Schröers Millionen-Mann

TRIER. Die Finanznot der Städte wächst, die Kassen sind leer, der Schuldenberg hoch. Viele Kommunen müssen bereits ein Viertel ihrer Einnahmen für die Kredittilgung aufbringen. Da ist jedes Zehntel, was man beim Zins spart, Gold wert. Die Stadt Trier gehört zu den Vorreitern beim Zinsmanagement und hat so bereits über 15 Millionen Euro eingespart.

Auf den ersten Blick unterscheidet Jörg Jansen nichts von anderen Beschäftigten der Stadtverwaltung Trier. Sein Büro ist ausgestattet mit Schreibtisch, PC und Drucker - eine gewöhnliche Amtsstube eben. Und doch hat Jansen einen Job, den man eher in einer Bank als in einem Rathaus vermuten würde: Er ist Zinsmanager, "der Mann, der Millionen bewegt", wie Oberbürgermeister Helmut Schröer ihn gerne nennt. Am Morgen des 1. März hat der 39-jährige Amtmann beispielsweise neue Zinskonditionen für sage und schreibe 220 Millionen Euro ausgehandelt - alles Kredite, die die Stadt Trier bei Banken aufgenommen hat. Der Zinssatz für das Tagesgeld beträgt 2,38 Prozent; für eine zehnjährige Bindungsfrist wären 3,6 Prozent fällig gewesen. Die Gesamtverschuldung der Stadt Trier beträgt im investiven Bereich 240 Millionen Euro; rechnet man die Kassenkredite hinzu, mit denen die Kommune die laufenden Amtsgeschäfte finanziert, steht Trier mit über 400 Millionen Euro in der Kreide. Und die Verschuldung wächst mit jedem neuen Haushaltsdefizit jährlich um rund 30 Millionen Euro. Musste Trier im Jahr 2004 noch 15,5 Millionen Euro für den Schuldendienst aufbringen, werden es 2007 voraussichtlich 24 Millionen sein.Glück mit kurzen Kreditlaufzeiten

Aufgabe des "Finanzjongleurs" Jörg Jansen ist es, regelmäßig die niedrigsten Zinskonditionen auszuloten. "Die Zinsmarktlage ändert sich täglich, ja stündlich", weiß der Beamte. In den vergangenen Jahren ist die Kommune mit ihren kurzen Kreditlaufzeiten sehr gut gefahren. Jansen und seine Vorgänger Yvonne Mich und Edgar Meyer haben der Stadt Trier seit Einführung des Zinsmanagements 1994 im Verhältnis zur teureren, aber auch risikoloseren klassischen Schuldenverwaltung über 15 Millionen Euro "erspart". Auch heute gibt es nach Auskunft des Leiters der Finanzverwaltung, Stefan Garçon, noch viele Kommunen, die ausschließlich langfristige Kredite vereinbaren und "erst wieder in die Bücher gucken, wenn die Bindungsfrist abläuft". Andere Städte, darunter Mainz, hätten eine Bank mit ihrem Schuldenmanagement beauftragt. Wie effektiv die Stadt Trier ihre Finanzen managt, zeigt die Höhe der Guthabenzinsen im Jahr 2005 auf dem Konto 900001 bei der Stadtsparkasse, über das rund 99 Prozent aller Transaktionen abgewickelt werden: 1600 Euro. "Ein Plus auf dem Girokonto ist totes Kapital", sagt Jörg Jansen. Und schon hat er mit einigen Mausklicks die soeben eingegangene Gewerbesteuer-Million auf die zu zahlende Sozialhilfe umgebucht...

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