Schweicher Kettenbriefe ein Fall für die Staatsanwaltschaft

Schweich · Die schockierende Nachricht, die Schweicher Schüler auf ihr Handy geschickt bekommen haben, beschäftigt jetzt auch die Staatsanwaltschaft. Die Chancen, den Täter zu fassen, stehen schlecht. Ein Grund mehr für Schulen und Jugendbetreuer, auf Prävention zu setzen.

 Nicht nur als Textbotschaften verbreiten sich die Droh-Kettenbriefe - auch als Audio-nachricht kursierte das Ganze in Schweich.

Nicht nur als Textbotschaften verbreiten sich die Droh-Kettenbriefe - auch als Audio-nachricht kursierte das Ganze in Schweich.

Foto: Friedemann Vetter

Vor allem an Schulen in Niedersachsen hat die unheimliche Sprachbotschaft bisher die Runde gemacht, nun ist sie auch auf Handys von Schweicher Schülern aufgetaucht. Der besorgte Vater einer zehnjährigen Schülerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) hat den Vorfall bei der Schweicher Polizei gemeldet. Man habe daraufhin die Staatsanwaltschaft um Prüfung gebeten, teilt Dienststellenleiter Harald Licht mit. Auch Freundinnen der Zehnjährigen sollen die kettenbriefartige Audiobotschaft erhalten haben.

Versendet wird die Nachricht über das Handyprogramm WhatsApp. Die Computerstimme klingt neutral, fast so wie bei einem Navigationsgerät. Um so bedrohlicher ist der Inhalt: "Hi, ich bin Nico und bin neun Jahre und habe keine Hände mehr und mein Gesicht ist voller Narben und Blut" - so beginnt die Schreckensnachricht. Und weiter: "Wenn du diese Nachricht nicht an 20 Leute verschickst, komme ich um null Uhr zu dir."

Die Stimme droht damit, die Empfänger selbst oder auch Familienangehörige zu töten, wenn man der Forderung der Weiterversendung nicht nachkommt.

Viele Kinder und Jugendliche geraten in Panik, schicken die Nachricht schnell weiter und verängstigen so ihre Freunde und Klassenkameraden.

Das Phänomen der Hoax-Mails habe viele Varianten, sagt Harald Licht. Mal als Scherz, mal als Schockmeldung verschickt, sei es quasi unmöglich, die Kette zurückzuverfolgen und den Absender ausfindig zu machen. Auch die strafrechtliche Einordnung sei schwierig: "Möglicherweise ist der Anfangsverdacht einer Nötigung erfüllt."

Am Dienstag, als das Polizeipräsidium Trier über die Schweicher Kettenbriefe informierte, tagte zufällig der runde Tisch Präventionsarbeit in Schweich. Vor Lehrern und Jugendbetreuern spielte die Polizei auch die Audiobotschaft von "Nico" ab.

Wichtig sei es, den Jugendlichen die Angst vor solchen Botschaften zu nehmen, sagt Dirk Marmann, Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Schweich. Auf Infoabenden und Workshops des Jugendbüros der VG sei Medienkompetenz ein Dauerbrenner. Neben Datensicherheit werde auch der Umgang mit schockierenden Inhalten vermittelt. Eingebunden sei dabei die Trierer Suchtberatungsstelle "Die Tür" mit ihrem Programm "Gute Seiten, schlechten Seiten". Den Jugendlichen, die Kettenbriefe erhalten, rät Marmann: Kontakt zu Vertrauenspersonen suchen und die Mail löschen.

Der Umgang mit dem Internet, darunter auch das richtige Verhalten bei "Attacken" wie Kettenbriefen oder dem Auftauchen von Spam-Mails, werde im Unterricht vermittelt, sagen die Leiter des Stefan-Andres-Gymnasium Schweich und der Realschule plus, Raimund Mirz und Jürgen Nisius. Von den WhatsApp-Kettenbriefen sei ihnen weder von Lehrer- noch von Schülerseite etwas zu Ohren gekommen. Vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Schweich war am Mittwoch keine Stellungnahme zu erhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort