Service contra Preis

TRIER. Seit 135 Jahren finden Frauen und Männer in der Wäschegalerie Heinemann Tag- und Nachtwäsche. Wie sich das traditionelle Familienunternehmen in einer Zeit, in der man Unterwäsche zu Discountpreisen an der Tankstelle kaufen kann, gegen die Konkurrenz durchsetzt, ist das Geheimnis von Geschäftsführer Christoph Heinemann. In der TV-Serie über alte Fachgeschäfte in der Fußgängerzone verrät er es.

Als die Gebrüder Heinemann 1871 in Trier mit dem Verkauf von Textil- und Strickwaren begannen, beherrschten kleine Läden noch das Bild in der Innenstadt. Hundert Jahre später begannen Großkonzerne mit ihren Filialen allmählich den inhabergeführten Fachhandel zu verdrängen. Dass sich in Trier einzelne Familienunternehmen dennoch behaupten konnten, zeigt das Beispiel der "Wäschegalerie Heinemann". Zusammen mit seiner Mutter Maria führt Christoph Heinemann das traditionsreiche Familienunternehmen bereits in der vierten Generation und beschäftigt drei Mitarbeiterinnen. Während die beiden Filialen der Gebrüder Heinemann in Düsseldorf und Neuss mittlerweile verkauft worden sind, ist die Trierer Filiale in der Brotstraße noch immer im Besitz der Familie. Konkurrenten und Partner

Wie kann es einem kleinen Unternehmen gelingen, sich gegen die aggressive Preispolitik der großen Konzerne zu behaupten? Der Geschäftsführer erläutert sein Erfolgsrezept: "Im Jahr 1992 haben wir unser Angebot auf Tag- und Nachtwäsche für Herren und Damen reduziert und uns stärker auf unsere Zielgruppe spezialisiert. Wir versuchen, uns durch Qualität und Beratungsintensität von den großen Kaufhäusern abzuheben, denn da wir einen Preiskrieg gegen die Filialisten niemals gewinnen können, kann unser Motto nur lauten: Service contra Preis." Im Ausbau des Dienstleistungssegmentes sehe er die Zukunft des Fachhandels und biete dem Kunden neben einer hochwertigen Beratungsleistung vor Ort zusätzlich einen Heimservice sowie die kostenfreie Anlieferung der Ware, sagt Heinemann. Die letzten zehn Jahre seien für den Einzelhandel schwierig gewesen. Erst in diesem Jahr mache die Arbeit angesichts höherer Umsätze wieder mehr Spaß. Die Kaufhäuser versteht Heinemann im Ringen um die Gunst der Kunden jedoch nicht nur als Konkurrenten, sondern in gewisser Weise auch als Partner. "Die großen Konzerne sichern als Anziehungspunkte auch die nötige Frequentierung der Fußgängerzone", sagt er. "Ein gutes Miteinander der kleinen und großen Unternehmen ist letztlich auch die Stärke einer funktionierenden Innenstadt."

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