Schweicher Schüler feiern Lichterfest

Schweich · Das jüdische Lichterfest Chanukka haben Mittelstufenschüler der Levana-Schule Schweich gemeinsam mit ihren Eltern und Lehrern gefeiert. Ein ganzes Schuljahr lang lernen die Kinder im Rahmen des Schulwettbewerbs "Trialog der Kulturen" die unterschiedlichen Bräuche im Judentum, Christentum und Islam kennen.

Schweich. Es ist still im Raum. Und fast dunkel. Nur die acht Kerzen am jüdischen Chanukka-Leuchter brennen. Die haben die acht Schüler vor ein paar Minuten ganz vorsichtig mit der Helferkerze angezündet. Lehrerin Elvira Dupre liest den Segensspruch des Tages vor. "Für jeden der acht Tage, an dem die Juden Chanukka feiern, wird eine Kerze angezündet und ein Segensspruch vorgetragen", erklärt sie den Eltern. An Chanukka feiern die Juden die Befreiung des salomonischen Tempels durch Judas Makkabäus im Jahr 164 vor Christi Geburt. Und zur Erinnerung wird der Leuchter in jedem Haus vors Fenster gestellt.
Unter 100 Schulen ausgewählt


Es riecht nach frisch gebackenen Sufganiots, einer Art Krapfen, die auf den Tischen neben den Plätzchen liegen. Und weil Chanukka ein ausgelassenes Fest ist und die Juden seit jeher ausgelassen zu feiern wissen, tanzen die Kinder zum Shalomlied im Kreis und haben sichtlich Spaß. Elvira Dupre belohnt sie mit "Dreideln", Kreiseln mit vier Buchstaben aus dem hebräischen Alphabet.
Es ist das erste Mal, dass sich die Levana-Schule gemeinsam mit 21 anderen Schulen aus Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland am "Trialog der Kulturen" beteiligt. "Wir sind die erste Schule mit geistig und körperlich gehandicapten Kindern, die mitmacht und unter 100 Schulen von der Herbert-Quandt-Stiftung ausgewählt worden ist", sagen die Pädagogen nicht ohne Stolz. "Unsere Schüler sollen lernen, über den Tellerrand zu schauen!" Für das Lehrerteam, das die Mittelstufenklasse betreut, war es wichtig, den Kindern im Alter zwischen zehn und 13 Jahren nicht nur die verschiedenen Religionen mit ihren Feiertagen nahezubringen, sondern auch die unterschiedlichen Kulturen mit ihren Schriften, Zahlen und Sprachen, mit Musik, Tänzen und Kleidung.
So haben sie, erzählt der zwölfjährige Leon, die Synagoge in Trier besucht und die Moscheen in Trier und Wittlich. "Im Ramadan haben wir eine Fastensuppe gekocht und unsere sechs muslimischen Schüler aus den anderen Klassen dazu eingeladen", erzählt Thomas Pätz. Das jüdische Laubhüttenfest sei in einer selbst gebauten Laubhütte draußen auf dem Schulgelände gefeiert worden genau wie Jom Kippur, das große Versöhnungsfest.
Das Thema rund um die Entstehung der verschiedenen Religionen sei für die Kinder sehr spannend, aber eben auch schwierig. "Für uns Lehrer bedeutet das, dass wir uns ganz auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten unserer Schüler einlassen." Schon der Kalender, der im Klassenraum von Wand zu Wand reicht, und an dem man die Feste und die unterschiedliche Zeitrechnung von Juden, Christen und Moslems ablesen kann, lässt erahnen, dass die Schüler hier mächtig gefordert sind. "Die Christen leben nach dem Gregorianischen Kalender im Jahr 2011, die Juden im Jahr 5771, die Muslime im Jahr 1431", liest eine Mutter interessiert und bewundert die filigranen arabischen Schriftzeichen im Koran, während sich ihr Mann eine Thora-Rolle betrachtet.
Christopher und Alexander haben es sich längst in einer Ecke gemütlich gemacht. Die Zuckerspur auf dem Tisch verrät, wo der Teller mit den leckeren Sufganiots gestanden hat. "Happy Chanukka!"
Extra

Seit 2005 gibt es den Schulwettbewerb "Trialog der Kulturen", der ein ganzes Schuljahr hindurch läuft und in diesem Jahr unter dem Motto steht: "Meine, deine, unsere Welt - wie gestalten wir die Zukunft?" Den Trialog halten Judentum, Christentum und Islam. Die Schweicher Levana-Schule ist die erste Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung, die an dem Wettbewerb teilnimmt. Jede der 21 Schulen bekommt ein Startgeld von 3500 Euro für das Projekt. Eine Jury bewertet zum Schluss die kreativsten Beiträge. sbn

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