Selbstverwirklichung bis zur Erschöpfung

Kenn · Fünf Saarländerinnen philosophierten und sangen in der Kenner Mehrzweckhalle über das Frau- und Mannsein, Politik, Auswüchse und Absurditäten des Alltags. Die Altbekannten kamen mit ihrem neuen Programm "Die Bedenken sind frei" gut an.

 Nehmen das Publikum mit auf ein Kreuzfahrtschiff: Silke Müller als Kapitän und Gisela Walter und Heidi Hennen als russische Milliardärinnen. TV-Foto: Katja Bernardy

Nehmen das Publikum mit auf ein Kreuzfahrtschiff: Silke Müller als Kapitän und Gisela Walter und Heidi Hennen als russische Milliardärinnen. TV-Foto: Katja Bernardy

Kenn. "Hallo, Sie kommen immer wieder", begrüßt Heidi Hennen die 420 Gäste in Kenn. Ja, sie kommen alle immer gerne wieder, weil man sich darauf verlassen kann, dass es ein bittersüßer Abend wird. Anlässlich des Weltfrauentages hatten die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen und die SPD-Ortsvereine Schweich und Kenn die fünf Saarländerinnen des Homburger Frauenkabaretts an die Mosel geholt. Während 14 Jahren hat sich die begnadete Truppe (Heidi Hennen, Silke Müller, Ursula Pfeiffer-Anslinger, Birgit Schöndorf, Gisela Walter) dort längst ein Stammpublikum angelacht. Jörg Lauer (57) aus Butzweiler war wohl einer der wenigen Besucher, die zum ersten Mal dabei waren. Erwartungsvoll lehnte er sich zurück, als "Blablabla", ein Lied über Politiker, angestimmt wurde und die Hausfrauen "es Hedwig" (Birgit Schöndorf) und "es Gerda" (Ursula Pfeiffer-Anslinger) ungeniert lostratschten. Dann ging es weiter Schlag auf Schlag: mit Wortumbildungen und - spielereien. Die Fünf philosophierten minutenlang über all das, was Geld ist und was man damit machen kann ("Man kann es waschen lassen, als Schmiermittel einsetzen...") über Menschlichkeit und "Humani-Täter" - und natürlich über Männer. Im Chor suchten sie nach den Qualitäten, die der Richtige haben muss. Am Ende war Mister Idealo der Schokoladenweihnachtsmann. Doch Heidi Hennen mahnte: "Nicht selten beißen sie in einen ehemaligen Osterhasen." Doch ihre Mission ist nicht, auf das andere Geschlecht einzudreschen, sondern tabulos Bedenken zu äußern - zu Zwischenmenschlichem ebenso wie zum aktuellen Zeitgeschehen. Etwa zum Thema Massentierhaltung und Billigfleisch. Mittels Sprechgesang, abgehakt und monoton wie der Akkord, prangerten die Kabarettistinnen in Schürzen aus Discounter-Plastiktüten Auswüchse an. Auch die in der Finanzwelt. Selbstverwirklichung bis zur Erschöpfung und die Phase, "in der die Berufsjahre überschaubar geworden sind" waren Thema. Sogar ins Synchronstudio in Hollywood und auf eine Kreuzfahrt nahmen die Saarländerinnen das Publikum mit: Am Ende hatte nicht mehr der Kapitän das Steuer in der Hand, sondern der Hund der dekadenten russischen Milliardärinnen. Nicht ohne Zugabe entließ das von so viel spitzfindigem Humor angeheiterte Publikum die genialen Akteurinnen, die mit wenig Bühnenschnörkel viel sagen. "Ein schöner Abend mit vielschichtigen Themen", resümierte Jörg Lauer. Er wird ohne Bedenken wiederkommen. katExtra

Der Erlös der Veranstaltung kommt dem Frauennotruf Trier zugute. Der Frauennotruf unterstützt und berät Frauen, die von sexueller Gewalt bedroht sind oder sexuelle Gewalt erfahren haben ( www.frauennotruf-trier.de). kat

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