Schimmel im Bad, Wohnen auf der Baustelle und horrende Mieten

Trier · Ein ganzes Jahr lang hat ein Mitarbeiter des Trierischen Volksfreunds gebraucht, um in Trier ein neues Zuhause zu finden. Mindestens drei Wohnungen pro Woche sah er sich an, einige waren in erbärmlichem Zustand, bei anderen erhielt einer der anderen zig Mitbewerber den Zuschlag. Am Ende half ein privater Kontakt.

Februar 2013. Nach 22 Jahren geht die Heizung aus. Totalschaden, irreparabel, Teilabriss notwendig, sagt der Vermieter. Ich habe verstanden, erhalte eine Verwertungskündigung und gehe auf Wohnungssuche.
Zeitungsannoncen, Anzeigen im Internet und selbstverständlich jeden "nerven", der mir über den Weg läuft. Ich bin optimistisch und zuversichtlich, schließlich sind 22 Jahre in derselben Wohnung und der Kündigungsgrund kein schlechtes Zeugnis.
Ich habe es allerdings etwas eilig - es ist ziemlich kalt, die Heizkörper vom Vermieter heizen nicht wirklich und fressen Strom wie blöd. Die Kosten will er tragen. Ich spare trotzdem. Und friere.
Ein Bekannter macht mich auf Wohngenossenschaften aufmerksam, ich bewerbe mich bei mehreren und glaube mich auf der sicheren Seite. Jetzt muss es klappen, die verlangen moderate Mieten, kümmern sich, und außerdem bin ich ein dringlicher Fall. Um es vorwegzunehmen: Bis heute habe ich aus dieser Richtung kein einziges Angebot erhalten. Meine regelmäßigen telefonischen Nachfragen wurden, so mein Eindruck, als eher lästig empfunden. Wir haben zurzeit nichts frei, wenn was frei wird, kriegen Sie schon Bescheid.
Inzwischen habe ich schon ein halbes Dutzend gepackte Umzugskartons im Flur stehen, so viel zum Thema Optimismus und Zuversicht. Ich schaue mir pro Woche mindestens drei Wohnungen an. Mit den Leuten, die Nachmieter suchen, komme ich meistens gut klar. Doch da sind noch ungefähr 30 andere Interessenten. Und wenn es mal zu einem Treffen mit dem Vermieter kommt, werde ich auf Herz und Nieren geprüft und komme mir vor wie ein Kommunist, der in den öffentlichen Dienst will.
Meine Schufa-Auskunft ist ein weißes Blatt, meine Bonität ist bestätigt. Nur leider, 500 Euro für 35 Quadratmeter, und im Bad wiehert der Schimmel - nee danke. Richtig sympathisch der Vermieter, den ich in der Kneipe um die Ecke ausfindig mache. Der duzt mich sofort und erklärt, er habe das Haus erst vor kurzem geerbt und sei noch am Umbauen. Ich könne die Wohnung sofort mieten. Bei der Besichtigung stellt sich allerdings heraus, dass es eine Baustelle ist. Gerne hätte ich mit meinen Mietzahlungen zur Vollendung seines Projekts beigetragen, aber ich möchte endlich wieder wohnen.
Es wird langsam eng. Der nächste Winter steht vor der Tür, die Kündigungsfrist läuft. Ich schalte einen Makler ein. Um es kurz zu machen: Wer nicht zufälligerweise mindestens 3500 Euro übrig hat, sollte sich diese Variante sparen.
Dann sucht eine Arbeitskollegin meiner Schwester einen Nachmieter. Ortstermin. Da liegen ein Mietvertrag und ein Schlüsselbund. Die Miete liegt etwas über meinen Vorstellungen. Ich unterschreibe, ich kann nicht anders.
Nachspiel: Der Ex-Vermieter, ein Trierer Geschäftsmann, hatte für eine Heizperiode mit den Radiatoren zusätzliche Kosten von 200 Euro errechnet. Die Stadtwerke sehen das etwas anders und wollen 1200 Euro haben. Jetzt kriegt er kalte Füße, will mich im Regen stehen lassen und nicht an seine Porto-Kasse gehen.

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