Schmerz und Trauer

TRIER. (red) Gott, Jesus, Glaube, Angst, Schmerz, Tod - für viele junge Leute im Alter zwischen 16 und 19 sicherlich keine ausgesprochenen Alltagsthemen. Umso mutiger das Wagnis von Kunsterzieher Jürgen O‘Grady-Sommer, seine Schüler mit dieser anspruchsvollen Thematik zu betrauen - mit herausragendem Ergebnis.

Gebannt wandelt der Betrachter durch die - für diesen Zweck besonders geeignete - barocke Aula des AVG und ist beeindruckt von der Vielfalt der dargebotenen Exponate: Neben Linoldrucken, Plastiken, Ikonen, filigranen Bleistiftzeichnungen, kunstvoll gestalteten Buchdeckeln und Altären beeindrucken ein gotischer Reliquienschrein und drei aus Montageschaum und Beton hergestellte Abgüsse von Schülerkörpern. Dargestellt wird hier eine lebensgroße, klassische Kreuzigungsgruppe mit Jesus Christus, Maria und Johannes - Schmerz und Trauer der beiden Letztgenannten eindrucksvoll versinnbildlicht durch Körperhaltung, Gestik und durch die "Abgerissenheit" des Materials. Dass auch der Produktionsprozess mitunter schmerz- und entbehrungsreich war, davon berichtet Almut Schmitt, Schülerin des 13er-Kunst-Leistungskurses und "Formgeberin" der Maria: Zwei Stunden habe sie in dem mit kaltem Wasser angerührten Montageschaum-Korsett zugebracht und ob der immer zittriger werdenden Beine auch noch Sorge um die Einheit der kalten Masse gehabt. Gleichwohl habe ihr der Ganzkörpereinsatz Spaß gemacht und sich gelohnt. Auch Kunstlehrer O‘Grady-Sommer berichtet in seiner launig-schaurigen Ansprache von unerwarteten Reaktionen seitens der Schülerschaft. Die Wahl des "dunklen Themas" habe mitunter dazu geführt, "dass selbst hartgesottene, ewig in Schwarz gekleidete Heavymetal-Hörer fast weinerlich um ‚Farbe‘ winselten und nach etwas mehr Lebenslicht verlangten."Respekt für Mittelalter-Kunst

Wiederum ernsthaft betont Sommer den besonderen Wert praktischer Arbeiten im Fach Kunst: "Den Respekt vor der Meisterschaft mittelalterlicher Kunst gewinnt man so, wie man grundsätzlich Respekt vor der Kunst gewinnt, indem man im Kleinen versucht, ein Stückchen des Großen praktisch nachzuempfinden." Schulleiter und Ausstellungsbesucher Bernhard Hügle zeigt sich fasziniert, insbesondere vom Kontrastreichtum der ausgestellten Werke sowie von der Kunstfertigkeit der Schüler.

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