Schwach & Sinn: Der Name bleibt, das Konzept ist neu

Trier · Vor rund einem Jahr hat eine jahrzehntelange Ära in Triers Kneipengeschichte geendet: Das Schwach & Sinn hat dichtgemacht. Doch es geht weiter - allerdings völlig anders.

Trier. Es hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen: das Schwach & Sinn schließt. Über die Gründe wurde damals, vor einem Jahr, nur spekuliert - die Wirtin und Betreiberin wollte sich dazu nie äußern. Ohne viel Tamtam zog sie einen Schlussstrich.
Damit ging eine einzigartige Geschichte zu Ende: Im Februar 1982 hatten sechs Pädagogikstudenten in der Maximinstraße 17 das Schwach & Sinn gegründet. Zum einen wollte die innovative Gruppe eine Anlaufstelle für Menschen mit Problemen schaffen und zum anderen mit einer Kneipe den Lebensunterhalt verdienen.
Ursprünglich sollte das Stadtteilprojekt im damaligen sozialen Brennpunkt Trier-Süd beheimatet sein. Doch dann wurde der Plan in den frei gewordenen Räumen der legendären Jazzkneipe Hamburger Hof umgesetzt. Bis zum Aus der Kultkneipe wurde dort viel diskutiert, politisiert, informiert, Musik gemacht und gefeiert.
Wer heute das Schwach & Sinn betritt, dem schlägt statt rauchgeschwängerter Luft der Duft von frischgebackenem Apfelkuchen entgegen. Vor rund acht Monaten hat das Ehepaar Christian (43) und Sabine Kernbach (46) die Kultkneipe widerbelebt. Der Name ist geblieben, hinzugefügt haben die Gastronomen jedoch Kernbachs Gasthaus. Aber die Trierer gehen nach wie vor ins Schwach & Sinn.
Die beiden zusätzlichen Wörter sind Programm. "Wir wollen mehr Gasthaus sein", sagt der Koch, bevor er selbstgebackenes Brot aus dem Ofen zieht. So haben die neuen Betreiber zum Beispiel Moseltapas kreiert. "Damit kann man sich durch die Trierer Esskultur schnasen", sagt der Koch. Schnasen heiße probieren.
Sabine Kernbach ist gelernte Restaurantfachfrau und Hotelbetriebswirtin sowie Ur-Triererin. "Ich verlasse Trier nur zum Urlaubmachen oder wenn ich zum Tanken nach Luxemburg fahre", sagt sie. Ihr Mann stammt aus Hannover und kam als Sechsjähriger nach Trier.
Das Paar schwört auf die Moselstadt, auf gemeinsames Essen, Abende mit Live-Musik und "la familia" wie Sabine Kernbach ihre Familie nennt.
Auch der Papa der Gastronomin macht hin und wieder Musik im Gasthaus, die Servicekräfte sind Verwandte, die Ex-Schwägerin huscht beim Vorbeigehen auf ein Hallo herein.
Kommen noch Stammgäste von früher? "Wenige", sagt die Wirtin. Das Publikum habe sich verändert. Und Christian Kernbach bemerkt: "Viele Studenten bringen jetzt ihre Eltern mit." kat

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