Trier. Die Bühne ist klein im Gewölbekeller des Mergener Hofs, hautnah sitzen die Zuschauer vor der Bühne - und diese Nähe nutzt Comedian Alain Frei schamlos aus. Gleich zu Beginn sucht er sich zwei "Opfer" im Publikum, auf die er während der Show immer wieder zurückkommt, sie einbezieht und auf die Schippe nimmt.
Alain Freis direkter Blick trifft die Zuschauer durch und durch, näher dran geht nicht. Angst macht sich bei allen breit, die Interaktivität in Kleinkunst fürchten. Alain Frei ist kein behäbiger Träumer mit Schweizer Dialekt. Diese - scheinbar - typisch schweizerischen Eigenschaften besitzt er nicht, aber er gibt zu, dass es in seinem Land durchaus langsamer zugeht, besonders auf den Straßen. "Auf deutschen Autobahnen wird man geblitzt, in der Schweiz gemalt."
Seine Stärke ist die Improvisation. Immer wieder geht er auf die Zuschauer ein und bittet sie schließlich, sie mögen ihm in der Pause Fragen aufschreiben, auf die er dann später auf der Bühne eingehen wird. Viel Gelächter kommt auf, als er vorliest: "Warum habt Ihr Schweizer Uli Hoeneß verraten?"
Ein anderer Schreiber will wissen, mit welchen schweizerdeutschen Worten man eine Frau zur Verzückung bringen kann. Das Publikum amüsiert sich köstlich bei Alain Freis Versuch, diese Frage zu beantworten, denn "wir sind das uncoolste Volk der Welt". Er gibt zu, dass es mit "Hascht Luscht?" mit den Frauen nicht klappen kann.
Später bittet er einen jungen Mann aus der ersten Reihe auf die Bühne, der zu Alain Freis Nacherzählung von Wilhelm Tell die Geräusche macht. Dieses Zusammenspiel ist so witzig, dass das Publikum aus dem Lachen nicht mehr herauskommt. Es bleibt zu hoffen, dass der junge Mann seinen nicht ganz freiwilligen Auftritt auch so lustig fand.
kap