Seit 1913 fließt Strom aus Leiwen

Leiwen · Vor 100 Jahren ist das Dhronkraftwerk an der Mosel bei Leiwen in Betrieb gegangen. Auch als technisches Denkmal leistet die Wasserkraftanlage noch bescheidene, aber treue und umweltfreundliche Dienste. Mit einem Fest wollen der Betreiber RWE und die Gemeinde Leiwen den Geburtstag des Technikveterans feiern.

 Günter Hupe (links) und Marco Klein im Dhronkraftwerk: Vier mächtige Wasserturbinen von Hersteller Voith, die mit dicken Wellen direkt mit den über mannshohen Dynamomaschinen (Stromerzeugern) von Siemens & Schuckert verbunden sind, sind in der Halle zu sehen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Günter Hupe (links) und Marco Klein im Dhronkraftwerk: Vier mächtige Wasserturbinen von Hersteller Voith, die mit dicken Wellen direkt mit den über mannshohen Dynamomaschinen (Stromerzeugern) von Siemens & Schuckert verbunden sind, sind in der Halle zu sehen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Leiwen. Aus der grauen Maschinenhalle im Moseltal mit ihren großen Fensterflächen dringt ein tiefes gleichmäßiges Brummen, wenn sekündlich 8000 Liter Wasser durch die vier Turbinen schießen. Das Wasser stammt von der eigens für das Kraftwerk gebauten Dhrontalsperre, rund zwei Kilometer hinter dem Moseltal.
Die Stadtwerke Trier (SWT) hatten 1911 mit dem Bau von Talsperre und Kraftwerk begonnen und die Anlagen am 14. Mai 1913 feierlich in Betrieb genommen.
In den 1920er Jahren übernahm die RWE das Kraftwerk. Doch 100 Jahre später knüpfen die SWT als Erbauer des ersten Wasserkraftwerks in der Region an ihre alte Tradition an: Wie mehrfach berichtet, plant das Trierer Versorgungsunternehmen auf den Höhen zwischen Schweich und Ensch - also in der Nähe des alten Standorts - ein 300-Megawatt-Pumspeicherkraftwerk. Die Vorarbeiten laufen.
Der Grund für den Bau des Dhronkraftwerks war die stetig steigende Stromnachfrage in jener Zeit. Sie brachte das schon bestehende Dampfkraftwerk in Kürenz an seine Grenzen. Die Standortsuche führte schließlich ins Dhrontal bei Leiwen. Dort errichteten die SWT die rund 100 Meter lange und 24 Meter hohe Talsperre, die das Flüsschen Dhron zu einem 530 000 Kubikmeter fassenden Speichersee aufstaut.
Günter Hupe, Leiter der RWE-Betriebsgruppe Bernkastel-Kues, veranschaulicht es für den Laien: "Der See entspricht der Menge von etwa 2,6 Millionen gefüllten Normalbadewannen." Und für die acht Megawatt (MW) Maximalleistung des Kraftwerks hat Hupe auch einen Vergleich: Das sei die Kraft, die rund 80 Mittelklasse-PKW mit jeweils 100 PS leisten. Dies schaffen heute fast schon zwei moderne Großwindanlagen mit jeweils 3,6 MW Leistung - allerdings nur bei entsprechender Windgeschwindigkeit. Die Leistungsausbeute des Dhronkraftwerks wirkt nach heutigen Maßstäben also fast putzig. Doch 1913 entsprach das Werk dem modernsten Stand seiner Zeit. Und seine Technik scheint für die Ewigkeit gebaut: Vier mächtige Wasserturbinen von Hersteller Voith, die mit dicken Wellen direkt mit den über mannshohen Dynamomaschinen (Stromerzeugern) von Siemens & Schuckert verbunden sind.100 Meter Höhenunterschied


Das Antriebswasser kommt über einen zwei Kilomter langen Stollen vom Dhrontalsee und mündet oberhalb des Kraftwerks in zwei 350 Meter lange, offen liegende Druckrohre mit 1,20 Metern Durchmesser. Das Gefälle (Höhenunterschied) zwischen See und Kraftwerk beträgt 100 Meter.
Wie eine Zeichnung aus einem Jules-Verne-Roman wirken die vor den Dynamos in der Maschinenhalle installierten Schaltpulte mit schweren Hebeln und riesigen Anzeigern. Dies gilt auch für die im Jugendstil gehaltene Innenarchitektur des äußerlich schmucklosen Kraftwerkgebäudes.
Die originalen Schaltanlagen sind heute nur noch Schaustücke ohne Funktion. Längst wird die gesamte Anlage wie die Wasserkraftwerke an den Moselstaustufen von der RWE-Zentralwarte bei Cochem ferngesteuert. Sie ist auch nicht mehr rund um die Uhr besetzt, sondern wird von einem "Kraftwerker" in der nomalen Tagesschicht gewartet.
"Größere Probleme hat die Technik in all den Jahrzehnten nicht bereitet", erklärt Günter Hupe von der RWE. Die Lager an Turbinen und Dynamos müssten regelmäßig geschmiert werden, und von Zeit zu Zeit stehe ein Wechsel der Turbinenschaufeln an.
Hupe: "Eine erstaunliche Qualität, an der man noch nach 100 Jahren Spaß haben kann."Extra

Die Gemeinde Leiwen, die Stadt Trier und die RWE laden für Sonntag, 26. Mai, 11 bis 18 Uhr, zu Ehren des Geburtstagskindes Dhronkraftwerk zu einem Sommerfest in die Moselfreizeitanlage Leiwen ein (aus Richtung Schweich/Köwerich auf der L 48 an Leiwen vorbei bis zum Ortsausgang Richtung Trittenheim, direkt am Moselradweg). Schirmherr des Festes ist der Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen. Als Initiator und ehemaliger Bauherr, so Jensen, fühle sich die Stadt der Talsperre und dem Kraftwerk besonders verbunden. Überregional bekannt wurde die Talsperre durch den Schweicher Schriftsteller Stefan Andres. In seinem Buch "Die unsichtbare Mauer" beschreibt er die Entstehungszeit der Talsperre und lässt seine Kindheitserinnerungen einfließen. Das Festprogramm: 11 Uhr, Frühschoppenkonzert der Winzerkapelle Leiwen mit Darbietungen der Winzertanzgruppe Leiwen. Nach der offiziellen Feierstunde um 14 Uhr unterhalten die Hunsrücker Nachtschwärmer. Für das leibliche Wohl sorgen Wein- und Sektstände sowie ein Speiseangebot der Leiwener Gastronomie. Auch das Kraftwerk ist für die Besucher geöffnet. f.k.

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