Segen für jedes Haus

In den kommenden Tagen sind sie wieder unterwegs: die Sternsinger. Lucky wartet ganz gespannt auf die als Könige verkleideten Kinder in ihren langen Gewändern. Weil sie so schön singen und einen Segen an die Türrahmen schreiben. Die Leseratte hat sich erkundigt, was es mit diesem Brauch auf sich hat.

 Wie hier in der Hermeskeiler Fußgängerzone Sophie, Dana, Anton und Robin (von links) ziehen zurzeit überall in der Region die Sternsinger von Tür zu Tür. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Wie hier in der Hermeskeiler Fußgängerzone Sophie, Dana, Anton und Robin (von links) ziehen zurzeit überall in der Region die Sternsinger von Tür zu Tür. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Fell. (mehi) Eigentlich ist Weihnachten vorbei. Lucky hat seine vielen Geschenke längst ausgepackt, und der Tannenbaum nadelt bereits etwas. Doch nein, ein Feiertag fehlt noch: Epiphanias (griechisch) oder die Erscheinung des Herrn am 6. Januar.

Dann ziehen viele Kinder und Jugendliche auf den Spuren der Heiligen Drei Könige von Haus zu Haus - vorneweg ein Stern. So auch in Fell. Dort schickt Ralph Hildesheim, Studentenpfarrer der Hochschulen in Trier, am Sonntag, 9. Januar, die Sternsinger nach dem Gottesdienst um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Martin auf ihre Tour. Insgesamt 30 000 Kinder und Jugendliche sind rund um den Dreikönigstag im Bistum unterwegs, tragen lange bunte Gewänder und sind teilweise geschminkt. Sie erinnern an die drei gelehrten Sterndeuter der Weihnachtsgeschichte.

Lucky hat davon in der Bibel, im Matthäus-Evangelium, gelesen. Dort steht: Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, seien weise, also gelehrte Sterndeuter aus dem Morgenland, einem Land am persischen Golf, aufgebrochen nach Palästina, dem heutigen Israel. Sie seien einem hellen Stern gefolgt.

Und weil die Prophezeiung voraussagte, dass es in Palästina einen großen König geben werde, der Gerechtigkeit und Frieden auf der Welt bringen soll, seien sie zu König Herodes gegangen. Der habe die Weisen aufgefordert, Jesus zu suchen. "Sie fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, fielen nieder und beteten es an", heißt es im Matthäus-Evangelium.

Die drei Weisen hätten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe geschenkt. Denn für die Sterndeuter war Christus, der Messias, Gott und König. Darum brachten sie ihm entsprechende Geschenke: Gold für den König, Weihrauch für Gott und Myrrhe für den sterblichen Menschen.

Heute bringen die Sternsinger ein Lied und einen Segen mit, wenn sie von Tür zu Tür gehen. Mit Kreide schreiben sie "C + M + B" an den Türrahmen. "Das bedeutet nicht, wie oft behauptet, Caspar, Melchior und Balthasar", sagt Uni-Pfarrer Hildesheim, "sondern ‚Christus mansionem benedicat', auf Deutsch ‚Christus möge dieses Haus segnen'." Denn es sei weder bekannt, wie viele Sterndeuter sich vor mehr als 2000 Jahren auf den Weg zu Jesus machten, noch wie diese hießen. Allerdings haben die Namen eine besondere Bedeutung: Caspar bedeutet auf Persisch "Schatzmeister", Melchior heißt "König des Lichtes" (Hebräisch) und Balthasar in Aramäisch "Gott schütze das Leben des Königs".

Für Segen und Gesang bekommen die Sternsinger heute eine Spende. Lucky hat schon ein paar Münzen für sie zur Seite gelegt. "Seit 1958 sammeln Kinder so Geld für Kinder in der Dritten Welt", sagt Hildesheim. 2,34 Millionen Euro seien es 2010 im gesamten Bistum gewesen. Lucky hofft, dass es diesmal wieder so viel wird.

Morgen empfängt die Bundeskanzlerin Angela Merkel Sternsinger aus allen 27 deutschen Diözesen. Lucky freut sich schon, wenn sie auch an seiner Tür klingeln. Dann hört er sich ihren Gesang an und wirft seine Münzen in ihren Klingelbeutel - für notleidende Kinder in aller Welt. ExtraDas Sternsingen ist ein Brauch, der bis ins Mittelalter zurückreicht. Er war in Klöstern und Gymnasien von Bischofsstädten bekannt. Als Könige verkleidet zogen Jungen mit einem Stern durch die Gassen und spielten den Zug zur Krippe nach. Das Kindermissionswerk hat den Brauch 1958 mit der Sternsingeraktion wieder aufgegriffen und ihm ein neues Ziel gegeben: Die Spenden der Aktion sind für Kinder in Not in Asien, Ozeanien, Afrika und Lateinamerika bestimmt. Bisher haben die Sternsinger mehr als 730 Millionen Euro für Kinder in aller Welt gesammelt. Damit ist das Dreikönigssingen die weltweit größte Hilfsaktion von Kindern für Kinder. In diesem Jahr heißt das Motto "Kinder zeigen Stärke - kmäng kmäng bong-hein kom-lahng". Die Spenden sind für Kinder in Kambodscha. (mehi)

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