Schredder, Staub und Schwermetall

TRIER. Ein Stadtteil kocht. Das Landesumweltamt hat zu hohe Niederschläge einzelner Schadstoffe im Hafengebiet und in Pfalzel festgestellt, "die auf Emissionsquellen aus der Schwerindustrie zurückgeführt werden". Die Anwohner fürchten um ihre Gesundheit. Der TV fasst den aktuellen Stand, Meinungen und Fakten auf dieser Sonderseite zusammen.

Dicke Luft in Pfalzel - eine passende Metapher für die aktuelle Situation. Das Hafengebiet und der Trierer Stadtteil sind die Schauplätze eines Konfliktes, der sich um Wirtschaftskraft, Umweltschutz, Schwermetalle und besorgte Menschen dreht. Auf der einen Seite stehen die Anwohner, repräsentiert durch den Bürgerverein Pfalzel, auf der anderen Seite zwei große Arbeitgeber im Trierer Hafen: die Theo Steil GmbH und die Trierer Stahlwerk GmbH.Die Menschen in Pfalzel wollen keine Schadstoffe in Luft oder Boden, die Unternehmen wollen nicht als "Vergifter der Nation", so Steil-Geschäftsführer Gerd Grün, in Verruf kommen.

Das sind die Fakten: Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) hat auf Veranlassung des Mainzer Umweltministeriums zwischen Juli 2004 und Oktober 2005 Luftqualitätsmessungen durchgeführt. Das Ergebnis dieser Messungen schürt die Sorgen in Pfalzel.

Die Schadstoffe in der Luft, die über das Atmen vom Menschen direkt aufgenommen werden, weisen keine erhöhten Werte auf. Doch die Niederschläge - Verunreinigungen, die sich in einem bestimmten Zeitraum aus der Luft im Boden ablagern - sind eine andere Geschichte. Hier gebe es "lokale Grenzüberschreitungen", meldete das Landesumweltamt. Die Blei- und Cadmium-Niederschläge seien zu hoch.

Wer bläst den Dreck raus? Die Mainzer Behörde lieferte den Hinweis selbst, indem sie die Überschreitungen auf Emissionsquellen "aus dem Bereich der Schwerindustrie" zurückführte. Das nimmt die besagte Schwerindustrie nicht unwidersprochen hin, zumal vor allem das Trierer Stahlwerk vor einer enormen Aufgabe steht.

"Wir wollen die Zukunft des Standortes Trier sichern", sagt dessen geschäftsführender Gesellschafter Ulrich Rass und spricht von einer Investition von 50 Millionen Euro. Genau 101 Widersprüche gegen die geplanten Umbau- und Erweiterungspläne des Stahlwerks gingen fristgerecht beim Ordnungsamt Trier ein. Die Erörterung der Bedenken fand in der Europäischen Rechtsakademie statt, näheres im Text "Wichtiges Ziel erreicht". Darin kommt auch Hans-Jürgen Wirtz vom Bürgerverein Pfalzel zu Wort und beschreibt den aktuellen Stand der Dinge aus seiner Sicht.

Auch Professor Willy Werner gehört zu den Protagonisten in diesem Konflikt. Der Geobotaniker hat zusammen mit einer Forschungsgruppe der Uni Trier eine Studie erstellt, die ebenso wie die Messungen des Landesumweltamtes hohe Schwermetallbelastungen rund um den Hafen nachwies. Mitte Februar präsentierte der Akademiker neue Ergebnisse: Die Bleiwerte von in Pfalzel angebautem Obst und Gemüse seien zehnmal höher als in der Lebensmittelverordnung der EU erlaubt. Professor Werner stellt sich einem TV-Interview.

Auch die betroffenen Unternehmen nehmen Stellung. Ulrich Rass (Trierer Stahlwerk) und Gerd Grün (Theo Steil GmbH) erläutern im Text "Stolz und Stahl", welche Rolle der Umweltschutz in ihren Betrieben spielt.

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