Stadtentwicklung In Schweich soll der ständige Durchgangsverkehr ausgebremst werden

Schweich · Der Schweicher Stadtrat begrüßt Vorschläge zur Umgestaltung von Brücken- und Richtstraße. Eine Bürgerbeteiligung ist geplant.

Aktuell ist die Schweicher Innenstadt geprägt vom ständigen Durchgangsverkehr.

Aktuell ist die Schweicher Innenstadt geprägt vom ständigen Durchgangsverkehr.

Foto: Knopp Friedhelm

Mit einem Beschluss zum Thema „Künftige Nutzung/Gestaltung der L-141-Ortsdurchfahrt“ hat der Schweicher Stadtrat in jüngster Sitzung eine Richtungsentscheidung für die langfristige Fortentwicklung des Stadtkerns getroffen. Einstimmig sprach sich der Rat für Pläne aus, die Strecke zwischen dem Kreisel am Rathaus und der Einmündung Bahnhofstraße für den Durchgangsverkehr so beschwerlich und unattraktiv zu gestalten, dass dies zu einem Ausweicheffekt auf die Entlastungsstraße führen wird. Das Etikett „unattraktiv“ soll aber nicht für die innerörtlichen Nutzer dieser Geschäftsstraßen gelten – egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto unterwegs. Und eine reine Fußgängerzone ist auch nicht vorgesehen.

Präsentation einer Lösung Wie die Lösung aussehen könnte und wie man schon in ähnlichen Fällen anderenorts an die Sache herangegangen ist, darüber informierte vor der Aussprache Sven Thiesen von der Tourist-Information Römische Weinstraße. Für seine Dokumentation hatte sich Thiesen mit den verkehrsrechtlichen Möglichkeiten befasst und sich in zahlreichen Gemeinden umgeschaut, die früher vor der gleichen Verkehrsproblematik standen.

Bauliche Veränderung an Straßen Doch warum wird in Schweich dieses Thema plötzlich so intensiv aufgegriffen? Große Hoffnungen hatte man dort einst in den Bau der Entlastungsstraße K 39 (Westumgehung) gesetzt. Die Straße zwischen Stadtrand und Bahn sollte den stetigen Durchgangsverkehr auf der L-141-Ortsdurchfahrt am nordwestlichen Stadtrand vorbeileiten. Diese Hoffnung erfüllte sich nur teilweise. Für den Verkehr aus und in Richtung Trier-Ehrang bedeutet die Entlastungsstraße eine spürbare Abkürzung. Doch für den Verkehr in und aus Richtung A 602 erscheint  die Fahrt quer durch Schweich nach wie vor als die kürzere und schnellere Alternative.

Ändern ließe sich dieser Zustand nur durch eine baulich starke Veränderung von Brücken- und Richtstraße, wodurch sie für den Durchgangsverkehr unattraktiv würden. Dazu fehlt derzeit der Stadt aber die Berechtigung. Noch ist die Durchfahrt eine Landesstraße (L 141), auf der – wie die Bezeichnung schon sagt – bei allen verkehrstechnischen Veränderungen das Land das Sagen hat. Allerdings scheint dies nicht in Stein gemeißelt zu sein, wie Stadtbürgermeister Lars Rieger zu Beginn der Ratssitzung beim Punkt  „Mitteilungen“ anklingen ließ. Ein Verfahren sei in die Wege geleitet, die Ortsentlastungsstraße K 39 in nicht allzu ferner Zukunft zur Landesstraße aufzuwerten. Im gleichen Zug könne die heutige L-141-Ortsdurchfahrt zur Gemeindestraße herabgestuft werden.

Rieger: „In Hinblick darauf sollte man sich schon heute über die spätere Nutzung Gedanken machen und mit der Planung beginnen.“

Danach erläuterte Sven Thiesen zunächst den Ist-Zustand der heutigen Ortsdurchfahrt und zeigte machbare, nach der Straßenbauordnung mögliche Alternativen, wie aus der Durchgangsstraße mit verhältnismäßig breiter Fahrbahn und knappen Bürgersteigen eine Fläche zum gleichberechtigten Zusammentreffen aller Verkehrsarten werden kann. Trotzdem gilt hier weiter das Trennungsprinzip, wonach die Fahrbahn für Autos und Radfahrer optisch eindeutig vom Gehweg abgetrennt sein muss, Fußgänger die Straße nicht in ihrer ganzen Breite nutzen dürfen und auch die Ansprüche des ruhenden Verkehrs zeitlich und räumlich zu regeln sind. Das englische Wort dazu heißt „Shared Space“ und bedeutet sinngemäß auf Deutsch soviel wie „miteinander geteilter (Verkehrs-)Raum“.

Zusammengefasst nennt Thiesen folgende Umgestaltungsziele: Brücken- und Richtstraße für die innerörtliche Nutzung umgestalten. Die heute fast geradlinige Durchfahrt muss durch entsprechende Umbauten zum zentralen Schweicher Einkaufs- und Geschäftsbereich werden. Dabei seien auch alle anliegenden Plätze (etwa Spielesplatz/Kirchenvorplatz, Synagogenvorplatz, Platz vor der Tourist-Information) einzubinden.

Bürgerbeteiligung angeregt Im Ergebnis soll der gesamte Straßenzug zu einer für Kunden und  Besucher attraktiven und auch motorisiert erreichbaren (zum Einladen etwa) Zeile werden. Sie muss dazu aber für reine Durchfahrer in eine zeitraubende, etwa mit Tempo 20 beschränkte Strecke ohne Vorrang für Autos umgestaltet werden.

Wichtig: Heute sorgt am Platz vor dem Rathaus ein Kreisel für die Fahrt in alle Richtungen, auch geradeaus durch die Ortsdurchfahrt. Ein entscheidender Teil der Planung wäre, hier für die aus Richtung Mosel/A 602 Kommenden eine abknickende Vorfahrt von der Brückenstraße in die Bernhard-Becker-Straße zu verlegen. Die gleiche Regelung in der Gegenrichtung wäre eine abknickende Vorfahrt vom Ende der Richtstraße in die Bahnhofstraße.

Alle Fraktionen stimmten der angedachten Planung zu. Allerdings empfahlen die Fraktionssprecher Jonas Klar (CDU), Johannes Lehnert (FWG) und Achim Schmitt (SPD), dass es zu dem städtebaulich komplexen Thema eine öffentliche Diskussion und eine Bürgerbeteiligung geben müsse.

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