Selbstbewusstes Zugpferd oder apokalyptischer Reiter

Riesen-Werbe-Etat, Mitternachts-Shoppen und langer Einkaufs-Freitag: Die Trier-Galerie setzt selbstbewusst Duftmarken im Vorfeld ihrer Eröffnung am 4. September.

 Will ab 4. September klotzen statt kleckern: Das Einkaufs-Center Trier-Galerie in der Fleischstraße. TV-Foto: Christiane Wolff

Will ab 4. September klotzen statt kleckern: Das Einkaufs-Center Trier-Galerie in der Fleischstraße. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. Wer in der Trier-Galerie ein Geschäft eröffnet, hat Verpflichtungen: Tägliche Öffnungszeiten von 9.30 bis 20 Uhr, jeden ersten Freitag im Monat bis 22 Uhr und Teilnahme an besonderen Aktionen wie dem "Midnight-Shopping", bei dem an vier Terminen im Jahr die Geschäfte des Centers bis Mitternacht geöffnet sind. Auch die Mitgliedschaft in der just gegründeten Werbegemeinschaft der Galerie und ein monatlicher Beitrag von drei Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche für den gemeinsamen Werbe-Etat sind vertraglich festgelegt.

Bei rund 70 Mietern und den anrechnungsfähigen Bereichen der 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche kommt so ein jährlicher Werbe-Etat von mehr als 480 000 Euro zusammen. Für die Zeit rund um die Eröffnung der Trier-Galerie am 4. September ist ein Sonder-Werbe-Etat von 430 000 Euro eingeplant.

Ein gemeinsamer Werbetopf sei bei solchen Shopping-Centern üblich, sagt Markus Koprian, Geschäftsführer der "Koprian IQ", die das Management der Trier-Galerie übernommen hat: "So können wir einheitliche Werbung schalten, die der Trier-Galerie ein Gesicht und Image verleiht. Auch Aktions tage sind durch den gemeinsamen Etat möglich."

Aus dem Gemeinschaftstopf soll unter anderem eine Weihnachtsbeleuchtung für die Galerie angeschafft werden. Zwischen 150 000 und 250 000 Euro koste diese, erklärt Koprian. Für die von den Geschäften der Fleischstraße gemeinsam finanzierte Straßen-Weihnachts beleuchtung ist im Trier-Galerie-Etat bisher keine konkrete Summe eingeplant. "Aber wenn es im Rahmen der Reserve unseres Jahreswirtschaftsplans bleibt, werden wir uns gerne beteiligen. Wir wollen bei Aktionen anderer Werbegemeinschaften und der City Initiative auf jeden Fall dabei sein und nicht bloß unser eigenes Süppchen kochen."

Dem großen Trierer Händlerring City Initiative (CI) tritt die Trier-Galerie als Mitglied bei. "Die Gespräche sind absolut konstruktiv gelaufen", sagt CI-Schatzmeister Andreas Noll. Mit der Interessengemeinschaft Neustraße hat das Shopping-Center dagegen noch keinen Kontakt aufgenommen. Die ausgeweiteten Öffnungszeiten der Galerie findet Aloysia Melchior, Vorsitzende der Händlervereinigung, klasse. "Aber dass der übrige Einzelhandel mitziehen wird, glaube ich nicht." Längere Öffnungszeiten seien bisher von Handel und Kunden nur schwach angenommen worden. "So was funktioniert nur, wenn alle mitmachen", sagt Melchior. "Aber kleine Geschäfte haben viel bescheidenere Mittel." Zwar sei die Neustraße eine gut funktionierende Einkaufs straße. "Aber wir müssen kämpfen, um vorne mit dabei zu bleiben." CI-Sprecher Andreas Noll setzt auf die Zugkraft der Trier-Galerie: "Gut vorstellbar, dass sich die anderen Geschäfte an die ausgeweiteten Öffnungszeiten der Galerie dranhängen - das würde das Oberzentrum Trier definitiv stärken."

Meinung

Mitmachen!

Die Trier-Galerie ist stark und setzt selbstbewusst und ohne größere Absprachen fest, an welchen Tagen sie bis Mitternacht geöffnet haben wird und an welchen nicht. Den anderen Einzelhändlern bleibt da nur übrig, sich anzuschließen - soweit Kosten und Aufwand dies zulassen. Sonst könnte der härter werdende Wettbewerb schnell verloren gehen. Dass alle Händlergemeinschaften zu konstruktiven Gesprächen bereit sind, ist ein gutes Vorzeichen. Vielleicht wird die Trier-Galerie so für die kleinen Konkurrenten tatsächlich zum Zugpferd, statt zum gefürchteten apokalyptischen Reiter. c.wolff@volksfreund.de

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