Schlängeln im Dreivierteltakt

BIEWER. Genau 60 Karnevalswagen und Fußgruppen zogen bei Kälte und Sonnenschein durch Biewer. Tausende Jecken beklatschten den traditionellen Schärensprung.

Gegen 13.30 Uhr nimmt der Biewerer Karnevalsumzug in der Johannes-Kerscht-Straße Aufstellung. Die großen Wagen stehen schon längst an den für sie vorgesehenen Straßenabschnitten bereit. Die Fußgruppen haben dagegen noch ein bisschen Zeit, bis es los geht. In kleinen Grüppchen stapfen oder tanzen - je nachdem, was die Kostüme zulassen - die Narren gut gelaunt durch die Straße. Da legt ein Pfalzeler Waldgeist mit einem Gusterather Eskimo einen Walzer auf den Asphalt. Ein bärtiger Engel lässt einen Sektkorken knallen. Und der Kleinste der Ehranger Fahnenschwenker übt noch einmal ganz konzentriert, seine Flagge mit Schwung über die Schulter wehen zu lassen. Eine Rokoko-Dame hebt ihren Reifrock an. Statt Lackschuhen blitzen bequeme Turnschuhe hervor. "Beim zweiten Zug ist man schlauer", sagt der Mund hinter der venezianischen Maske. Dann haben sich die Narren sortiert, alle stehen auf der richtigen Position. "Zug los", gibt Zugführer Heiko Werner das Kommando. Die Musikkapelle bläst zum Rucki-Zucki-Schlager. Die Biewerer Frauen, die traditionell an der Spitze des Zugs mit ihren Reisigbesen dazu mahnen, "vor der eigenen Haustür zu kehren", statt sich über fremde Leute den Mund zu zerreißen, marschieren los. Die zweite traditionelle Zugformation ist am Jakobusbrunnen zu einer stolzen Länge angewachsen: Über 50 Karnevalisten, Zuschauer und Kinder haben sich zum "Schärensprung" an den Händen gefasst und hüpfen in langen Schlangenlinien durch die Biewerer Straße. Woher der Brauch kommt, weiß niemand mehr so richtig. Wegzudenken ist er aus der Biewerer Fastnacht nicht - auch wenn der Heimat- und Kulturverein jedes Jahr um die Finanzierung des Umzugs bangen muss.

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