Schon mit 25 am Ziel der Träume

SCHWEICH/TRIER. Vor sechs Jahren wurde er erster Bundessieger beim Wettbewerb "Jugend musiziert". Inzwischen hat er eine Blitzkarriere hingelegt und spielt Posaune bei den Berliner Philharmonikern. Quasi auf der Durchreise stattete der Schweicher Thomas Leyendecker seinen ehemaligen Lehrern und seiner ersten Wirkungsstätte einen Besuch ab.

Wenn Thomas Leyendecker in seiner heiteren Art seinen Lebenslauf vorstellt, dann gerät der Zuhörer ernsthaft ins Grübeln: Abitur im Jahr 2000, Musikstudium, Arbeitsverträge in Duisburg, München und Darmstadt, seit 9. Januar eine feste Planstelle bei den Philharmonikern in Berlin. Und dabei ist der fröhliche Schweicher gerade mal 25 Jahre jung. Die Bezeichnung Blitzkarriere gefällt ihm nicht. Er nennt es lieber "eine Menge Glück". Dass der junge Mann seine musikalischen Wurzeln nicht vergessen hat, wird deutlich im Gespräch mit seinen ehemaligen Lehrern: Bei Werner Spieß am Friedrich-Spee-Gymnasium (FSG) hatte er Musikunterricht und musizierte in den diversen Ensembles der Schule. Und Hans-Dieter Höllen, Leiter der Kreismusikschule, ist er immer noch dankbar für den Klavierunterricht. "Das Klavierspiel, das man mir mühsam einochsen musste, hat bis zur Abschlussprüfung gereicht", erzählt Thomas Leyendecker mit dankbarem Unterton in der Stimme. Die beiden Lehrer sind verständlicherweise stolz auf den Werdegang ihres früheren Schützlings, der laut Auskunft von Werner Spieß immer ein Multi-Talent war: "Er war Musiker, Schauspieler, Komiker und hat als Solist gesungen." Dabei waren die ersten Schritte in Richtung Musikerdasein eher zufällig. Da im FSG-Orchester gerade ein Fagott, eine Geige und eine Posaune unbesetzt waren, durfte Schüler Thomas unter diesen drei Instrumenten eines auswählen. Er entschied sich für das seiner Meinung nach "größte und imposanteste" und erhielt über die Zweigstelle der Kreismusikschule am Gymnasium Unterricht bei Hartmut Karmeier, Posaunist im damals noch Städtischen Orchester. Fast zwangsläufig kam die Teilnahme am Wettbewerb "Jugend musiziert", wo Thomas Leyendecker zwei erste Landespreise erspielte. Im Jahr 2000 schaffte er es zum ersten Bundessieg. "Das waren damals überaus spannende Tage", erinnert sich der Musiker. "Am Tag nach dem Wettbewerb in Berlin hatte ich mündliches Abitur und tags darauf die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik in Saarbrücken." Gerade vier Semester dauerte dieses Studium, da erhielt der Schweicher sein erstes Angebot: Als Jahres-Praktikant ging er nach Duisburg an die "Deutsche Oper am Rhein". Von dort zog es ihn in den Süden. Zwei Jahre lang genoss Leyendecker als besonders begabter Nachwuchsmusiker Förderung und Ausbildung an der Orchesterakademie des Bayrischen Rundfunks in München. "Ausgezeichnete Kost und Logis und dazu der Dienst im Rundfunk-Sinfonieorchester - das war eine herrliche Zeit."Konzert in New York

Doch schon rief eine neue Herausforderung, der Posaunist erhielt eine feste Anstellung in Darmstadt. An dieser Stelle lacht er und meint: "Der Umzug hat sich nicht wirklich gelohnt." Denn nach einem Monat gab es das Angebot eines Probespiels in Berlin. Kaum verwunderlich, dass aus der Probe eine feste Stelle wurde. Und da dem 25-Jährigen wohl immer das Glück winkt, brach er zum Auftakt seiner Tätigkeit bei den Philharmonikern gleich zu einer zehntägigen Tournee auf. Unter Leitung des Chefdirigenten Sir Simon Rattle musizierte die Truppe in Amsterdam und New York. Die Tatsache, dass "ich bezahlt werde für das, was ich auch machen würde, wenn ich kein Geld dafür bekäme", erfüllt den Musiker mit dankbarer Zufriedenheit. Er durfte sein Hobby zum Beruf machen. Ob er sich denn tatsächlich für längere Zeit in Berlin ansiedeln werde? Thomas Leyendecker schmunzelt und meint: "Ich habe fest vor, in 50 Jahren bei den Berlinern pensioniert zu werden."

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