Schlosser mit dem Händchen für Siegerweine

Schweich · Er macht den besten trockenen Sekt im Land und kann seine Maschinen im Keller selber reparieren. Winzer Günter Gindorf aus Schweich, ein gelernter Schlosser, ist der Shooting Star der Siegerwein-Landesprämierung.

 Ein Prosit auf den Siegersekt: Winzer Günter Gindorf hat den Riesling brut im Glas, mit dem er bei der Landesprämierung den ersten Platz belegt hat. TV-Foto: Albert Follmann

Ein Prosit auf den Siegersekt: Winzer Günter Gindorf hat den Riesling brut im Glas, mit dem er bei der Landesprämierung den ersten Platz belegt hat. TV-Foto: Albert Follmann

Schweich. Eigentlich wollte Günter Gindorf (49) schon in jungen Jahren Winzer werden. Doch sein Vater, ein Maurer und Nebenerwerbswinzer aus Mehring, hielt ihn dazu an, erst einmal "etwas Vernünftiges" zu lernen. Und so kam es, dass der Junior eine Ausbildung zum Schlosser machte. Nebenbei half er im elterlichen Betrieb mit. Dann begannen die Lehr- und Wanderjahre.
Günter Gindorf schnupperte in renommierte Betriebe und eignete sich ein umfassendes theoretisches und praktisches Weinwissen an: Etwa beim Holzküfer und Kellermeister Edmund Fassian in Mehring, dem Weingut Kloster Machern, das er sieben Jahre führte, oder dem Weingut von Nell in Kasel, wo Gindorf Betriebsleiter und Mitgesellschafter war. 1999 machte sich der Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft dann in Schweich, der Heimat seiner Frau Karin, selbstständig. Mit dem Umbau einer alten Scheune in der Richtstraße wurde der Grundstock gelegt zu dem heutigen 4,2-Hektar-Betrieb mit überwiegend Riesling-Anbau in den Schweicher Lagen Burgmauer, Herrenberg und Annaberg sowie in Mehring und Lörsch (jeweils Zellerberg). Vorläufiger Höhepunkt der Laufbahn: die feierliche Landesprämierung mit Siegerehrung vor wenigen Wochen im Mainzer Schloss (der TV berichtete). Der 49-Jährige staubte gleich zwei der begehrten Preise ab: In der gebietsübergreifenden Kategorie für den besten rheinland-pfälzischen trockenen Sekt siegte Gindorf mit einem 2011er Riesling brut; seine 2012er Schweicher Annaberg Riesling Spätlese feinherb schaffte es im Vergleich der besten Weine aus dem Anbaugebiet Mosel auf Platz drei. "Die Preise sind eine tolle Bestätigung für meine Arbeit und spornen mich an, auf diesem Weg weiterzumachen", sagt Günter Gindorf. Der erfolgreiche Seiteneinsteiger liebt an dem Winzerberuf vor allem die Vielfalt: "Es ist eine ständige Herausforderung". Wichtig ist ihm das Probieren und der Erfahrungsaustausch mit Kollegen. "Wir sagen uns offen die Meinung zu unseren Weinen, auch wenn es mal etwas zu kritisieren gibt." Gindorf, der auch dem Prüfungsausschuss der Landwirtschaftskammer angehört, hält nichts von Konkurrenzdenken und Geheimniskrämerei. "Transparenz ist wichtig. Ich gehe regelmäßig zu den Hoffesten der Kollegen und freue mich, wenn sie bei mir vorbeischauen." Interesse am Beruf zeigt auch Tochter Laura (23). Sie studiert in Bonn Agrarwissenschaften und könnte einmal den Betrieb weiterführen. Sohn Markus steht vor dem Abitur.
Zu seinem Hobby, dem Laufen, kommt der 49-Jährige kaum noch. Das Training des talentierten Langstrecklers (vor gut zehn Jahren lief er die zehn Kilometer noch unter 34 Minuten) besteht allenfalls aus Kraxel-Einheiten im Steilhang. Auch jetzt, wo die Ernte eingefahren ist und der Most in den Tanks lagert, hat Gindorf kaum Zeit, die Laufschuhe zu schnüren. Das Weihnachtsgeschäft ist früh losgegangen - kein Wunder bei diesen Auszeichnungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort