Schlaflos durch die Nacht

Trier · Zum "Wow-Day" lassen sich weltweit Waldorf-Einrichtungen etwas einfallen, um untereinander Solidarität zu üben. In Trier haben die Schüler und Lehrer 24 Stunden lang Ergometer in Betrieb gehalten und sich die gefahrene Zeit sponsern lassen.

 Ganz schön abgefahren: Viele Waldorfschüler sind freiwillig über Nacht in ihrer Lehranstalt geblieben, um für den guten Zweck ins Schwitzen zu kommen. TV-Foto: Frank Göbel

Ganz schön abgefahren: Viele Waldorfschüler sind freiwillig über Nacht in ihrer Lehranstalt geblieben, um für den guten Zweck ins Schwitzen zu kommen. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Laute Chartsmusik dröhnt über das Gelände der Waldorfschule in Trier. Überall wuseln Schüler umher, viele von ihnen wirken ebenso gelöst und glücklich wie leicht übernächtigt. Eine Party, die bis in die Werkwoche ausgeartet? An einer Schule? Naja, fast: Feierlaune herrscht jedenfalls durchaus: Die Schüler haben es mit vereinten Kräften geschafft, 24 Stunden lang Trimmräder in Betrieb zu halten - und so 4000 Euro für den guten Zweck gesammelt. Ähnlich wie bei den Lebensläufen haben sie mit ihren Lehrern im Vorfeld Sponsoren gesucht, die ihre Anstrengungen durch eine Spende unterstützen.
Erste bis 13. Klasse


"Gefahren" wurde von zwölf Uhr bis zum nächsten Tag. "Die 24 Stunden haben wir in Zehn-Minuten-Takte aufgeteilt", erklärt Lehrer Volker Adrian. "Die Schüler konnten sich dann in Listen eintragen, welche Takte sie fahren wollen." Von der ersten bis zur 13. Klasse seien Schüler dabei gewesen. "Natürlich waren es eher die Größeren, die in der Nacht gefahren sind", sagt Adrian, der offensichtlich sehr stolz ist auf seine Schüler und deren Wille: "Es war erklärtes Ziel, alle Ergometer durchgehend in Betrieb zu halten - und das haben wir auch geschafft!"
Der Aktionstag stand in Zusammenhang mit dem "Wow-Day": Das steht für "Waldorf One World". "Der findet eigentlich an allen Waldorf-Einrichtungen weltweit statt", erklärt die pädagogische Geschäftsführerin Maia Doro Brandt. "An diesem Tag werden dann verschiedenste Aktionen gemacht, die letztlich dazu führen, dass dort, wo etwas gegeben werden kann, Kraft oder auch Geld, das an andere Einrichtungen weitergegeben wird."
Der, wir sind an einer Waldorfschule, "Energieausgleich", der in Trier geleistet wird, kommt letztlich zwei Projekten zugute: Die Hälfte der eingenommenen Spenden bleibt in der Region und geht an die Trierer Ehrenamtsagentur. Die unterstützt das Projekt "Auryn", dass Kindern psychisch kranker Eltern Zuversicht gibt.
Die andere Hälfte der rund 2000 Euro geht an eine Waldorfschule in Kenia, die dort ein Flüchtlingslager unterstützt.
"Natürlich war es uns sehr wichtig, dass sich Kinder auch über diese soziale Komponente Gedanken machen und die weiter tragen - dass sie sich also klarmachen, dass es anderswo Kinder gibt, die nicht so auf der Sonnenseite des Lebens stehen", sagt Volker Adrian.
Und auch wenn das alles stimmen mag - die gemeinsam erlebte Sportnacht in der Schule habe natürlich auch die Schüler und Lehrer ganz neu zusammengeschweißt.
Paul fand es jedenfalls einfach nur "cool", von drei bis vier Uhr früh zu strampeln: "Es war zwar anstrengend, aber die Musik hat geholfen, durchzuhalten", sagt der Sechstklässler. Auch sein Kumpel Caspar war am Start - und die 70 Euro, die er eingefahren hat, stammen unter anderem von seiner Familie: 50 Cent gab\'s von der kleinen Schwester.

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