Sauer über Extremismus-Vorwürfe: Skatehalle vorläufig geschlossen

Trier-West · Der 3. Juni war der vorläufig letzte Betriebstag der Skatehalle in der Aachener Straße: "Wir ziehen unsere Sommerpause vor", kündigt Projektchef Axel Reichertz an und reagiert mit diesem Schritt "sehr sauer" auf Vorwürfe der FDP Trier, die Halle sei ein "Anlauf- und Rückzugsort für Extremisten".

Trier-West. "MiDoSaSo" - diese Formel steht für die Öffnungstage der Skatehalle im ehemaligen Edeka-Supermarkt in der Aachener Straße. Ab sofort hat sie keine Gültigkeit mehr. "Wir werden am Mittwoch nicht öffnen und auch die kommenden Tage und Wochen nicht mehr", erklärt Axel Reichertz (43), Leiter des (Betreiber-) Projekts X. Offiziell ist von einer "vorgezogenen Sommerpause" die Rede, die aber am letzten Betriebstag, dem vergangenen Sonntag, noch nicht in Sicht war. Am gestrigen Montag aber sei "das Fass übergelaufen". Anlass war ein im Internet heftig diskutierter "offener Brief", in dem die FDP Trier und ihre Stadtratsfraktion das Projekt X auffordert, sich "öffentlich und in aller Deutlichkeit von extremistischen Ideen und Gruppierungen" zu distanzieren. Damit spielten die Liberalen unter anderem auf einen Projekt-X-Infoabend an, an dem auch Mitglieder der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ, Jugendorganisation der Deutschen Kommunistischen Partei) und der Autonomen Antifa - jeweils vom Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestuft - teilgenommen hätten.
Kungeln mit Radikalen - das sei wirklich nicht sein Ding, betont Reichertz gegenüber dem TV und räumt gleichzeitig ein, nicht zu wissen, was genau sich hinter manchen Abkürzungen verberge. Dennoch: "Bei uns ist noch niemand als Extremist in Erscheinung getreten", beteuert der 43-jährige Profi-Skater und Mitinhaber eines Skatershops. Der FDP-Vorstoß mache ihn "sauer, aber auch ratlos".
Die vorläufige Schließung der Halle, in der sich bisher im täglichen Durchschnitt vier Dutzend Kinder und Jugendliche auf Skateboards tummelten, sei auch "ein Befreiungsschlag. Ich bin vielleicht politisch unerfahren und auch kein Diplom-Pädagoge. Ins Projekt X habe ich ehrenamtlich viel Herzblut und Freizeit gesteckt und will mich deshalb nicht als Person an den Pranger stellen lassen."
Insofern ist die vorgezogene Sommerpause auch eine Denkpause - möglicherweise auch für die politisch Verantwortlichen in Trier. Wie mehrfach berichtet, soll die Skatehalle einem Neubauvorhaben weichen. Der Stadtrat hat sich einmütig zum Projekt X bekannt. Die Suche nach einem neuen Standort läuft. rm.

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