Schafe weiden bald auf Weinbergsbrachen

Waldrach · Wiesen mit Obstbäumen statt verwilderter Weinberge: Die Ortsgemeinde Waldrach will aus aufgegebenen Rebhängen oberhalb der Trierer Straße beweidetes Grünland machen. Die Wiesen sollen als Ausgleichsflächen etwa für den Bau von Windrädern dienen. An den Weinbergswegen haben die ersten Vorbereitungen begonnen. Bei einer Versammlung im Rathaus wurden jetzt Winzer und Gemeinderat über das Projekt informiert.

 Einen breiten Streifen Erde hat die Ortsgemeinde Waldrach am Rand dieses Weinbergswegs aufschütten lassen. Auf der darunter liegenden Brachfläche sollen 2014 Walnussbäume und Esskastanien angepflanzt werden. TV-Foto: Christa Weber

Einen breiten Streifen Erde hat die Ortsgemeinde Waldrach am Rand dieses Weinbergswegs aufschütten lassen. Auf der darunter liegenden Brachfläche sollen 2014 Walnussbäume und Esskastanien angepflanzt werden. TV-Foto: Christa Weber

Waldrach. Wer in den vergangenen Wochen durch die Weinberge bei Waldrach spaziert ist, hat dort vermutlich einige Veränderungen bemerkt - etwa entlang der Wirtschaftswege. Dort hat die Ortsgemeinde an mehreren Stellen Erdreich aufschütten lassen. Was es damit auf sich hat, erfuhren Gemeinderat und Einwohner jetzt bei einem Treffen im Rathaus. Der erste Beigeordnete Reinhard Lichtenthal erläuterte, wie die Ortsgemeinde künftig mit brachliegenden und noch bewirtschafteten Rebflächen umgehen will. Betroffen sei vorwiegend der Hauptberg oberhalb der Trierer und Feller Straße, wo 1997 noch etwa 35 Hektar Weinberge bewirtschaftet worden seien. Heute gebe es "erschreckend viele aufgegebene Rebflächen", sagte Lichtenthal. Einen Teil davon habe die Ortsgemeinde nun erworben. Sie sollen zu Gründland werden - als Ausgleich für den Bau des Ruwer-Hochwald-Radwegs 2008 und mehrerer Windräder an der B 52. "Es hat eine Weile gedauert, dafür genug Flächen zusammenzubekommen", begründete Lichtenthal den späten Beginn der Ausgleichsprojekte, die insgesamt 3,4 Hektar Fläche umfassen.
Die Ortsgemeinde habe nun die Wasserabläufe in den Hängen von abgelagerter Erde befreit und diese entlang der für den Ausgleich vorgesehenen Weinbergsbrachen aufgeschüttet. "Wir haben etwa 1,50 Meter Bankette geschaffen, damit wir dort mit dem Bepflanzen anfangen können", sagte Lichtenthal. Denn nach Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Trier-Saarburg sollen auf den früheren Rebflächen bald Walnussbäume, Esskastanien und Wildkirschen auf der grünen Wiese wachsen. Geplant ist zudem eine Beweidung durch Schafe und Ziegen. Einmal pro Jahr muss gemäht werden. Die Pflegekosten tragen die Bauherren der Windräder und die Verbandsgemeinde Ruwer als Bauherrin des Radwegs. Laut Ortsbürgermeister Heinfried Carduck sollen im Frühjahr 2014 die ersten Bäume stehen.
"Wir halten so einen Teil der Weinkulturlandschaft offen, retten ihn vor der Verbuschung", lobte Lichtenthal den Ansatz. Auf die Frage eines Winzers, warum nicht noch mehr Brachen gekauft würden, entgegnete er: "Nicht alle sind verfügbar. Will der Eigentümer nicht verkaufen, müssen wir das akzeptieren."
Laut dem Beigeordneten wurde auch die Entwässerung der Weinberge verbessert. In Höhe des Friedhofs wurde ein neuer Einlauf angelegt. Damit das Wasser direkt den Hang hinablaufen könne, habe man an einigen Wegen das natürliche Gefälle wieder hergestellt. Starker Regen wie etwa am 8. Juni sei aber weiter ein Problem. Damals war Wasser in Massen die Weinberge hinab in Keller und Garagen im Ort geflossen. "Mehr ist für uns aber nicht finanzierbar", sagte Lichtenthal.

Extra

Nach der Vorstellung des neuen Weinbergskonzepts befasste sich auch der Gemeinderat mit den jüngsten Arbeiten an den Wirtschaftswegen. Die Fraktion der Freien Wählergemeinschaft (FWG) hatte dies beantragt. Deren Vertreter Hans-Jürgen Prümm beklagte, dass der Rat über die Arbeiten an den Weinbergswegen nicht informiert gewesen sei. In der Vergangenheit häuften sich zudem die Fälle, in denen der Ortsbürgermeister Arbeiten an Gemeindegrundstücken anordne, die mit dem Rat nicht abgestimmt seien. Man fühle sich "übergangen", sagte Prümm. Die FWG beantragte daher, dass künftig das Verwerten oder Lagern von Erdmassen oder unbelastetem Bauschutt auf Gemeindegrund im Vorfeld im Gemeinderat abgesprochen werden müsse. Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen. Ortschef Heinfried Carduck verwies darauf, dass die Ortsgemeinde Arbeiten im Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht erledigt habe. Zudem müssten solche Entscheidungen nicht selten "quasi über Nacht" getroffen werden. Für solche Fälle müsse sich der Rat ein "neues Prozedere" überlegen. Über diesen Vorschlag soll in einer der kommenden Sitzungen beraten werden. cweb

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