex-Hauses nicht ganz so knapp - da sind die Bunker-bebt-Besucher aus den vergangenen Jahren anderes gewöhnt. Nur 450 - statt der üblichen 800 - Besucher sind da. Das liegt wohl vor allem daran, dass die Uni nach dem Jahreswechsel noch nicht wieder angefangen hat. Und viele Studenten, die noch nicht wieder in Trier sind, überall feiern, nur nicht im Ex-Haus. 40 Minuten lang auf der Suche nach Zuneigung

Die, die da sind, ziehen von einem Raum zum anderen, immer auf der Suche nach Musik nach ihrem Geschmack. "Scapegoat" ist gerade fertig geworden, auf einen Schlag verlassen die Zuschauer das große Exil. Die Schwarzgekleideten, Langhaarigen raus, die Quergestreiften, Hornbebrillten rein. "Sixnil" proben genau wie die anderen 16 Bands, die an diesem Abend auftreten, im alten Bunker in Trier-Nord. Und wie alle anderen haben sie ebenfalls nur 40 Minuten Zeit, das Publikum von sich zu überzeugen. Sie starten verhalten, steigern sich aber von Minute zu Minute - 40 Minuten sind wenig Zeit, um sich die Gunst der Besucher zu erspielen, wenn im kleinen Exil und im Balkensaal gleichzeitig zwei andere Bands spielen. Und dann, ganz zum Schluss, weht ein Hauch - steife Brise trifft es vielleicht besser - von Rock'n'Roll durch den Raum: Eine Gitarre landet wütend und ziemlich unsanft in der Ecke, die Band verlässt wortlos den Raum. Während im Balkensaal die Querflöte spielt. "Thick as a brick" covern Lieder von "Jethro Tull" - die Gemütlichkeit des Balkensaals liefert dafür die perfekte Atmosphäre. Draußen stehen ein paar Menschen verloren im Eingang, unschlüssig, was sie von dem Spektakel halten sollen. "Wir waren auf dem Rock-Ding da", sagt ein junger Mann, eigentlich Besucher der Homosphere-Party, die direkt nebenan ist. "Für den Bunker sind wir aber ganz falsch angezogen", stellt er fest. Und wirkt dabei eher erleichtert als enttäuscht.

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