Segen und Fluch zugleich

TRIER. Im Grunde besitzt Zewen alle Zutaten für einen wohnlichen Stadtteil: Die Mosel fließt am Ortsrand entlang, und an der westlichen Talseite laden Wälder und Weinberge zum Wandern ein. Doch der Verkehr auf der B 49 nimmt dem Idyll viel von seinem Reiz: Rund 20 000 Fahrzeuge täglich sorgen für Lärm und Abgase.

"Es nervt", sagt Achim Wilbois, der ein Grundstück direkt an der B 49 besitzt. Selbst im Garten hinter dem Haus sei der Gestank der vorbeifahrenden Autos manchmal noch zu riechen. "Dabei haben wir noch Glück, dass unser Haus 30 Meter von der Straße entfernt steht", fügt er hinzu. Diejenigen, die direkt an der Straße wohnten, seien noch viel schlechter dran. "Besonders schlimm ist es zwischen 15.30 und 17.30 Uhr, wenn alle nach der Arbeit zum Tanken nach Luxemburg fahren", sagt Wilbois. Einige hundert Meter weiter lebt Ewald Römerscheidt in einem mehrstöckigen Gebäude, das kaum sechs Meter von der Fahrbahn entfernt ist. Nach elf Jahren sehe er den Lärm und Gestank der vorbei fahrenden Autos gelassener, so der 73-Jährige. Römerscheidt: "Im Grunde höre ich die schon gar nicht mehr. Nur wenn keines fährt, dann denke ich mir, da ist sicher was passiert." Ansonsten schlafe er "nach hinten raus", und alle Zimmer seien mit Doppelfenstern ausgestattet. Römerscheidt hat hinter dem Haus einen kleinen Garten, mit Häuschen, Beeten und einer hohen Tuyenhecke. "Hier hört man die Autos nicht", sagt er. Doch richtig ruhig ist es deswegen noch lange nicht: Über der Hecke erkennt man die Kabel einer Oberleitung - direkt hinter dem Garten verläuft die Bahnstrecke von Trier nach Luxemburg. Doch auch dieser Lärm sei zu ertragen, sagt der Anwohner. Vor dem Haus die Bundesstraße, hinter dem Garten die Bahnlinie: Auch Ortsvorsteher Hermann Fries ist sich bewusst, dass der Lärm für die Anwohner eine "große Belastung" darstellt. Nach seiner Auffassung sind "alle Verkehre für Zewen ein Segen und ein Fluch zugleich". Geschäfte profitieren von guter Anbindung

Schließlich profitierten nicht nur die Bewohner, sondern auch die Geschäfte von der guten Verkehrsanbindung. Dennoch fordere er schon lange eine Umgehungsstraße für Zewen, für die schon seit Jahren Planungen existierten, sagt Fries. Allerdings habe er wenig Hoffnung, dass das Projekt angesichts leerer städtischer Kassen bald verwirklicht werde. Auch im Trierer Rathaus stuft man den Autoverkehr, der sich tagtäglich durch Zewen wälzt, als Problem ein. "Angesichts der hohen Belastung ist die Realisierung einer Umgehungsstraße um Zewen zwingend erforderlich", sagt Baudezernent Peter Dietze. Erste Pläne für ein derartiges Projekt stammen nach Auskunft Dietzes schon aus dem Jahr 1998, im Mai 1999 habe der Stadtrat nach langen Diskussionen eine Trasse festgelegt. Doch bislang werde die Umgehungsstraße bei den Landes- und Bundesbehörden als weniger dringlich eingestuft. Vielleicht kann aber auch ohne Zuschüsse ein anderes Verkehrsproblem in Zewen beseitigt werden. Diese Hoffnung hat zumindest Sandra Richter, die vor kurzem mit ihrer Familie aus Düsseldorf in die Straße Im Biest gezogen ist. "An die Tempo-30-Begrenzung hält sich hier keiner", klagt Richter. Dass ihr zehnjähriger Sohn Timo wie gehofft auf der Straße spielen könne, "kann man vergessen", sagt sie. Richter: "Wir haben gedacht, wir kommen hier in ein absolutes Idyll - und nichts war‘s." Der Wunsch der geplagten Anwohner wären Schwellen auf der Fahrbahn. Morgen: Das Gelände an Denners Acht - ein Standort für neuen Trierer Campingplatz?

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