Prozess gegen Pädagogen Schüler sagen bei Missbrauchsprozess gegen Ex-Schulleiter aus

Trier · Jugendliche belasten den ehemaligen Leiter einer weiterführenden Schule im Kreis Trier-Saarburg mit ihren Schilderungen.

Schüler sagen bei Missbrauchsprozess gegen Ex-Schulleiter aus
Foto: dpa/Britta Pedersen

Der 55-jährige Pädagoge, der seit zwei Jahren vom Dienst suspendiert ist,  soll zwei Schüler unsittlich berührt haben. Er hat von Beginn an alle Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen und beim Prozessbeginn sein hohes Interesse an einigen seiner Schüler, mit denen er auch über WhatsApp Nachrichten austauschte, als „pädagogische Fürsorge“ begründet (der TV berichtete). Während des dritten Verhandlungstags am Mittwoch steht die Frage im Mittelpunkt, wie die Schüler diese Fürsorge erlebt haben.

Ist es nicht ungewöhnlich, dem Schulleiter über das Handy Nachrichten zu schreiben? Das will der Vorsitzende Richter Günther Köhler wissen. „Ich habe mir nichts dabei gedacht“, sagt der heute 16-Jährige im Zeugenstand. „Wir haben ihn aus Spaß angeschrieben.“ Zusammen mit zwei Freunden habe er sich per WhatsApp mit dem Rektor über „Fußball und die Schule“ unterhalten.

Doch es habe auch andere Themen gegeben – nicht in der Diskussion über das Handy, sondern in einem direkten Gespräch. „„Er fragte mich, ob und wo ich schon Körperbehaarung habe, ob ich mit meiner Freundin schon sexuell aktiv sei und ob ich schon mal bei mir selbst Hand angelegt hätte“, sagt der Schüler.

Ein zweiter Schüler sitzt als Nebenkläger zwischen der Staatsanwältin und seinem Anwalt. Auch er, heute 17 und damals 15, stand laut eigener Darstellung über WhatsApp mit dem Schulleiter in Kontakt. Auch er sei zu einem persönlichen Gespräch eingeladen worden. Anschließend habe er sich einer Freundin anvertraut. Sie, 17, sitzt am Mittwoch im Zeugenstand.

„Ich glaube, er war mit der Situation einfach überfordert“, sagt sie. Der Sitzungssaal und die schwarzen Roben um sie herum schüchtern sie offenbar nicht ein, sie schildert ihre Sicht der Dinge präzise und beantwortet alle Fragen sofort.

„Er hat mir erzählt, der Schulleiter habe ihn nach seiner Behaarung gefragt“, sagt sie. „Und er habe diese auch sehen wollen.“ Der Schulleiter habe daraufhin das Bein des Schülers zu sich auf seinen Schoß gezogen. Und er habe den Schüler gefragt, ob er lernen wolle, „wie man Hodenkrebs bei sich selbst ertastet“. Doch das habe der Junge nicht gewollt.

„Er wusste hinterher nicht, mit wem er darüber reden sollte, und kam zu mir“, sagt die Schülerin. „Wir kennen uns schon seit der 6. Klasse. Ich habe ihm geraten, mit seinen Eltern zu reden. Das hat er auch getan.“ Daraus entstand die Anzeige bei der Polizei.

Kurze Zeit später habe der Schulleiter den Jungen wieder zu einem Gespräch gebeten. „Aber dieses Mal kam ich mit“, berichtet die Schülerin. „Der Rektor hat sofort gefragt, was ich alles weiß. Er hat betont, die gesamte Situation sei ein Missverständnis. Wir sollten mit niemandem darüber reden.“ Die Gesprächsverläufe auf dem Handy habe der Junge noch während dieses Treffens löschen müssen.

Das Gericht befragt am Mittwoch auch den Kriminalhauptkommissar, der die Ermittlungen geleitet hat. „Als wir die elektronischen Geräte in seinem damaligen Büro und in seinem Haus sichergestellt haben, um die Nachrichtenverläufe zwischen ihm und den Schülern überprüfen zu können, hat er keinen Widerstand geleistet und kooperiert“, sagt der Beamte. „Er hat dabei auch gesagt, es sei ihm bewusst, dass sein Verhalten grenzüberschreitend gewesen sein könnte.“

Bereits am ersten Prozesstag hatte der Schüler ausgesagt, dem der Schulleiter sich laut Anklage nackt gezeigt haben soll und den er unsittlich berührt haben soll. Der Prozess wird am 4. Juni fortgesetzt.

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