Seefahrer, Sänger, Kirchenmaus

TRIER. Spätsommerliche Temperaturen und zahlreiche Attraktionen lockten am Wochenende Scharen von Besuchern auf den Petrisberg. Sie kamen in den Genuss eines Kulturprogramms, mit dem sich Triers holländische Partnerstadt ´s-Hertogenbosch vorstellte.

Die niederländischen Gäste präsentierten sich mit einer schönen Fotoausstellung und zahlreichen Informationen zu ihrer Stadt, vor allem aber mit Musik und fröhlichen Stimmen. Schwungvolle Töne des Orchesters "Koninklijke Harmonie" begeisterten die Zuhörer an der Sparkassenbühne. Auf der Insel am Wasserband fanden der harmonische Gesang des Männerchores Rosmalen Bewunderer. Wer sich an männlichen Stimmen noch nicht satt gehört hatte, fand den Weg ins Spiegelzelt, zu einem Auftritt des Vokalensembles Doppelsechs. Die zehn statt zwölf Herren erwiesen sich als humorvolle Darsteller und interpretierten ein großes Repertoire an Pop-Songs und Liedern. Damit sprachen sie besonders zwei Fangruppen an: Kinder, die, etwa beim Shanty "What shall we do with a drunken sailor", am liebsten mitgesungen hätten, und Mütter, denen nicht nur die stimmlichen Qualitäten der Herren ins Auge stachen. Zum Ausgleich für die Väter führte der Theaterchor aus Herzogenbusch ein Musical auf, das sich um die Liebesnöte halbseidener Damen drehte. Deren leichte Kostüme sorgten für einen Hauch von Cabaret-Atmosphäre, die höchstens durch die etwas zu helle Sonneneinstrahlung getrübt wurde. Waren zuvor, bei der Darbietung im Spiegelzelt, schon Erinnerungen an Hollands Vergangenheit als Seefahrer-Nation erwacht, so taten munter auf dem Wasserband kreuzende Schiffe ein übriges. Der Modellbauclub "Titanic" war mit einigen seiner etwa 60 Mitglieder angereist und ließ von der Skandinavien-Fähre bis zum Fischkutter alle nur denkbaren Schiffsmodelle zu Wasser. "Ideale Bedingungen zum Segeln heute", schwärmte Frans Vos und schickte seine Yacht in die Wellen. Ein halbes Jahr lang hat er daran gebaut. "Ist ja cool, kann das denn nicht kippen?" Der achtjährige Tom aus Heilbronn, auf Urlaub bei seiner Oma in Trier, kam aus dem Staunen nicht heraus. Zu Hause will er sich sofort nach einem Modellbauclub umhören. Neben den Aktivitäten der Partnerstadt zogen Präsentationen der Polizei, zusammen mit der französischen Gendarmerie und die zahlreichen Aktionen von Sportbund und Trierer Sportvereinen Scharen von Zuschauern an. In all der Betriebsamkeit gab es auch Raum für Erlebnisse ganz anderer Art: Bei der Rast im Kirchengarten konnte der wachsame Besucher Bekanntschaft mit einer Freiluft-Kirchenmaus machen, die von der Berieselung mit Brötchenkrümeln aus ihrem Wohnsitz in einer der Gabionenmauern gelockt wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort