Schuld und Vergebung

Gell, Papa, die darf mich nicht einfach so schubsen, dass ich umfalle?", versichert sich meine Tochter. Nein, das darf sie nicht. Oft genug reden wir darüber, was "man" darf und was nicht. Das ist nicht nur für Kinder interessant.

In dieser Woche wurde öffentlich über Moral und Gebote in den Kirchen diskutiert. Alkoholisiert ins Auto steigen und losfahren, sexueller Missbrauch - das darf nicht sein. Und wer es trotzdem tut, muss die Verantwortung dafür übernehmen und wird zu Recht bestraft.

Die Gesellschaft insgesamt diskutiert seit Wochen über die Frage: Was ist erlaubt? Beim Bundeswehreinsatz in Afghanistan oder dem Ankauf gestohlener Daten von Steuersündern ist es nicht mehr so einfach wie bei vielen kindlichen Auseinandersetzungen. Die Zehn Gebote geben die Richtung vor. Darauf bauen seit Jahrtausenden unsere Gesetze und Regeln auf. Prinzipiell gilt: Was mir und anderen schadet, ist verboten. Und wer dagegen verstößt, muss die Folgen tragen, mit seiner Schuld zurechtkommen, sich entschuldigen. Das ist nicht immer einfach. Weder für Kinder noch für Erwachsene. Einzusehen, ich habe Fehler gemacht, und sich das einzugestehen ist schwer. Noch schwerer ist es, wenn Zweifel quälen oder die Alternative nur die zwischen Pest und Cholera ist.

Grundsätzlich ist es gut, dass in Kirche und Gesellschaft öffentlich über Moral und Ethik diskutiert wird. Dabei geht es auch um die Frage, welche Auswirkungen mein Handeln für andere hat. Wichtig ist mir dabei auch: Wenn ich schuldig geworden bin, lebe ich von der Vergebung Gottes. Und davon, dass mir andere vergeben. Ich muss für meine Taten und Fehler geradestehen. Aber ich weiß auch, dass Gott mich immer mit offenen Armen empfängt. will/dr

Pfarrer Dr. Jörg Weber, Trier

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