Selbst schuld, FDP!

Mitten in der Sommerpause wird Karl-Josef Gilles zum tragischen Helden der Trie rer Polit-Szene. Der 59-jährige Wissenschaftler und Experte für Münzkunde und Archäologie war ein ruhender Pol im FDP-Stadtrats-Trio der vergangenen Legislaturperiode.

Die Rolle des Anführers hatte er klar Thomas Egger überlassen. Aus den harten Wortgefechten, ideologisch gefärbten Scharmützeln und Profilierungs-Duellen hielt er sich weitestgehend heraus. Und jetzt wurde er offenbar zum Symbol der Unzufriedenheit einiger Liberaler — einer Unzufriedenheit, die aus einem Generationenkonflikt resultieren könnte, oder aus dem Kurs ihrer Fraktion in Richtung Ampel.

An den FDP-Boss und klaren Leistungsträger Egger trauten sie sich nicht heran, also musste ein anderes Opfer her. Ohne auch nur die Andeutung eines klärenden, offenen Gesprächs ließen sie Karl-Josef Gilles bei der Wiederwahl zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden der FDP durchfallen. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Tief getroffen, lässt Gilles zurzeit offen, ob er aus der FDP-Fraktion austritt. Dieser Austritt würde einem Ampel-Bündnis seinen Trumpf, die absolute Mehrheit mit 29 Stimmen, nehmen.

Ein verdienter Kommunalpolitiker wird zum Opfer der Frustration innerhalb seiner eigenen Partei. Vorgängen dieser Art verdankt die Politik den weit verbreiteten schlechten Ruf, in ihr zähle der Mensch nichts. Die FDP hat diesen Ruf bestätigt. Natürlich wird dieser Schritt eine Ampel nicht verhindern. Doch möglicherweise wird er sie schwächen, ihr die absolute Mehrheit nehmen. Wenn diese Entwicklung das Ziel derjenigen gewesen sein sollte, die Gilles so hart treffen wollten, dann haben sie einige Nachhilfestunden in effektiver Kommunalpolitik nötig, ebenso wie in menschenwürdigem Miteinander. Und zwar dringend. will/to

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