Schulkonzept ruht in der Schublade

Trier · Die großen Sanierungsprojekte Integrierte Gesamtschule und Auguste-Viktoria-Gymnasium binden derzeit Personal und Geld der Stadt Trier. Der Schulentwicklungsplan kommt nicht voran, und die Aufsichtsbehörde ist gegen eine Zusammenlegung der Grundschulen Ehrang und Quint.

Ganze drei von 23 Grundschulstandorten will die Stadt Trier künftig einsparen. Doch selbst dieser Minimalkonsens der Stadtratsmehrheit vor gut einem Jahr ist seit Donnerstagabend öffentlich infrage gestellt. Denn während Kürenz in die Ambrosius-Schule (Trier-Nord) integriert wurde und Reichertsberg mit Pallien fusionieren soll, hat sich die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier gegen eine Fusion der Grundschulen Ehrang und Quint am Standort Mäusheckerweg ausgesprochen. Auch ein Neubau kommt demnach nicht infrage. Allenfalls bei abnehmenden Schülerzahlen in Quint würde die ADD prüfen, die Quinter Schule im bestehenden Ehranger Schulgebäude auslaufen zu lassen.

Das teilte Triers Schuldezernentin Angelika Birk (Grüne) am Donnerstagabend dem Stadtrat mit, verpackt in der Antwort auf umfangreiche Anfragen von SPD und Linken.

Brandschutz besitzt Priorität

Birks Tenor: "Die personellen und finanziellen Ressourcen für Schulbau fließen derzeit an erster Stelle in die schon vor dem Schulentwicklungsplan beschlossenen Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen Integrierte Gesamtschule und Auguste-Viktoria-Gymnasium, an zweiter Stelle in unaufschiebbare Brandschutzmaßnahmen." In Vorbereitung seien die Erweiterung der Grundschulen Tarforst und Feyen sowie Klassencontainer an der Kurfürst-Balduin-Realschule plus und an der Grundschule Heiligkreuz. Dauerhafte Lösungen für die Zusammenlegung Reichertsberg/Pallien sowie die schimmelbelastete und stark sanierungsbedürftige Egbert-Schule in Trier-Ost sieht Birk bis 2018 nicht: "Wir müssen uns also etwas einfallen lassen." Und: Die Zusammenarbeit zwischen den Dezernaten II (Schulen) und IV (Bauen) müsse "effizienter und transparenter" gestaltet werden.

Sven Teuber (SPD) folgerte aus der Antwort: "Wir müssen mehr Druck ausüben." Der Rat hätte über die ADD-Aussage zu Ehrang/Quint schon lange informiert werden sollen.

"Wir haben nichts schriftlich"

In den Monaten zuvor hatten Ratsmitglieder in verschiedenen Gremien nach der Reaktion der ADD gefragt, jedoch nur ausweichende Antworten bekommen. Auf eine gezielte TV-Anfrage antwortete die Verwaltung am 19. Februar: "Es gibt keine Stellungnahme der ADD zum Schulentwicklungsplan." Im Stadtrat präzisierte Birk: "Wir haben bisher nichts schriftlich. Bevor die ADD es nicht deutlich sagt, wollte ich die mündliche Reaktion nicht weitergeben. Erst in 2014 gab es ein klärendes Gespräch."Meinung


Mit leeren Händen
Von Marcus Hormes

Bürgermeisterin Angelika Birk hat im Stadtrat nach Kräften versucht, das Bemühen der Verwaltung beim Umsetzen des Schulentwicklungsplans deutlich zu machen. Doch vorzuweisen hatte sie praktisch nichts, wobei sie auch für das ebenfalls beteiligte Baudezernat von Simone Kaes-Torchiani den Kopf hinhielt.

Dass es sich um eine Herkulesaufgabe handelt, die vielen Punkte des Konzepts abzuarbeiten, ist unbestritten. Umso mehr gilt es, politische Tretminen nicht unnötig im Boden versteckt liegen zu lassen. Das Veto der ADD zur Fusion Ehrang/Quint ist eine solche Tretmine. Birk mag die Sprengkraft erkannt haben, schloss aber offenbar daraus, es sei vorläufig besser zu schweigen. Ihre Angaben gegenüber Ratsmitgliedern ließen diese im Dunkeln tappen, ebenso die Öffentlichkeit und vermutlich auch die betroffenen Schulgemeinschaften.

Im Stadtrat am Donnerstagabend ging die Mine hoch - und mit ihr wieder ein Stück vom inzwischen schon überholten Schulentwicklungsplan.
<strong>m.hormes@volksfreund.de
Extra


Raummangel an Gymnasien: Einstimmig beschloss der Stadtrat einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen: "Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, wie der Raummangel in den Gymnasien behoben und mit welchem Planungskonzept der Raumbedarf ab dem Schuljahr 2015/16 gedeckt werden kann."

Ratsmitglied Hans-Alwin Schmitz (FWG) schilderte beispielhaft die "prekäre Situation" am Humboldt-Gymnasium: "Es hält unheimlich auf, wegen einer Doppelstunde Sport vom HGT zur Arena zu fahren. Da bleibt nur eine Stunde Unterricht übrig."

Gerd Dahm (Grüne) regte an, Schulprofile so abzustimmen, dass nicht einige Schulen überliefen und andere zu wenig Schüler hätten: "Und man kann auch komplette Schulgebäude tauschen." cus

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