Schulanmeldung: Eltern empört über Absagen aus Schweich - Nur 61 wollen nach Ehrang
Trier/Schweich · Die Schulbehörde ADD und das Bildungsministerium haben sich den Zorn vieler Eltern zugezogen. Diese haben nach den Absagen am Schulzentrum Schweich nur wenige Möglichkeiten, ihre Kinder an anderen Schulen anzumelden.
Trier/Schweich. "Juchhu, du bist angenommen." Das sagte Esther Marx freudestrahlend am 2. März zu ihrem Sohn Luca. Sie konnte zu diesem Zeitpunkt davon ausgehen, dass Luca an der gemeinsamen Orientierungsstufe von Gymnasium und Realschule plus am Schulzentrum Schweich angenommen worden ist. Denn laut Mitteilung der Schule, so berichtet Esther Marx dem Trierischen Volksfreund, könne sie sich einer Aufnahme sicher sein, falls bis 1. März keine schriftliche Absage erfolge. Doch das war ein Trugschluss. Denn am 15. März, zwei Wochen nach Ablauf der Anmeldefrist und drei Tage vor den Osterferien, war die Absage im Briefkasten.Enttäuschung und Tränen
"Die Enttäuschung war groß, es flossen Tränen", sagt Esther Marx. Und die Mutter aus Newel-Butzweiler war bei weitem nicht die Einzige, die ihr Kind nicht an ihrer Wunschschule unterbekommen hat. Fast 100 Schüler werden in Schweich abgewiesen (TV vom 17. März). Die Schulleitung hätte gerne mehr Schüler aufgenommen, aber die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) hat die Klassenstufe 5 in Schweich auf neun Klassen und 225 Schüler begrenzt. Die ADD argumentiert, die Raumkapazität sei nach den Schulbaurichtlinien festgelegt. Und zwar im Hinblick auf den Endausbau des Stefan-Andres-Gymnasiums, der in zwei Jahren erreicht sei.
Mit der Deckelung auf neun Klassen verfolgt die ADD aber auch das Ziel, die Schüler an Schulen zu lenken, die nicht ausgelastet sind. Hier ist in erster Linie das Friedrich-Spee-Gymnasium (FSG) in Trier-Ehrang zu nennen - ein so genanntes G 8-Gymnasium, das Schüler in zwölf Schuljahren zum Abitur führt. Das FSG muss um Schüler kämpfen, die Anmeldezahlen lagen in den vergangenen Schuljahren bei 50 bis 60 Schülern. Auch fürs neue Schuljahr gab es bis Mitte März nur 61 Anmeldungen (siehe Extra). Wenn im Sommer der erste G 8-Abiturjahrgang abgeht (die Oberstufe dauert drei volle Jahre), dann hat die Schule nur noch knapp 400 Schüler. Auch Esther Marx wird ihren Sohn nun voraussichtlich am FSG anmelden, obwohl eine Freundin meinte, dass man ihr auch einen G 9-Platz für Luca anbieten müsse. Momentan sieht es so aus, dass mit Ausnahme des FWG wohl alle Trierer Innenstadt-Gymnasien dicht sind.
Kapazitäten gibt es aber beispielsweise noch an der Blandine-Merten-Realschule, einer Mädchenschule in katholischer Trägerschaft (Anfragen unter Telefon 0651/93803-34).
Von den Absagen in Schweich sind in erster Linie Schüler aus der Verbandsgemeinde Trier-Land betroffen. Wie Esther Marx aus Butzweiler waren auch Eltern aus Trierweiler und Zemmer zunächst von einer Zusage für Schweich ausgegangen.
An einem Infoabend der Schule Ende 2015 sei dies signalisiert worden, berichtet ein Vater. Da sei die Höchstgrenze von neun Klassen ja schon bekannt gewesen. "Dass ausgebildete Pädagogen unsere Kinder bewusst belügen, ist für mich das Schlimmste", so der Vater. Auch Esther Marx ist empört. Sie empfindet es als "bodenlose Frechheit", dass das Mainzer Bildungsministerium erst am Tag nach der Landtagswahl die Schweicher Schule anweist, die Absagen rauszuschicken. Durch den späten Termin werde ihr die Wahlfreiheit für die Schule ihres Kindes genommen.Meinung
Vorurteile machen schnell Schule
Dass die einen Schulen einen guten Ruf genießen und die anderen einen schlechten, das ist rational nicht immer nachzuvollziehen. Vorurteile verbreiten sich rasend schnell, auch von Menschen, deren Kind nie an der ach so schlechten Schule war. Wie ein Chirurg ein ganzes Krankenhaus in Misskredit bringen kann, so kann auch das Verhalten eines Lehrers den Ruf einer Schule ruinieren. Oder es ist die schulische Ausrichtung, die manchen Leuten nicht passt. Letzteres dürfte auch beim FSG eine Rolle spielen. Abitur schon nach zwölf Jahren, noch mehr Lernstress? Dabei hat ein G 8-Gymnasium auch Vorteile. Etwa die gegenüber dem G 9 um ein halbes Jahr längere Oberstufe, die auf das Abitur vorbereitet. Die späten Absagen für in Schweich angemeldete Schüler sind nicht in Ordnung. Und falls die Regierung das aus wahltaktischen Gründen so gesteuert haben sollte, ist das skandalös. Nur: Ohne Schülerlenkung geht's nicht, denn Vorurteile gegen bestimmte Schulen wird es immer geben. a.follmann@volksfreund.deExtra
Gymnasien Trier: Max-Planck-Gymnasium (MPG): 112 (mit Sportklasse), Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG): 112 plus 21 Hochbegabtenklasse, Humboldt-Gymnasium Trier (HGT): 112, Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG): 112, Friedrich-Spee-Gymnasium Trier (FSG): 61, Angela-Merici-Gymnasium(AMG): 80, Integrierte Gesamtschule Trier (ISG): 112. Schweich: Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG): 57, Stefan-Andres-Gymnasium (SAG): 225. Gymnasium Hermeskeil: 92, IGS Hermeskeil 81: Saarburg: 161, Konz: 105 Realschulen plus Trier: Nelson-Mandela: 52 (Kapazität 100), Kurfürst-Balduin: 33 (75), Trier-Ehrang: 47 (100), Waldrach: 34 (75), Kell/Zerf: 16 (75). alf(Stand 16.3., Quelle: ADD)
