Schlosspark, Exerzierplatz, Volkspark

Trier · Schon vor 1700 Jahren machte Triers Stadtpark seinem Namen alle Ehre: Das Vier-Hektar-Areal gehörte zum kaiserlichen Palastbezirk - großzügige Grünanlagen inklusive. Dass nach wechselvollen Zeiten der Palastgarten heute als öffentlicher Park weiterlebt, ist nicht selbstverständlich.

Trier. Schnellimbiss-Verpackungen, Glasscherben, Überreste von Grill-Gelagen - verständlich, wenn vielen Menschen der Kamm schwillt angesichts der Müllhalde, in die Vandalen und Party-Volk den Palastgarten oft verwandeln. Erst recht, wenn man sich mit der Geschichte des Platzes auseinandersetzt. Sie beginnt mit Constantius Chlorus, Vater Konstantins des Großen. Als frisch ernannter Caesar (Unterkaiser) startete er um 300 ein Mega-Bauprogramm in seiner Residenzstadt Treveris. Im Osten entstand der Palastbezirk, von dem heute noch zwei markante Bauten zeugen: die Konstantin-Basilika als einstige Thronhalle und die Kaiserthermen. Im Areal dazwischen gab es schon vor 1700 Jahren großzügige Grünanlagen. Der Normalbürger hatte keinen Zutritt. Auch nicht, als ein gutes Jahrtausend nach Ende der Römerzeit die Kurfürsten als Herrscher im Trierer Land in ihrem Prunk- und Repräsentationsbedürfnis an imperiale Zeiten anknüpfen wollten. TV-Forum Palastgarten

 Trierer in ihrem Palastgarten – heute ... TV-Foto: Roland Morgen

Trierer in ihrem Palastgarten – heute ... TV-Foto: Roland Morgen

 ... und um 1930. Foto: Städtisches Denkmalpflegeamt

... und um 1930. Foto: Städtisches Denkmalpflegeamt

Die Vorläufer der heutigen Parkanlagen wurden ab dem frühen 17. Jahrhundert mit dem Bau des Kurfürstlichen Palais angelegt. Als 1794 französische Revolutionstruppen in Trier einzogen, war es vorbei mit dem Kirchenstaat Trier. Der letzte Kurfürst, Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1739-1812), hatte sich rechtzeitig in rechtsrheinische Gefilde abgesetzt. Aus seinem Palais wurde eine Kaserne, aus den Gartenanlagen ein Exerzierplatz. Nach 20 Jahren Franzosenherrschaft fiel Trier an Preußen. Napoleon war weg, aber die Zweckentfremdung des Palais und seiner Außenanlagen blieb. Das letzte Stündlein der "Palastkaserne"schlug erst 1930. Da gab es bereits erste städtische Pläne, aus dem Auslaufmodell Exerzierplatz einen Volksgarten zu machen. Mangels Geld machten die Trierer aus der Not eine Tugend. Sie nutzten den Ex-Exerzierplatz als Fußballfeld. Zu den prominentesten Kickern zählte der spätere Volksfreund-Verleger Nikolaus Koch (1908-1982), der mit tief ins Gesicht gezogener Kappe zu spielen pflegte. "Kochs Bubb" wollte nicht erkannt werden, falls sein Vater zuschauen sollte. Dank Franz Weißebach bekamen die Trierer dann doch ihren öffentlichen Park (siehe unten). Den brachten Vandalen bereits in den 1960er Jahren in Verruf. Die Kopien der original Palastgarten-Figuren des kurfürstlichen Hof-Bildhauers Ferdinand Tietz (1707-1777) wurden in unschöner Regelmäßigkeit beschädigt; die Originale stehen im Stadtmuseum. Die große Grünfläche unterhalb der Stadtmauer firmierte, als es in der Nähe noch Kneipen mit klangvollen Namen wie "Hades" gab, unter "Kifferwiese". Dann mutierte der Palastgarten selbst zum nächtlichen Drogen-Umschlagsplatz und Stricher-Revier. Diese Ära beendete das Grünflächenamt um 2000 mit einem Heckenschnitt im Bereich der Stadtbibliothek. Der jüngste Verlust an Grün tat vielen Trierern tatsächlich weh: Am 4. Februar wurde die Trauerweide am Palastgarten-Weiher gefällt. Sie war 90 Jahre alt und nicht mehr zu retten.

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