Seit 50 Jahren an traditionsreicher Adresse: Jesuitenstraße 13

Trier · In einem Festakt ist die 50. Wiederkehr des Tages begangen worden, an dem Bischof Matthias Wehr (1892-1967) in der Jesuitenstraße 13 die neuen Räume des Priesterseminars einschließlich der Theologischen Fakultät ihrer Bestimmung übergeben hat.

 Festredner Franz Ronig.TV-Foto: Roland Morgen

Festredner Franz Ronig.TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Regens Michael Becker skizzierte in seinem Grußwort die wechselvolle Geschichte des Gebäudekomplexes des heutigen Priesterseminars. Die Frage nach der Nutzung der im Zweiten Weltkrieg sehr stark beschädigten Gebäude war nach 1945 sehr kontrovers diskutiert worden. Einerseits engagierte sich der Verein der Ehemaligen des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums sehr stark für einen Wiedereinzug. Anderersseits stand auch Bischof Wehr dem Kauf der Gebäude für das Priesterseminar skeptisch gegenüber. "Dennoch wurde im Frühjahr 1958 der Kaufvertrag geschlossen", resümierte Becker. Das Priesterseminar übernahm damit die Räume des alten Jesuitenkollegs, in dem fast 400 Jahre das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und seine Vorgängereinrichtungen ihren traditionsreichen Sitz hatten. Die Bibliothek kann seitdem den historischen Bibliothekssaal nutzen, in dem 150 Jahre lang die Stadtbibliothek angesiedelt war. Die Planung der neuen Magazine und der ab September 1960 folgende Umzug von über 120 000 Bänden stellten für Hermann Ries, den Direktor der Seminarbibliothek, eine große Herausforderung dar. Ab September 1964 wurde der Lesesaal eingeräumt.
Im Rahmen der Einweihungsfeier erfolgte am 12. Dezember 1964 auch die feierliche Promotion von Heribert Schützeichel, dem langjährigen Ordinarius für Fundamentaltheologie an der Theologischen Fakultät Trier. Regens Becker gratulierte dem als Ehrengast bei der Feier Anwesenden zur Goldenen Promotion.
Bibliotheksdirektor Hans-Joachim Cristea zeichnete ein lebendiges Bild seines Vorgängers . Hermann Ries (1905-1969) baute die Bibliothek zu einer wissenschaftlichen Informationseinrichtung aus, die ganz auf der Höhe ihrer Zeit stand. Ein besonderes Verdienst erwarb sich Ries 1944 durch die Sicherung der Bestände, besonders der wertvollen Handschriften und frühen Drucke, vor Bombenangriffen. In seinem Festvortrag ging Franz Ronig, Kustos des Domschatzes, auf die Suche nach den architektonischen Spuren einer spätantiken Bibliothek in Trier. Die Hinweise sind zwar an prominenter Stelle spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts sichtbar, nämlich an der Nordseite des Doms (Windstraße), wurden aber bisher weder als Reste einer Bibliothek gedeutet noch in der Geschichte antiker Bibliotheksbauten berücksichtigt. Ronig konnte eindrucksvoll zeigen, dass die fensterartigen Nischen an der Domnordseite im Inneren eines heute nicht mehr existenten sakristeiartigen Raumes lagen und der Aufbewahrung von Büchern dienten. Vor diesen Nischen waren vermutlich wie üblich hölzerne Schrankfassaden mit verschließbaren Türen angebracht. Ein Gegenstück befand sich, wie Spuren im Kreuzgang zeigen, auf der Südseite des Doms. Die dort aufbewahrten Bücher dienten vor allem liturgischen Zwecken. redExtra

 Hermann Ries (1905-1969).Foto: Bischöfliches Priesterseminar

Hermann Ries (1905-1969).Foto: Bischöfliches Priesterseminar

Die Vortragsreihe zur Bibliotheksgeschichte wird fortgesetzt mit Gunther Franz ("Die Bibliotheken des Trie rer Jesuitenkollegs und der Universität - Vier Jahrhunderte in den Räumen des heutigen Priesterseminars") am 20. Januar und Martina Wallner ("Hermann Ries: Ein Chronist seiner Zeit - oder: Das geteilte Gemälde des Bischofs Korum") am 19. Februar jeweils 18 Uhr in der Bibliothek des Priesterseminars, Jesuitenstraße 13. red

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