Schnell in die eigenen vier Wände

Trier/Farschweiler · Wer ohne langwierige Baustelle zügig ins eigene Haus will, muss in einen Altbau ziehen oder nutzt die Möglichkeit eines Fertighauses. Der Volksfreund hat zwei Menschen besucht, die sich für einen der Wege entschieden haben: Beide berichten, dass auch bei ihnen der Stress nicht ganz ausgeblieben ist. Gelohnt hat es sich trotzdem.

 Christina Dahm-Usiale bezog einen Altbau. TV-Foto: Frank Göbel

Christina Dahm-Usiale bezog einen Altbau. TV-Foto: Frank Göbel

Trier/Farschweiler. In Trier-Süd kann der Architektur-Freund viele malerische Fassaden entdecken. Ein besonderes Schmuckstück ist die Speestraße: Fast durchgehend reihen sich hier Häuser aneinander, die kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts im historistischen Stil geplant und gebaut wurden. Vereinzelt gibt es auch Jugendstilelemente zu sehen. Da es sich um eine Sackgasse handelt, geht es hier meist auch recht ruhig zu.
Auch Christina Dahm-Usiale fühlt sich mit ihrer Familie hier wohl - in einem 1902 erbauten Haus auf recht kleiner Grundfläche: Jedes der drei Geschosse stellt nur rund 45 Quadratmeter zur Verfügung. Da aber auch der Dachstuhl bewohnbar gemacht wurde, kommen doch immerhin 140 behagliche Quadratmeter zusammen.
Bis dahin war es aber ein weiter Weg: "Hier wären viele andere Leute direkt rückwärts wieder rausgegangen", erinnert sich die Hausdame an die Zeit der Renovierung im Jahr 1991. "Da war schon ziemlich viel zu tun: Zunächst haben wir mal alle Wände abgehauen und neu verputzt. Alleine dabei haben wir schon drei, vier Container an Schutt weggefahren. Das gesamte Holz wurde abgelaugt, die Elektrik neu verlegt." Überraschungen waren inklusive: So stand eine Dusche im zweiten Stock auf einem faulen Balken. "Da hätte nicht mehr viel gefehlt, dann wäre die eine Etage nach unten gesaust!"
Einen Altbau zu sanieren, war Anfang der 1990er Jahre definitiv die richtige Wahl, findet Dahm-Usiale heute noch: "So konnte man immer nach und nach etwas machen. Was aber natürlich wiederum bedeutet, dass man über die Jahre in regelmäßigen Abständen auf einer Baustelle lebt. Trotzdem würde ich das auf jeden Fall noch mal so machen - man muss aber, wie gesagt, auch der Typ dafür sein!"
Einen anderen Weg zum eigenen Heim hat Bernd Ewald gewählt: Er bewohnt im idyllischen Hochwald ort Farschweiler ein Fertighaus, das 2002 in Blockbauweise aus finnischen Kiefernstämmen zusammengesetzt wurde - innerhalb kürzester Zeit: "Wir haben rund zehn Tage dafür gebraucht", sagt der 41-Jährige. Dabei ging dem Instant-Bau eine Nervenprobe voraus: "Wir durften erst anfangen, als die Straße im Neubaugebiet komplett erschlossen war - was aber erst kurz vor dem Liefertermin des Bausatzes Realität wurde. Und vorher mussten wir auch noch die Bodenplatte auf dem zehn mal acht Meter großen Grundriss gießen und mit allen nötigen Anschlüssen versehen." Was geworden wäre, wenn das zeitlich schiefgelaufen wäre, möchte sich der Bauherr heute noch immer nicht ausmalen.
Doch es hat geklappt: Die nötigen Vorarbeiten waren gerade abgeschlossen, als auch schon zwei Sattelschlepper aus Finnland mit den hölzernen Bauteilen auf das Grundstück rollten. Gemächlicheres Tempo war damit aber immer noch nicht angezeigt: "Die Fahrer hatten genau vier Stunden Zeit für das Abladen der Teile - und die haben ganz genau auf die Uhr geguckt", erinnert sich Ewald. Als der Bausatz auf dem Grundstück deponiert war, übernahmen zwei Richtmeister aus der Region mit einem Kran die Arbeiten. "Wir hatten noch sechs Helfer, denen alles genau erklärt wurde, und dann ging es auch schon los", sagt Ewald. Glücklicherweise war der April trocken und sonnig, so dass der Aufbau gut voranging. "Da war auch schon mal regelrecht Party-Stimmung, wenn nebenbei noch gegrillt wurde", erinnert sich Ewald, der "nicht in einer Plastiktüte einziehen" wollte - so kommen dem Naturverbundenen nämlich die modernen Häuser vor, die mit jeder Menge Bauschaum und Styropor abgedichtet werden.
Der Termindruck beim Aufbau ist Ewald seinerzeit ziemlich an die Nerven gegangen - von daher ist er zwar nicht so sicher, ob er noch mal genau so verfahren würde. Aber er freut sich heute über die gute Atmosphäre in dem Haus, das 130 Quadratmeter Fläche auf zwei Etagen bietet und dessen Wände einzig aus den dicken runden Stämmen bestehen: "Im Sommer isoliert es sehr gut, im Winter lässt es sich gut beheizen: Es zieht nirgends und ist wirklich sehr gemütlich."Extra

 Bernd Ewald wohnt in einem Fertighaus aus finnischem Holz. Foto: Frank Göbel

Bernd Ewald wohnt in einem Fertighaus aus finnischem Holz. Foto: Frank Göbel

... Josephine Holzhäuser, Verbaucherzentrale Rheinland-Pfalz Frau Holzhäuser, gibt es eine bessere Zeit zum Bauen als jetzt? Josephine Holzhäuser: Einerseits ist das Zinsniveau im Moment natürlich sehr gut. Wer vorhat, eine Immobilie zu erwerben, hat eigentlich keinen Grund mehr, abzuwarten. Und andererseits? Wenn das Geld knapp ist - sollte man es trotzdem wagen? Holzhäuser: Im Moment gibt es eben auch das Risiko, dass die niedrigen Zinsen Leute verleiten, bei denen die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Aber eine Immobilie bedeutet oft Verschuldung über 20 oder 30 Jahre. Wenn jemand in den vergangenen Jahren schon nicht geschafft hat, etwas anzusparen, zeigt das ja, wie eng alles gestrickt ist. Wie hoch sollte das Eigenkapital denn sein, dass man von Anfang an einbringt? Holzhäuser: Also wir empfehlen so 20 bis 30 Prozent. Und man sollte immer bedenken, dass eine eigene Immobilie nicht nur gesparte Miete bedeutet, sondern oft auch höhere Nebenkosten. Außerdem müssen etwa Reparaturkosten einkalkuliert werden. fgg

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