Sechs Stunden voller Entdeckungen

Sehr zufrieden zeigen sich die Organisatoren nach Triers zweiter langer Museumsnacht. Das Rheinische Landesmuseum, das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum, das Stadtmuseum Simeonstift sowie erstmals Museum und Studienzentrum Karl-Marx-Haus verzeichneten insgesamt rund 5200 Besucher. Die zeigten sich durchweg angetan.

Trier. So wie Hanne Wentzel dürfte es vielen gehen: "Ich muss zu meiner Schande gestehen: Ich bin zum ersten Mal im Karl-Marx-Haus - und hellauf begeistert. Jetzt frage ich mich, warum ich nicht schon viel früher hier war", staunt die 58-Jährige.

Die zweite Auflage der langen Trierer Museumsnacht beschert so manchem Besucher einen Aha-Effekt. Die achtjährige Davina Dücker ist im Schlepptau ihrer Eltern erstmals überhaupt in einem Museum. Besonders angetan hat es ihr die 2700 Jahre alte Mumie einer jungen Ägypterin im Landesmuseum: "Da will ich bald nochmal hin."

Von 18 Uhr bis Mitternacht sind die vier großen Museen am Samstag geöffnet. Das Ticket (5 Euro, Kinder bis zwölf Jahre frei) gilt für alle Einrichtungen, doch kaum einer schafft es, die Runde komplett zu machen. Dazu ist das jeweilige Angebot fast schon zu groß. Und im Zweifel erhöhen eigens eingerichtete Cocktail-Bars die Verweildauer. Geboten werden Sonderführungen, Blicke hinter die Kulissen, Kinderprogramme, Live-Musik und Kulinarisches. Einige Highlights: Im Karl-Marx-Haus-Studienzentrum lässt sich die beeindruckende Ausstellung von Ladislav Bieleks Fotos zur Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 erstmals außerhalb von Bürozeiten besichtigen - ein arbeitnehmerfreundlicher Service im Sinne von Marx.

Angenehm "Foto-lastig" das Angebot im Landesmuseum. Hier sind neben Römer-Relikten Aufnahmen von Roswitha Kaster, Helmut Thewalt und Yaph zu bestaunen. Als kleinen Nachschlag zur abgelaufenen Sonderausstellung "100 000 Jahre Sex" geben die Theater-Akteure Barbara Ullmann und Michael Ophelders unter großem Jubel noch einmal ihr köstliches Chanson-Programm "Ich Tarzan, Du Jane" zum Besten.

Premiere im Stadtmuseum: Erstmals wird das aus Privatbesitz erworbene Ölgemälde "Moselansicht" (1891) von Johann Wilhelm Haring gezeigt.

Das Bischöfliche Museum präsentiert ebenfalls Neuerwerbungen und Schenkungen und gibt in Person des künstlerischen Leiters der Reihe, Wolfgang Manz (Flügel), einen Vorgeschmack auf die kommenden Freitags-Konzerte.

Die Museumsnacht-Besucher sind durchweg angetan. Stefanie Schares (30) etwa empfindet das Angebot "spannend, abwechslungsreich und alle Sinne ansprechend". Insgesamt 5200 Besucher werden am Samstagabend gezählt. "In Anbetracht des schlechten Wetters, das viele Leute davon abgehalten hat, nach Trier zu kommen, ist das ein sehr großer Erfolg", resümiert Koordinatorin Sonja Mißfeldt.

Meinung

Beste Eigenwerbung

Sie lebt also doch, die Museumsstadt Trier. Auch wenn die Euphorie des gemeinsam gestemmten Konstantin-Jahres längst wieder verebbt ist, können die großen Museen Triers doch noch an einem Strang ziehen. Die zweite Auflage der Museumsnacht hat eindrucksvoll bewiesen, wie ein attraktives und gut koordiniertes Angebot zahlreiche Besucher zu mobilisieren vermag, darunter viele, die erstmals überhaupt in einer der Einrichtungen waren. Und die sind auf den Geschmack gekommen. Beste Werbung in eigener Sache also. An weiteren Museumsnacht-Auflagen führt kein Weg vorbei. Und in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft sollten die Macher bedenken, dass "lange Nächte" keineswegs nur sechs Stunden dauern und bereits um Mitternacht enden müssen. r.morgen@volksfreund.de

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