Schulschach gegen Schulstress

OLEWIG. Regelmäßiges Schachspiel verbessert die Konzentration, die Wahrnehmung und auch das logische Denken. So behaupten es wissenschaftliche Untersuchungen. Die Grundschule Olewig wollte es wissen und hat vor vier Jahren eine Schulstunde Schach pro Woche eingeführt. Mit Erfolg, wie die Ergebnisse von zwei Studien zeigen.

 Schachmatt dem Pisa-Schock: An der Grundschule Olewig soll das regelmäßige Schachspiel die Schulleistungen der Kinder verbessern. Den Viertklässlern macht's Spaß: Valeria Karsch und Polina Ostapenko (vorne von links). Teresa Elenz und Annika Rommel (im Hintergrund von links). TV-Foto: Gernot Ludwig

Schachmatt dem Pisa-Schock: An der Grundschule Olewig soll das regelmäßige Schachspiel die Schulleistungen der Kinder verbessern. Den Viertklässlern macht's Spaß: Valeria Karsch und Polina Ostapenko (vorne von links). Teresa Elenz und Annika Rommel (im Hintergrund von links). TV-Foto: Gernot Ludwig

In jedem Jahr werden an allen Grundschulen in ganz Deutschland Arbeiten in den Fächern Deutsch und Mathematik geschrieben. Das Ganze geschieht in den vierten Klassen und nennt sich "Vera" (Vergleichsarbeiten in der Grundschule). Diese Studie gibt den Lehrern die Möglichkeit, die Ergebnisse ihrer Zöglinge mit denen von Gleichaltrigen in anderen Bundesländern zu vergleichen. Beim vergangenen Test im Dezember hatte die vierte Klasse der Olewiger Grundschule besonders gut abgeschnitten. Beim Leseverständnis waren die Kinder zweieinhalbmal so gut wie der Landesdurchschnitt. Beim Sprachverständnis sogar dreimal so gut und in Mathematik mehr als doppelt so gut wie der Schnitt der rheinland-pfälzischen Kinder. Das ist für Kurt Lellinger eindeutig das Ergebnis des jahrelangen und kontinuierlichen Schachspiels an der Schule. Lellinger ist der Gründer der "Deutschen Schulschachstiftung" und hat sich maßgeblich dafür eingesetzt, dass das "Spiel der Könige" in Olewig als reguläre Schulstunde eingeführt wurde. "Im Rahmen eines Qualitätsverbesserungsprogramms, das alle Grundschulen einführen mussten, um dem Pisa-Schock Herr zu werden, hat man sich damals in Olewig für Schach entschieden. Dafür wurde eine Mathestunde in der Woche geopfert. Wir wussten natürlich nicht, ob dies sinnvoll sein würde. Heute kann man sagen, dass sich dieser Mut gelohnt hat." Etwas vorsichtiger interpretiert die Schulleiterin Priska Fischer die Ergebnisse: "Ich sehe auch, dass die Zahlen für unsere Schule sehr ordentlich ausfallen, aber ich denke, es ist noch zu früh, um zu sagen, dass die guten Ergebnisse einzig auf den Schachunterricht zurückzuführen sind." Sie will erst einmal den nächsten Vera-Test abwarten. Ihre Schule ist übrigens die erste in der Stadt, die das Schachspiel obligatorisch als Schulstunde eingeführt hat, während es das uralte Brettspiel an vielen anderen Trierer Schulen immerhin in Form von freiwilligen AGs gibt.Begleitet von der Universität Trier

Das Projekt an der Olewiger Grundschule begann im Schuljahr 2003/04 und wurde von Anfang an von der Universität Trier begleitet, und zwar vom "Zentrum für psychologische Diagnostik, Begutachtung und Evaluation". Die Psychologen haben im Lauf der Jahre zu verschiedenen Zeitpunkten Intelligenz- und Leistungstests gemacht. Die Leiterin des Projekts ist die Professorin Dr. Sigrun-Heide Filipp. Die Wissenschaftlerin: "Zum einem haben wir herausgefunden, dass schwach geförderte Kinder am meisten vom Schach profitieren. Im Verhältnis deutlich mehr als leistungsstarke Schüler. Zum anderen ist es grob gesagt so, dass der Schachunterricht wesentlich die Wahrnehmungsfähigkeit und damit die Aufmerksamkeit und Konzentration steigern kann, was man aus dem Vergleich mit einer anderen Schule folgern kann." Die Psychologen hätten nämlich ihre Tests auch parallel an einer Grundschule gemacht, an der nicht regelmäßig Schachunterricht erteilt wird. Auftraggeber der Studie ist die "Deutsche Schulschachstiftung" und deren Ehrenvorsitzender Kurt Lellinger. Unter anderem für sein Engagement in Sachen Schulschach hat er 2005 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Über die Ergebnisse der Uni-Studie will er jetzt ADD und Kultusministerium unterrichten.

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