Schaumstoff schützt vor erneuter Arterienerweiterung

Trier · Im Brüderkrankenhaus Trier ist erstmals ein Aortenprothesen-Eingriff mit Polymerschaum vorgenommen worden. Das neue Verfahren verspricht Patienten, bei denen ein Aneurysma (Arterienerweiterung) behandelt wurde, größeren Therapieerfolg.

 So funktioniert's: Die Chefärzte Winfried A. Willinek (links) und Detlef Ockert mit dem Modell einer Aortenprothese. Foto: Brüderkrankenhaus Trier

So funktioniert's: Die Chefärzte Winfried A. Willinek (links) und Detlef Ockert mit dem Modell einer Aortenprothese. Foto: Brüderkrankenhaus Trier

Foto: (h_st )

Trier. Ab dem 65. Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit, einer gefährlichen Gefäßerweiterung deutlich an. Häufig wird ein Aneurysma zufällig diagnostiziert. Im Zentrum für Gefäßmedizin des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier kam jetzt erstmals ein neuartiges Therapieverfahren zum Einsatz: Mittels Polymerschaum füllten die Mediziner im Nachgang zur Implantation einer Aortenprothese den diese umgebenden Hohlraum auf. Der binnen 30 Sekunden erkaltete und gehärtete Kunststoff dichtet nun dessen Gefäßwände ab und stellt sicher, dass kein Blut mehr ins erweiterte Gefäß einsickern kann.
In dem zweistündigen Eingriff entschärften die Oberärzte Dr. Holger Grell und Dr. Ulrich Seider bei einem Patienten die akute Gefahr, dass das Aneurysma platzen könnte. Dem 78-Jährigen setzten sie zunächst einen Stent ein und überbrückten so den gefährlich erweiterten Abschnitt seiner Bauchschlagader. Um darüber hinaus zu gewährleisten, dass der nunmehr leere Hohlraum um die Gefäßstütze herum sich nicht wieder mit Blut füllen kann, wandten Grell und Seider das neuartige Verfahren an.
Das Auffüllen mit Polymerschaum bietet nach Ansicht von Experten große Chancen für die Patienten. Die Betroffenen sind bereits aufgrund ihres meist fortgeschrittenen Alters sowie Vor- und Begleiterkrankungen einer großen Belastung ausgesetzt. Im Brüderkrankenhaus setzt man deshalb auf ein maximal schonendes, sprich minimalinvasives Vorgehen: Sowohl der Einsatz des Stents als auch das Auffüllen der Gefäßaussackung mit Polymerschaum erfolgen über Katheter. Zudem gilt das Verfahren als beispielhaft für die interdisziplinäre Zusammenarbeit. So arbeiteten im konkreten Fall Chirurgen und Radiologen Hand in Hand. Da der flüssige Polymerschaum binnen einer halben Minute im Körper des Patienten in einen festen Zustand übergeht, galt es, keine Zeit zu verlieren. Schnellstmöglich musste der Kunststoff in die Aussackung gefüllt und hierbei verhindert werden, dass der gerade eingesetzte Stent während des Auffüllens wieder verrutscht. Denn wäre der Schaum erkaltet, hätte sich eine Neupositionierung der Aortenprothese nicht mehr vornehmen lassen, eine OP wäre dann unumgänglich gewesen.
Im Gefäßzentrum des Brüderkrankenhauses zeigt man sich zufrieden mit dem erfolgreichen Verlauf des Eingriffs. Bereits zwei Tage danach habe der Patient das Krankenhaus wieder verlassen können, eine in vielerlei Hinsicht belastende OP bleibe ihm somit ebenso erspart wie die Aussicht, dass sich an gleicher Stelle erneut ein Aneurysma bilden könnte. Diese Wahrscheinlichkeit tendiert nunmehr gen null. red

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