Schluss mit Mehrings Moselmüll - Toter Seitenarm bekommt zweite Öffnung zum Fluss

Mehring · Seit Jahrzehnten kämpft die Gemeinde Mehring gegen eine "Kloake", die ihr der Ausbau der Mosel zur Schifffahrtsstraße eingebrockt hat. In einem Altarm des Gewässers, der als Laichplatz für Fische dienen sollte, wird Unrat angeschwemmt. Vor allem im Ortsteil Lörsch kommt es auch zu Geruchsbelästigungen. Nun soll das Problem beseitigt werden.

 Wie auf einer Müllkippe: So sah es im März 2013 im Mosel-Seitenarm Mehringer Laach aus. Angeschwemmtes Material bleibt dort wie in einem Trichter hängen. Foto: Büro BGHplan Trier

Wie auf einer Müllkippe: So sah es im März 2013 im Mosel-Seitenarm Mehringer Laach aus. Angeschwemmtes Material bleibt dort wie in einem Trichter hängen. Foto: Büro BGHplan Trier

 Gut gedacht, schlecht gemacht: Während der Moselkanalisierung in den 1960er Jahren wurde der Seitenarm Mehringer Laach als Rückzugs- und Laichgebiet für Fische angelegt, er wurde jedoch zum Auffangbecken für Müll. Links der Ort Lörsch, rechts oben beginnt Mehring, unten ist ein Teilbereich des Rioler Freizeitzentrums Triolago zu erkennen. TV-Foto: Portaflug

Gut gedacht, schlecht gemacht: Während der Moselkanalisierung in den 1960er Jahren wurde der Seitenarm Mehringer Laach als Rückzugs- und Laichgebiet für Fische angelegt, er wurde jedoch zum Auffangbecken für Müll. Links der Ort Lörsch, rechts oben beginnt Mehring, unten ist ein Teilbereich des Rioler Freizeitzentrums Triolago zu erkennen. TV-Foto: Portaflug

Am schlimmsten ist es bei Hochwasser: Die Mehringer Laach, ein mehrere hundert Meter langer Seitenarm der Mosel vor Mehring und Lörsch, schluckt massenweise Müll und Unrat. Vieles, was moselabwärts treibt, bleibt in dem Trichter hängen: Äste, ganze Bäume, Plastikteile, Reifen, Dosen, tote Fische. Daran änderten auch zwei Abflussrohre von 60 Zentimeter Durchmesser nichts. Sie waren im Nu verstopft.

Den Mehringern ist die Laach schon seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge. "Daran haben sich schon die Ortsbürgermeister Matthias Weber und Helmut Reis abgearbeitet", sagt Mehrings Beigeordneter Erich Bales. Er ist froh, dass der stinkende Altarm vor der Haustür der Fremdenverkehrsgemeinde Mehring nun bald Geschichte sein soll.

Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hat die Arbeiten zur "Wiederanbindung der Mehringer Laach an die Mosel" ausgeschrieben. Der Altarm soll durchlässig gemacht werden, indem er auf der Unterstromseite aufgebaggert wird. Dadurch soll ein wellenarmer Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen geschaffen werden. Gleichzeitig wäre mit der Maßnahme das Müllproblem beseitigt, weil die Mosel das Durchspülen der Laach bei Hochwasser ermöglicht.Furt für Traktoren

Auf mehrere Zehntausend Euro schätzt Bernhard Gillich vom Trierer Umweltplanungsbüro BGHplan die Kosten. Sie werden vom Land getragen. Die genaue Höhe könne man erst nach der Ausschreibung Ende September sagen. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Oktober und November stattfinden. Die Mehringer Laach ist 1988 in den Besitz des Landesforstes übergegangen. Allerdings gibt es im Bereich des Altarms auch noch private Grundstücke, die aber nicht mehr als Wiesen bewirtschaftet werden. Die Flächen liegen brach, sollen aber laut Planer Gillich noch über eine Furt angebunden werden. Diese wird nur bei Hochwasser überflutet, bei normalem Wasserstand kann man mit einem Traktor übersetzen. Die Gemeinde Mehring möchte nach und nach die Privatgrundstücke erwerben. Dazu hat sie sich gegenüber der SGD bereit erklärt. Ziel sei es, erläutert Gillich, in einem zweiten Bauabschnitt die komplette Öffnung zur Mosel hin sicherzustellen. Dann wäre der Altarm wieder das, was er vor der Moselkanalisierung war: eine Insel.

Als die Mosel in den Jahren 1963/64 für die Schifffahrt ausgebaut wurde, war die Mehringer Laach als Rückzugs- und Laichgebiet für Fische angelegt worden. Die Planer machten allerdings einen Denkfehler, indem sie die Öffnung auf die Oberstromseite legten. Innerhalb weniger Jahre hatte sich so viel Unrat und Schlamm abgeladen, dass der ursprüngliche Zweck ins Gegenteil umschlug: Zersetzungsprozesse brachten das Gewässer zum Umkippen. Es war praktisch ökologisch tot.

Zwar wurde der Mülltrichter einige Male gesäubert, doch der "Anblick des Grauens", wie es Oswald Brand, der Vorsitzende des Angelsportclubs Mehring, in einem TV-Artikel einmal nannte, kehrte bald zurück. Spätestens beim nächsten Hochwasser war die Mosel-Müllhalde wieder gefüllt.

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