Schwierige Überzeugungsarbeit

TRIER. Auf dem Trierer Hauptmarkt trafen sich gestern viele der 80 Ärzte, die am Protesttag ihre Praxis geschlossen hatten. Sie suchten dabei aktiv das Gespräch mit den Patienten und bekamen einiges zu hören.

 Wortgefechte: Dr. Friedel Schulz im Gespräch mit Passanten auf dem Hauptmarkt.Fotos: Friedemann Vetter

Wortgefechte: Dr. Friedel Schulz im Gespräch mit Passanten auf dem Hauptmarkt.Fotos: Friedemann Vetter

Regen,Kälte, Wind. Schauriger hätte das Wetter für eine solche Aktionnicht sein können. Und so verschwanden die T-Shirts derVertragsärztlichen Vereinigung schnell wieder unter dickenMänteln und Parkas, sobald sie öffentlichkeitswirksam vorlaufenden Kameras und fröstelnden Pressevertretern präsentiertwaren. Ärzte im Streik, so etwas lockt die Medien. Da taucht der öffentlich- rechtliche Sender des Landes schon mal mit mehreren Teams auf, um auch wirklich sachgerecht berichten zu können. Und so waren kurz nach 12 Uhr mehr Journalisten an dem Pavillon-Zelt anzutreffen als Patienten, die doch ausführlich über die Protestaktion informiert werden sollten.

Diskussionen erwünscht

"Wir wollen die Öffentlichkeit über die Einschnitte im Gesundheitswesen informieren, die durch

bundespolitische Planung auf sie zukommen", formulierte Dr. Michael Siegert, Vorsitzender der Vertragsärztlichen Vereinigung, in die Mikrofone. "Wir erwarten kontroverse Diskussionen mit den Patienten. Aber das ist gewollt."

Der Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Denn auch wenn angesichts des Wetters nicht allzu viele Passanten über den Hauptmarkt huschten und noch weniger am Infostand der Ärzte halt machten: Wer sich auf eine Gespräch einließ, wollte entweder ausführliche Informationen bekommen. Oder er suchte mehr oder weniger aggressiv das Wortgefecht, um sich über die seiner Meinung nach überflüssige, vielleicht sogar verwerfliche Aktion der Mediziner zu beklagen.

Denn etwa 80 Arztpraxen in der Region, die meisten davon in der Stadt und im Kreis Trier-Saarburg, blieben an diesem Tag geschlossen. Um die medizinische Versorgung in jedem Fall zu sichern, hatte die Notdienstzentrale St. Irminen bereits ab 8 Uhr geöffnet. Wie Dr. Friedel Schulz am Nachmittag berichtete, suchten genau acht Patienten dort Hilfe.

40 Ärzte sollten im Lauf des Nachmittags den Weg auf den Hauptmarkt finden. Michael Siegert äußerte sich darüber zufrieden. "Da der Infostand eine recht spontane Aktion war, bin ich mit der Resonanz zufrieden." 220 der 650 niedergelassenen Ärzte im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Trier sind bei den Vertragsärzten engagiert. Sie streiten als politischer Akteur der KV gegen überbordende Bürokratie, für mehr Mitsprache bei der Gesundheitsreform, für das Arztgeheimnis und vor allem für ein Prinzip der Kostenerstattung.

"Damit könnten Patienten die Leistungen der Ärzte nachvollziehen und eine kontrollierbare Rechnung nach der Gebührenordnung für Ärzte erhalten", verdeutlichte Siegert.

Den Patienten würde dann auch vor Augen geführt, für welche Beträge Ärzte arbeiten. Ein aktuelles Beispiel dafür bot der Aktionstag auch: So sollte das Honorar für die Leistungen der Notdienstzentrale an diesem Vormittag für einen guten Zweck gespendet werden.

Für die Vertragsärztliche Vereinigung dürfte dies ein Zuschuss-Geschäft werden. Denn die 80 Euro, die die acht Patienten in die Kasse bringen, decken kaum die Kosten für Miete und Sprechstundenhilfe.

Die Protestaktionen, bei denen es erst in zweiter Linie um Nullrunde und effektive Verluste in den Arztpraxen geht, werden fortgesetzt. Wie, darüber diskutierte gestern Abend die Vollversammlung der Vertragsärztlichen Vereinigung.

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