Trier. Die heilige Anna ist die Stadtteilpatronin von Olewig, seit 62 Jahren Schauplatz des Trierer Weinfestes. Nach diversen Annes, Annis und Anjas bekommt Trier nun endlich erstmals auch eine Weinkönigin namens Anna. Auch wenn die weder aus Olewig noch aus Rest-Trier stammt. Anna Gette, die nächste Repräsentantin des Weins der ältesten Stadt Deutschlands, ist im sibirischen Omsk geboren und war sechs, als ihre Familie nach Zerf übersiedelte. Seit zehn Jahren leben die Gettes in Trier.
Für die Olewiger Winzer, die alle Jahre wieder Triers Weinkönigin küren, kein Hinderungsgrund: "Unser Weinfest ist eben eine weltoffene Angelegenheit", sagt Winzervereins-Chef Peter Terges (57). Anna Gette, die sich selbst um das Amt beworben hatte, bezeichnet er als Glücksgriff: "Überzeugend, charmant, selbstbewusst." Dieser Auffassung schloss sich OB Klaus Jensen an, als die Königin in spe gestern ihre Aufwartung im Rathaus machte: "Ich bin sicher, Sie werden Ihre Sache sehr gut machen." Und - so klein ist die Welt -: Anna Gette hat 2008, wie sich im Gespräch herausstellte, gemeinsam mit Jensens Sohn Malte das Abitur am HGT abgelegt. Seither studiert sie Wirtschaftsmathematik an der Uni Trier.
Die Krone durfte die 63. Weinkönigin noch nicht tragen, wohl aber ihre Amtstracht, ein himmelblaues Kleid. Diese Farbe, so findet die 23-Jährige, passt zu Triers berühmtester Rebsorte, dem Riesling, der auch ihr Favorit ist: "Am liebsten als lieblich." So wie die 2010er Trierer Deutschherrenberg Spätlese aus seinem Weingut, die Peter Terges gestern mit ins Rathaus gebracht hatte.
Ihr Amt tritt Anna I. beim öffentlichen Krönungsabend am Mittwoch, 3. August, im Olewiger Klostergarten an. Ihren ersten Großeinsatz hat sie beim 63. Trie rer Weinfest, das zwei Tage später beginnt und voraussichtlich eine Neuerung im Ablauf bringt. Statt wie bisher in den gegenüberliegenden Weinbergen soll das Eröffnungsfeuerwerk am 5. August auf dem Hof der Grundschule gezündet werden.
Nach dem viertägigen Weinfest warten rund 30 Repräsentationsauftritte auf die neue Königin. Mindestens einmal geht es "hoch hinaus". Zur Eröffnung des 33. Altstadtfestes am 22. Juni 2012 soll Anna I. mit dem OB per Feuerwehr-Drehleiter den obligatorischen Blumenstrauß zur Hauptmarkt-Brunnenfigur des Stadtpatrons Petrus bringen, so wie es die amtierende Königin Elisabeth Grotowski am vergangenen Freitag getan hat. Auch für Anna kein Problem: "Sehr gerne. Ich bin schwindelfrei."