Schwangerschaftsdiabetes

Ein Schwangerschaftsdiabetes entsteht bei jeder 20. Schwangerschaft, wenn die Bauchspeicheldrüse den durch die Schwangerschaftshormone erhöhten Insulinbedarf nicht mehr bewältigen kann. Die Schwangere bemerkt die zumeist geringe Blutzuckererhöhung nicht.

Das Kind hingegen nimmt sie wahr und beginnt, vermehrt Insulin zu bilden. Das gesteigert gebildete Insulin löst ein beschleunigtes Wachstums des Kindes aus, das Geburtsgewicht nimmt auf 4000 Gramm und mehr zu. Es besteht kein Fehlbildungsrisiko für das Kind, es ist bei der Geburt auch nicht zuckerkrank. Nach der Geburt braucht die an ständige Insulinabgabe gewöhnte kindliche Bauchspeicheldrüse einige Tage, um sich an eine normale Dosis zu gewöhnen. Bis dahin besteht die Gefahr, dass der kindliche Blutzuckerspiegel auf gefährliche Werte abfällt. Bei frühzeitiger Erkennung des Schwangerschaftsdiabetes lassen sich die Risiken für das Kind weitgehend verhindern. Leider ist ein Suchtest auf Schwangerschaftsdiabetes in den Mutterschaftsrichtlinien noch immer nicht vorgesehen. In der Region Trier nehmen die Gynäkologen den Test jedoch auf freiwilliger Basis vor; einige Krankenkassen bezahlen. Wird ein Schwangerschaftsdiabetes gefunden, erhält die Schwangere ein Blutzuckermessgerät und ermittelt zu Hause ihren Blutzucker. Die Messwerte sind Grundlage einer ausführlichen Ernährungsberatung. Spezielle Diätprodukte sind nicht erforderlich. Reicht ein Umverteilen der Nahrungsmittel auf viele kleine Mahlzeiten nicht aus, lernen die Schwangeren, sich selbst Insulin zu spritzen. Blutzucker senkende Tabletten können nicht gegeben werden. Bei frühzeitiger Behandlung entwickelt sich das Kind normal, die Entbindung findet in der 40. Schwangerschaftswoche auf natürlichem Weg statt. Allerdings empfehlen die medizinischen Fachgesellschaften, dass zuckerkranke Schwangere in Krankenhäusern entbinden sollten, die eine Kinderklinik haben. Mit der Geburt des Kindes bildet sich der Schwangerschaftsdiabetes zurück, auch das Insulinspritzen kann beendet werden. Prinzipiell besteht ein erhöhtes Risiko, im späteren Leben einen "Alterszucker" zu bekommen. Die in der Schwangerschaft erlernte gesunde Ernährung und eine Ausdauersportart schützen allerdings davor - nicht nur die Mutter, sondern auch den Vater und das Kind. Dr. Dieter Braun, Internist/Endokrinologe, Diabetologe, KrankenanstaltMutterhaus der Borromäerinnen, Trier

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