Seelentrost bei Currywurst

Trier · Viel zu lachen gab es bei der Premiere der Komödie Currywurst und Pommes des Satiricon-Theaters in der ausverkauften Tufa Trier. Die Bühne feierte mit der Neuaufnahme des bereits 1999 erfolgreich gespielten Stücks ihr 20-jähriges Bestehen.

Trier. Vom Bühnenbild her hält sich der Aufwand für Currywurst und Pommes in Grenzen. Es wird nur eins gebraucht: die Kulisse einer Bratwurst- und Pommes-Bude an der Autobahn. Doch ansonsten geht es rund in der Komödie von Frank Pinkus und Nick Walsh. Elf Darsteller schlüpfen in immer neue Kostüme und je bis zu sechs Rollen.
Die interessante Idee des episodischen Stücks ist, die Pommes-Bude Hansibar zum Dreh- und Angelpunkt eines gesellschaftlichen Kaleidoskops zu machen. Bei der von Sandra Karl mütterlich und lebensklug gespielten Hansibar-Besitzerin Penny, seit 30 Jahren Expertin im Stillen von körperlichem und seelischem Hunger, trudeln unterschiedlichste Reisende ein. Da kommen frauenbewegte Lehrerinnen auf dem Weg zum Toskana-Kreativurlaub mit Trommelseminar, eine holländische Familie mit Wohnwagen, der Manta-Macker mit blondem Liebchen, Manager, Obdachlose, Schwule, Rocker, Fußballfans, LKW-Fahrer, Schauspieler, Nonnen, Bauarbeiter und viele andere Typen, denen man täglich irgendwo begegnet. Natürlich werden sie, wie es Tradition beim Satiricon-Theater ist, in Kostüm und Darstellung herrlich überzeichnet.
Einer der Knüller ist eine sächsische Familie, die mit Trabi und Stullen nach Triest will, doch mit DDR-Landkarte zwischen den römischen Mauern Triers strandet.
Neben unterhaltsamen Klischees transportiert der teils schwarze Humor vor allem menschliche Schwächen oder gesellschaftliche Missstände. Da geht es um Entmündigung alter Menschen, Missbrauch von weiblichen Angestellten oder einen entlarvenden Blick hinter die Fassade des elitären Selbstbilds von Kulturbürgern. Dialoge, Situationskomik und Verflechtungen von Handlungssträngen gestalten manche Episoden äußerst witzig.
Aber es gibt auch Längen. In den knapp drei Stunden, die das Stück dauert, tauchen alle Charaktere, die im ersten Teil auf ihrer Hinreise bei Penny vorbeikommen, ein zweites Mal auf. Damit sind lustige, aber teils vorhersehbare Pointen verbunden, wie die, dass die ach so emanzipierten Lehrerinnen ihr Glück nicht beim Trommeln sondern in den Armen von Macho-Männern gefunden haben. Es werden aber auch Klischees wie das des kapriziösen Verhaltens schwuler Männer durch reichlich Wiederholung überstrapaziert.
Das ist aber eher ein Problem der Anlage des Stücks. Am mit Frische und Einsatz spielenden Ensemble liegt es nicht. Neben den bewährten Urgesteinen Sandra Karl, Martin Gesthuisen (beide führen auch Regie), Helmut Rach und Elmar Köcher sind als neue und junge Mitglieder Kerstin Kirch, Anna Weber, Marco Krämer-Eis, Oliver Jax, Katja Büdinger, Joya Ghosh und Stefan Liebsch dabei.
Nicht zuletzt, um ihren Talenten wie mimischem Witz oder schönen Singstimmen Raum zu geben, ist dieses Stück mit seinen vielen Rollen gewählt worden. Zum Jubiläum hat das Satiricon-Theater auch im Beisein seines Mitbegründers Karsten Müller damit eindrucksvoll bewiesen, dass seine gute Unterhaltung im Stil von Boulevard, Comedy und Satire nicht nur Bestand, sondern noch viel Zukunft hat.
Weitere Termine: 21., 22., 28. und 29 Oktober, 4. und 5. November je um 20 Uhr sowie 6. November 16 Uhr. Tickets gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie auf www.volksfreund.de/tickets.

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