Schüler werben für ihren Beruf

Trier · 40 Schüler der Berufsbildenden Schule im Fachbereich Heilerziehungspflege haben Interessierte bei einem Aktionstag über ihren Beruf informiert. Mit Plakaten, Vorträgen, Filmen und Mitmachmöglichkeiten haben sie einen Einblick in die Arbeit mit beeinträchtigten Menschen gegeben.

 Michelle Reiter (links) und Hannah Lambertz beschäftigen sich mit dem Thema Sexualität bei Menschen mit Behinderung. Beim Aktionstag setzen sie selbst gebastelte Kästchen ein. TV-Foto: Sarah Merz

Michelle Reiter (links) und Hannah Lambertz beschäftigen sich mit dem Thema Sexualität bei Menschen mit Behinderung. Beim Aktionstag setzen sie selbst gebastelte Kästchen ein. TV-Foto: Sarah Merz

Trier. "Die Menschen mit Beeinträchtigungen nehmen einen, wie man ist. Das mag ich an der Arbeit. Ich kann mir auch keine andere vorstellen", sagt Ivy Harris, Schülerin der Berufsbildenden Schule Trier (BBS) im Fachbereich Heilerziehungspflege (Hep). Die 22-Jährige ist eine von insgesamt 40 Schülern des zweiten Lehrjahrs, die den vierten Tag der Heilerziehungspflege organisierten. Sie hatten in Kleingruppen selbst gewählte Themen erarbeitet und Vergleiche gezogen, wie in anderen Ländern mit Menschen mit Beeinträchtigung umgegangen wird.
Wie plant man eine Reise?



Ivy Harris und ihre fünf Gruppenmitglieder beschäftigten sich mit dem Thema Reisen als Mensch mit Beeinträchtigung. Als Beispielländer im Hinblick auf internationale Toleranz für Beeinträchtigte wählten sie Indien und die Türkei. "Wir wollen zeigen, wie Behinderte im Vergleich zu Nicht-Behinderten eine Reise planen, wie sie in die Praxis umgesetzt wird und welche Probleme sich dabei ergeben", sagt Ralf Neisius (41). Er selbst beschreibt seinen Traumberuf so: "Ich will mit Menschen zusammenarbeiten, die auf Hilfe angewiesen sind. Es ist einfach eine ganz andere Art von Arbeit. Man lebt mit ihnen zusammen." Und Eva Morgens (20) fügt hinzu: "Kein Tag ist gleich. Man lernt immer wieder neue Dinge, auch von den Beeinträchtigten. Am meisten schätze ich ihre Herzlichkeit und Dankbarkeit."
"Als Hep muss man bestimmte Dinge im Umgang mit Behinderten beachten. Selbst eine Umarmung kann für sie ein falsches Signal sein", sagt Michelle Reiter (23). Deswegen hat sie sich zusammen mit Hannah Lambertz (22) für das Thema Sexualität bei Menschen mit Behinderung entschieden. Um den Besuchern das Thema Partnerschaft, Liebe und Sexualität näherzubringen, haben die beiden einen spielerischen Umgang gewählt. Auf Zetteln hatten sie unterschiedliche Situationen symbolisch dargestellt, die die Besucher in drei verschiedenfarbige Kästchen einordnen konnten. Gelb stand dabei für unsicher und situationsbedingt, rot für fachlich nicht angemessen und grün für akzeptabel.
Eine weitere Gruppe zeigte, wie Beeinträchtigte in China am normalen Leben teilhaben können. Mit Plakaten und zwei als Chinesen gestalteten Schaufensterpuppen stellten sie zwei Fallbeispiele für Blinde dar. So gibt es auf den Gehwegen in China unter anderem sogenannte Blindenplatten, die mit Rillen oder Noppen den Blinden bei der Orientierung in der Stadt helfen und zum Beispiel anzeigen, wo eine Straße aufhört oder wo eine Ampel steht. Diese Platten konnten die Besucher des Hep-Tages ausprobieren.
Helga Reichel, selbst MS-Betroffene, hielt einen Vortrag über Multiple Sklerose. Weitere Themen waren Schulen für Menschen mit Beeinträchtigung und die Hep-Ausbildung. Udo Sierck hielt einen Vortrag über die sogenannte Krüppelbewegung. Er selbst leidet unter spastischen Lähmungen und ist Mitbegründer der Vereinigung.
Kontakt zur BBS unter Telefon 0651/7184014 oder zu Oliver Jax, Mitglied des Organisationsteams, per E-Mail an oliver.jax@gmx.de , weitere Informationen im Internet: www.bbs-ehs-trier.de
Extra

Die Berufsbildende Schule für Ernährung, Hauswirtschaft und Sozialpflege (BBS EHS) Trier hat 124 Schüler in drei Jahrgängen und ist damit eine der größten Schulen in Rheinland-Pfalz. Vielen ist der Beruf Heilerziehungspfleger (Hep) unbekannt. Deshalb nutzen die Schüler des zweiten Lehrjahrs den Hep-Tag, um den Beruf vorzustellen. Er dient als Begegnungstag mit den neuen Schülern und als Informationsmöglichkeit für Interessierte. Mit zwei Tagen Schule und drei Tagen in einer Einrichtung für Behinderte absolvieren die Schüler drei Jahre lang die Ausbildung zum Hep. Der Beruf bedeutet, beeinträchtigte Menschen in ihrem Leben zu begleiten und zu unterstützen. smz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort