Schlüsselloch zu Galle und Darm

TRIER. Eine Gallenblasen-OP in 45 Minuten, nur vier kleine Einstiche am Bauch zeugen davon: "Minimal-Invasive-Chirurgie" nennt sich das moderne Verfahren. Im Ramada-Hotel fand dazu ein Patientenseminar des Mutterhauses der Borromäerinnen statt.

Als "Schlüssellochchirurgie" wird das Verfahren im Volksmund bezeichnet: Über Hülsen werden ein optisches Gerät sowie Miniaturinstrumente in das Operationsgebiet eingebracht. Alles ist vergrößert auf einem Bildschirm zu sehen. Seit fast zwanzig Jahren wird die Methode erfolgreich angewandt. Für den Patienten hat sie viele Vorteile: Sie ist schonend und mit weniger Schmerz und schnellerer Erholung verbunden. Die Krankenhausaufenthalte sind kürzer, auch die kosmetischen Resultate sind deutlich besser. Unter der Leitung vom Chefarzt der Chirurgischen Klinik I des Mutterhauses der Borromäerinnen, Dr. Pan Decker, wurden die häufigsten minimal invasiven Operationsverfahren anschaulich anhand von Bildern und Videos dargestellt. So informierte Dr. Michael Busemeyer über Gallenblasenchirurgie. Der Versuch, Gallensteine zu zertrümmern, habe sich in vielen Fällen als nicht erfolgreich erwiesen; die minimal invasive Methode sei daher Standard. Wie im Video erkennbar, dauerte die Operation nur 45 Minuten. Die Kamera befand sich in Bauchnabelhöhe; die komplette Gallenblase wurde entfernt und in einem Beutel durch die Bauchdecke herausgebracht. Oberärztin Barbara Schmitt zeigte die minimal invasive Blinddarmchirurgie. Das Video dazu zeigte eine Notfalloperation, bei der der Wurmfortsatz entfernt wird. Das Absaugen des entzündeten Teils durch eine Röhre wurde im Saal mit verhaltenem Lachen quittiert. Per Miniaturinstrument nähte und klammerte der Arzt gleichzeitig innerhalb des Bauchraumes. Bei dieser Operation sind nur drei Einstiche notwendig; es bleiben daher kaum Narben zurück. Schneller regeneriert, weniger verwachsen

Dr. Stefan Müller informierte über minimal invasive Dickdarmchirurgie: Sowohl gutartige als auch bösartige Erkrankungen können auf diese Weise angegangen werden. Mit Ultraschallscheren werden Gewebe und Gefäße durchtrennt; oft werden bis zu 40 Zentimeter Dickdarm entfernt. Titanklammern dienen dazu, den Darm wieder zu "flicken". "Die Patienten können danach schneller wieder essen und haben weniger Verwachsungen als bei einer großen Operation", berichtete der Mediziner. Zuletzt schilderte Dr. Markus Rick die minimal invasive Schilddrüsenchirurgie. Er informierte über die Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse und zeigte eine Operation mit Hilfe eines kurzen Schnittes im Hals. Sie sei notwendig, wenn etwa der Kropf sehr groß sei oder der Verdacht auf Bösartigkeit bestehe. Auch die aufwändigen Diagnoseverfahren wurden dargestellt. Die Vorträge stießen bei den Anwesenden auf viel Interesse; die Mediziner mussten ihnen zahlreiche Fragen beantworten.

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