Sandwürmer in Aspik und lautlose Killer

Trier · Elisa Limbacher und Andreas Lehrfeld sind vor knapp 16 Monaten für ihr Studium in Triers chinesische Partnerstadt Xiamen gezogen. Von dort haben sie regelmäßig für die TV-Leser über ihre Erfahrungen berichtet. Nach ihrer Rückkehr sprach der TV - wie schon vor ihrer Abreise - mit beiden.

 Andreas Lehrfeld und Elisa Limbacher sind nach einem Jahr Studium an der Universität Xiamen wieder zurück in Trier. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Andreas Lehrfeld und Elisa Limbacher sind nach einem Jahr Studium an der Universität Xiamen wieder zurück in Trier. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Trier. Elisa Limbacher steht in ihrem in Xiamen genähten Qipao - dem traditionellen chinesischen Kleid - vor der Porta Nigra in Trier. In ihrer Hand hält sie ein rotes Büchlein. Darin befindet sich ihr Zeugnis von der Universität Xiamen, das bescheinigt, dass sie dort erfolgreich ein Jahr einen Chinesischkurs belegt hat. Andreas Lehrfeld ist westlich gekleidet: "Nein, einen Mao-Anzug habe ich mir nicht schneidern lassen."
Zurück in Trier fehlt den Zweien die leckere chinesische Küche. Als sie nach Xiamen aufbrachen, waren sie sich nicht so sicher, ob ihnen das Essen schmecken würde. "Daran haben wir uns aber ganz schnell gewöhnt", sagt Limbacher lachend, die wie ihr Freund Sinologie studiert. "Vor allem die Fisch- und Gemüsegerichte waren richtig lecker, günstig und immer frisch zubereitet." Einzige Ausnahme: Sandwürmer in Aspik, eine Delikatesse, die Ausländern oft bei einem Geschäftsessen serviert werden. "Zum Glück mussten wir die nur einmal probieren", erinnern sich beide mit leichtem Schaudern.
"Der Verkehr? Chaotisch! Wer bei Grün die Straße betritt, muss höllisch aufpassen. Und bei Rot wird es lebensgefährlich", erzählt Lehrfeld. Verkehrsregeln würden von den Autofahrern ständig außer Kraft gesetzt. Allmählich denke die Gesellschaft aber wohl um. "Im Internet gibt es einen Überwachungsfilm, auf dem zu sehen ist, wie ein Autofahrer ein kleines Kind anfährt und ein anderer es überfährt. Erst nach 18 Minuten haben Passanten sich danach um das Mädchen gekümmert, das dann aber an den Verletzungen starb", erzählt Limbacher. Der Fall werde in China sehr emotional diskutiert.
Triers Partnerstadt fördert den Kauf von Elektrorollern. "Die haben im Straßenbild die Fahrräder abgelöst und knattern wenigstens nicht. Aber es sind auch lautlose Killer, weil sie plötzlich da sind, ohne dass man sie vorher gehört hat", erklärt Lehrfeld. Immerhin sei das ein Weg, wie Xiamen das Prädikat, Chinas grünste Stadt zu sein, bewahren kann.
Mit viel Glück haben die beiden sofort - wie geplant - eine Wohnung mit westlichen Standards gefunden. "Die war im 25. Stock, und wir hatten einen fantastischen Blick aufs Meer", schwärmen sie. Gemeinsam mit einer Kommilitonin aus Trier hätten sie die Wohnung gemietet. "Anders als in Deuschland zahlen die Chinesen ihre Miete oft für drei Monate im Voraus", berichtet Lehrfeld. "Das hat anfangs ein großes Loch in unseren Geldbeutel gerissen."
"Kontakt mit chinesischen Studenten zu knüpfen war schwer", erzählt der Student weiter. Die ausländischen Studenten hätten in einem getrennten Institut Chinesisch gelernt. Einziger Berührungspunkt sei die Mensa gewesen. "Gut war, dass ich privat Gesangsunterricht genommen habe", ergänzt Limbacher. "So war es möglich, mit Chinesen auch privat zusammenzusein."
Limbacher und Lehrfeld sind von Triers Partnerstadt begeistert. "Auch wenn wir uns das erste Halbjahr erst einleben mussten, die Stadt sprüht förmlich vor Energie", erzält Lehrfeld. Anfangs habe beide vor allem genervt, dass sie laufend von den Chinesen angestarrt und fotografiert wurden. "Da kamen wir uns manchmal vor wie im Zoo", sagt Limbacher. Aber mit der Zeit hätten sie sich daran gewöhnt, auch weil sie nie so etwas wie Ausländerfeindlichkeit gespürt hätten. itz
Extra

Wer Xiamen besucht, sollte sich unbedingt viel Zeit nehmen. Vor allem der Markt mit seinem riesigen Warenangebot und die traditionellen Wohnviertel mit ihren Innenhöfen und engen Gassen haben es verdient, besucht zu werden. Die kleinen Läden strahlen sehr viel Charme aus. Es gibt viele kleine Cafés, in denen man Menschen beobachten kann. itz

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