Schluss mit den Drogen

Vier Jugendliche und junge Erwachsene treffen sich seit zwei Monaten an jedem Donnerstag mit Heinz Fichter (51). Auch wenn Generationen zwischen ihnen liegen - was sie erzählen, gleicht sich: Es sind Geschichten von Suchtkarrieren bis zum Absturz. Heinz Fichter vom Kreuzbund hat in Trier eine Selbsthilfegruppe für junge Menschen gegründet: "DJ Mik".

Trier. Heinz Fichter weiß, wie es seinen jungen Schützlingen geht. "Wir sind auf Augenhöhe, ich verstehe sie." Denn Fichter berichtet wie die jungen Männer zwischen 18 und 29 Jahren über seinen Konsum von Alkohol und Drogen. Auch wenn die Zeiten der Sucht hinter ihm liegen, er "clean" ist - die Erinnerung an die Vergangenheit bleibt. "Die Sucht ist eine Krankheit, die man ein Leben lang hat", sagt Fichter.

"Aber eine, mit der man ein erfülltes und zufriedenes Leben verbringen kann", ergänzt Stefan (29). Ein offenes Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Von Bitterkeit ist da keine Spur, obwohl er, wie sein Freund Christian (26), ein Stück seines Lebens verpasst hat. "Man rutscht vom Kindsein direkt ins Erwachsensein, verpasst seine Pubertät", sagen die jungen Männer. Sie sind zu Gast bei der neuen Trierer DJ Mik-Kreuzbundgruppe. Stefan leitet eine eigene in Koblenz, die auch Christian besucht. Mit am Tisch sitzen Daniel (19) und Pascal (18).

"Seit drei Jahren war es mein Anliegen, auch in Trier eine Gruppe für junge Menschen beim Kreuzbund zu gründen", sagt Heinz Fichter. Der Name DJ Mik bedeutet: Die jungen Menschen im Kreuzbund. "In Erwachsenen-Gruppen fühlen sich Jugendliche oft unverstanden. Sie haben andere Probleme als Ältere." Was die jungen Männer erzählen, erschüttert. Das erste Bier mit elf, zwölf Jahren, täglicher Griff zur Flasche, als das nicht mehr reichte, mussten härtere Drogen her, sie dealten, wurden kriminell. Daniel hat mehrere Male versucht, sich das Leben zu nehmen, Pascal saß in Untersuchungshaft. Die Gründe? Sie wollten in der Clique dazugehören, mit Älteren mithalten, hatten Probleme zu Hause oder mit der Freundin. Der Alkohol und die Drogen haben sie stark gemacht, scheinbar und nur vorübergehend. Der Absturz folgte.

"Ab meinem 18. Lebensjahr habe ich keinen Tag mehr nüchtern erlebt", erzählt Christian. Er hat ein Leben auf der Überholspur geführt, eine bürgerliche Fassade aufrechterhalten, hatte mehrere Jobs, verkaufte Drogen, um den eigenen Konsum zu finanzieren. Die Sucht eingestanden hat er sich wie die anderen am Tisch nicht. "Das Problem, das ich hatte, habe ich nicht begriffen. Und ich wäre nicht auf die Idee gekommen, eine Therapie zu machen."

Hilfe von Freunden gab es nicht. "Ich hatte Hunderte Freunde, aber das waren nur Zweckbeziehungen", sagt Christian. "Konsumfreunde" nennt sie Stefan. Außerdem haben alle eine "Scheinwelt" aufgebaut. Auch ihre Familien merkten zunächst nichts.

Ob das Gericht, Eltern oder die Einweisung in die Psychiatrie den Jugendlichen den Weg in die Therapie wiesen - die Entgiftung zogen alle durch. Zum Kreuzbund haben sie zum Teil als Bewährungsauflage gefunden, als Nachsorge zur stationären Therapie oder aus Eigeninitiative. "Ohne Gruppe geht es nicht", sagt Daniel. Bei DJ Mik "muss man sich nicht verstecken. Hier weiß jeder, worüber man spricht, man merkt, dass man nicht allein ist" - so oder ähnlich formulieren es die Teilnehmer.

Basis der DJ-Mik-Gruppe ist Vertrauen. "Was in der Gruppe gesprochen wird, bleibt auch in der Gruppe." Nicht nur Gespräche helfen aus der Sucht. Den jungen Menschen sollen auch "Wege zur vernünftigen Freizeitgestaltung ohne Suchtmittel" aufgezeigt werden.

Jeder, der Interesse hat, kann jeden Donnerstag um 19 Uhr zum Gruppentreffen in die Kontakt- und Beratungsstelle "Alte Schmiede", Petrusstraße 22, kommen oder sich bei Heinz Fichter melden unter Telefon 0160/94646208 oder per E-Mail an h.fichter@web.de.

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