Sich auf die sanfte Art gegen Gewalt wehren

TRIER. (dse) In vielen Berufen müssen sich Mitarbeiter mit aggressiven Patienten oder Schülern auseinandersetzen. Gewalttätige Übergriffe in Krankenhäusern, Einrichtungen der Jugendhilfe oder Behindertenwerkstätten sind an der Tagesordnung. Wie man sich gegen Schläge oder sogar Würgegriffe wehren kann, lernen Betroffene in Seminaren.

Übergriffe sind laut Definition Angriffe auf pflegerisches, betreuendes oder ärztliches Personal. Aber auch Lehrer haben mit diesem Problem zu kämpfen. Dabei ist es egal, ob die Aggressionen körperlicher oder verbaler Art sind. Viele sind in solchen Situationen hilflos. Meistens lautet die Lösung, den "Gegner" mit möglichst vielen Leuten zu fassen und wegzuschleppen. Die Verletzungsgefahr ist dabei für alle Beteiligten hoch. Statistiken belegen, dass Patientenübergriffe in psychiatrischen Einrichtungen rund 40 Prozent aller Unfallanzeigen ausmachen. Um diese Mitarbeiter zu unterstützen, gibt es Seminare, die sich auf den Umgang mit Gewalt und Aggression spezialisiert haben. Ein solcher Anbieter ist KUGA, was soviel heißt wie "Kontrollierter Umgang mit Gewalt und Aggression". "Bei uns lernen die Teilnehmer einfache Techniken, die Gewalt vermeiden und trotzdem den gewünschten Erfolg bringen", erklärt Jürgen Fuchs, Mitbegründer von KUGA. Außerdem stehen Ausweichmechanismen, Frühwarnsignale und spezielle Haltetechniken auf dem Programm. Weitere wichtige Punkte sind Sicherheitsabstände sowie vorteilhafte Kleidung. Aber auch theoretisches Wissen und juristische Grundlagen werden vermittelt. In den praktischen Übungen lernen die Teilnehmer, sich gegen festgehaltene Handgelenke, Körperumklammerungen aller Art, Würgegriffe oder Haare-Ziehen angemessen zu wehren, ohne dass Maßnahmen aus der klassischen Selbstverteidigung nötig wären. Auch Mitarbeiter der ctt (caritas trägergesellschaft trier e. V.) besuchen regelmäßig solche Veranstaltungen. "Die Einfachheit der Griffe ist beeindruckend", sagt Karl Herbert Bruxmeier, Studienleiter des Fortbildungszentrums in Aach. Selbst "Persönchen" könnten diese Selbstschutztechniken anwenden, denn die eigene körperliche Kraft sei zweitrangig, so Bruxmeiers Erfahrung. "Viele unserer Mädchen im Heim kommen aus gewalttätigen Familien", erzählt Rosmarie Christmann, Ausbilderin bei der ctt. "Wenn man sie mit Gewalt konfrontiert, werden sie noch aggressiver." Bisher habe sie sich in schwierigen Situationen durch "gut zureden" geholfen, jetzt könne sie sich aus Umklammerungen befreien, ohne dass den jungen Frauen bewusst wird, was passiert. Mehr Infos unter: info@KUGA.de oder www.KUGA.de.

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