Schimmel in der Luft - Kita Ruwer bleibt zu

Trier-Ruwer/Waldrach · Die Kindertagesstätte St. Clemens im Stadtteil Ruwer ist ab sofort geschlossen. Eine zu hohe Belastung der Raumluft durch Schimmelsporen macht dies notwendig. Ein Ausweichquartier in Waldrach ist bereits gefunden.

Trier-Ruwer/Waldrach. Mit der kurzfristigen Schließung der Kita Ruwer hat niemand gerechnet. "Ich wurde von dieser Nachricht am Donnerstagabend vollkommen überrascht", sagt Marita Rohr, deren fünfjähriger Sohn in der Einrichtung betreut wird. Sie hatte wie alle Eltern einen Brief vom Kita-Träger erhalten, in dem zu lesen war, dass nach Analyse von Raumluftmessungen vom Gesundheitsamt die Schließung wegen zu großer Schimmelbelastung bis spätestens Aschermittwoch verfügt wurde.
"Uns ist bewusst, dass dies Sie - und auch uns - vor eine große Herausforderung stellt", ist da zu lesen. "Zum Schutz der Kinder und Mitarbeiterinnen ist es jedoch die beste und einzige Lösung." Unterschrieben ist der Brief von Ingrid Merz, Gesamtleiterin für einen Teilbereich der Trägergesellschaft Kita gGmbH und unter anderem verantwortlich für die Katholische Kindertageseinrichtung St. Clemens. In fünf Gruppen werden hier insgesamt 110 Kinder betreut, 22 von ihnen sind unter drei Jahre alt.
Spezialfirma reinigt Möbel


Ingrid Merz und Kita-Leiterin Nina Herschbach informierten am Freitagmittag die Eltern auch persönlich über den Stand der Dinge. Bis dahin hatten sie bereits geregelt, dass die Gruppen vorläufig in das derzeit leer stehende Kita-Gebäude in Waldrach umziehen können, das ebenfalls zur Pfarrei St. Clemens gehört. Da allerdings die komplette Einrichtung dorthin mitgenommen werden muss, werde die Kita Ruwer für etwa zwei Wochen geschlossen bleiben, auch weil eine Spezialfirma die Möbel gründlich reinigen müsse. Alle Kinder, deren Eltern in dieser Zeit die Betreuung nicht gewährleisten können, würden vorübergehend in anderen Einrichtungen betreut.
Schnell reagiert haben auch einige Eltern und gemeinsame Betreuungsmöglichkeiten organisiert. Christiane Kündgen, Vorsitzende des Elternausschusses, lobt die offene Kommunikation innerhalb der Einrichtung und unter den Eltern. Auch Katrin Braunshausen äußert sich positiv: "Wir sind froh, dass so schnell eine Lösung gefunden wurde."
Nicht nach Waldrach umziehen muss die Gruppe mit den Kindern unter drei Jahren. Denn diese ist mit Funktionsräumen und eigenem Eingang in einem neuen Anbau untergebracht, der erst im vergangenen Jahr eingeweiht wurde. Schimmel gibt es dort nicht. Der Durchgang zum Altbau wird während der Sanierungsarbeiten versiegelt.
Erst vor neun Jahren war das Dach des Altbaus aus den 1960er Jahren erneuert worden. Weitere Sanierungsarbeiten liegen weniger als drei Jahre zurück. Besonders der Fußboden sei noch sehr alt, heißt es aus Elternkreisen.
Gefunden wurde Schimmel allerdings hinter den Holzpanelen in den Gruppenräumen. Bei einem Ortstermin am 23. Januar mit Vertretern von Gesundheitsamt, Architekturbüro und Pfarrgemeinde wurde deshalb eine Raumluftmessung für alle Räume im Altbau beschlossen. Die Bewertung der Ergebnisse durch das Gesundheitsamt führte nun zur Schließung.
Um die Kinder nicht zu ängstigen, wird ihnen nichts vom Schimmel erzählt. Ihnen wird vielmehr erklärt, im Kindergarten sei einiges kaputt: Boden und Wände müssten neu gemacht werden. Die Unwahrheit hat damit niemand gesagt.
Die Kita Ruwer soll so schnell wie möglich saniert und wieder eröffnet werden.Extra

Schimmel in Kindergarten- und Schulgebäuden ist immer wieder ein Thema. So musste 2008 die städtische Kindertagesstätte Trimmelter Hof wegen zu hoher Schimmelbelastung geräumt werden. Nach immer neuen Problemen und Investitionen von etwa zwei Millionen Euro konnten die Gruppen erst drei Jahre später wieder einziehen. Schimmel verzögerte auch den Umbau der ehemaligen Grundschule Tarforst zur Kita. Die Baukosten steigen schließlich bis auf mehr als drei Millionen Euro. Viele Gebäude, in denen Kindertagesstätten und Schulen untergebracht sind, wurden in den 1960er Jahren gebaut und entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen. So hat zum Beispiel die schimmelbedingte Schließung der Egbert-Grundschule für reichlich Schlagzeilen gesorgt. Weitere Hiobsbotschaften sind wahrscheinlich. r.n.

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