Schmuddel-Image weicht Vorstadt-Flair

TRIER. (kat) Professor Heinz A. Ries und Bernd Steinmetz nehmen den Trierer Forums-Preis 2005 im Bürgerhaus Trier-Nord entgegen. Der "Wohnungsbaugenossenschaft am Beutelweg" ist es zum ersten Mal in Trier gelungen, ein Stadtviertel erheblich aufzuwerten.

Vierzig Prozent Arbeitslosigkeit, Armut, Sozialhilfebezug über Generationen hinweg, mangelnde Infrastruktur, soziale Entwertung: Trist präsentierte sich der Stadtteil Trier-Nord Ende der 80er-Jahre. "Wer heute durch Thyrsusstraße, Beutelweg oder Ambrosiustraße fährt, sieht und spürt, dass 15 Jahre nach der Gründung der Genossenschaft entscheidende Verbesserungen der Wohn- und Lebensverhältnisse festzustellen sind", sagt Klaus Jensen, Staatssekretär a.D., in seiner Laudatio zur Preisverleihung. Heute sind 102 sanierte und neu gebaute Wohnhäuser mit insgesamt 494 Wohnungen im Besitz der Wohnungsbaugenossenschaft. Um möglichst viele Arbeitssuchende in den Sanierungsprozess einbeziehen zu können und die lokale Ökonomie zu stärken, gründete die Genossenschaft das Tochterunternehmen: die Haus-, Verwaltungs- und Sanierungsgesellschaft (HSV). Die Firmengründung, die sich den Regeln des ersten Arbeitsmarktes unterwarf, ermöglichte erst die Aktivierung der Selbsthilfe in größerem Umfang. Bis heute konnte die HSV etwa 350 Stadtteilbewohner integrieren in Selbsthilfeaktionen, Qualifizierungsmaßnahmen, Ausbildungsverhältnisse und Arbeitsstellen. Die Einbeziehung in den Sanierungsprozess hat weitere positive Nebeneffekte: "Arbeiten gehen" wird hoffähig, Eltern legen mehr Wert auf Schulbildung, das Selbstwertgefühl der Bewohner wird gestärkt. "Das Rad lässt sich nur drehen, wenn viele mitdrehen", sagt Bernd Steinmetz. Es sei nicht nur für, sondern mit den Betroffenen geplant und saniert worden. Jensen: "Dies führt zu einem Maß an Identifizierung mit dem Wohnquartier, das nur über Beteiligung erreicht werden kann." Demnach heißt das Erfolgsrezept laut Jensen "integrative Sanierung". Es beinhalte einen Demokratisierungs-Aspekt. Heinz Ries, Motor des "Dauerbetriebs", wies auf die Wichtigkeit der Investition in sinnvolle Sozialprojekte hin. Sie stabilisiere die Sicherheit in einer modernen Gesellschaft, in der die Schere von Arm und Reich immer weiter auseinander gehe. Nach Abschluss der Maßnahmen sind etwa 50 Millionen Euro in den Stadtteil geflossen. "Viel wichtiger als der materielle Ausdruck sind die Veränderungen im sozialen Bereich", sagt Albert Zender, Vorstandsmitglied Trier Forum.

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