Sie haben den Schwachen der Gesellschaft geholfen: Verein Streetwork Trier nimmt nach 16 Jahren seinen Abschied

Trier · Was im Jahr 1999 quasi unter den Augen des heiligen Martin begonnen hat, findet hier nun sein Ende: Der Verein Streetwork Trier feiert Abschied, Streetworker Raimund Ackermann geht in Rente. Im Pfarrsaal St. Martin bedankte sich der Verein bei rund 60 geladenen Gästen für die langjährige Unterstützung, um den Schwächsten der Gesellschaft zu helfen.

 Der Verein Streetwork Trier hat sich im Pfarrsaal St. Martin von seinen langjährigen Unterstützern verabschiedet. Vorne von links: Der frühere Vereinsvorsitzende Dieter Ackermann, Gordian Schares, Horst Gerth, Streetworker Raimund Ackermann, Rita Knippel, Christian Arnoldy und Peter Kappenstein. TV-Foto: Dorothee Quaré

Der Verein Streetwork Trier hat sich im Pfarrsaal St. Martin von seinen langjährigen Unterstützern verabschiedet. Vorne von links: Der frühere Vereinsvorsitzende Dieter Ackermann, Gordian Schares, Horst Gerth, Streetworker Raimund Ackermann, Rita Knippel, Christian Arnoldy und Peter Kappenstein. TV-Foto: Dorothee Quaré

"Have you seen the old man in the closed-down market ... so how can you tell me you're lonely?" Passender als mit Ralph McTells Klassiker "Streets of London", emotional interpretiert von Joe Casel, könnte der Abend im Pfarrsaal Sankt Martin wohl nicht beginnen. Hier endet, was an einem kalten Oktobertag des Jahres 1999 am gleichen Ort mit acht Menschen begonnen hat: Der Verein Streetwork Trier, der sich bereits Ende September aufgelöst hat, nimmt Abschied. Mit dabei sind rund 60 geladene Gäste, die den Verein und seinen Streetworker Raimund Ackermann in all den Jahren unterstützt haben. Darunter sind viele langjährige Sponsoren, Mitarbeiter der Stadt, der Trierer Nothilfe, des Brüderkrankenhauses. "Wir haben uns ein oder zwei Jahre gegeben - jetzt sind 16 daraus geworden", sagt der frühere Vereinsvorsitzende Dieter Ackermann. In wenigen Monaten geht er in Pension - spätestens dann wäre das provisorische Vereinsbüro bei der Kreisverwaltung weggefallen.

Sein Bruder Raimund erinnert sich an die Anfänge vor mehr als 21 Jahren. "Meine Mutter starb damals an Krebs", sagt er. "Dadurch habe ich einen Sinneswandel erfahren: 'Ist das alles?'" Raimund Ackermann verkaufte seine Motorräder, seine Plattensammlung; noch während seiner Berufstätigkeit beim Straßenverkehrsamt begann er, sich um Obdachlose zu kümmern. "Das hat mir so eine innere Befriedigung gegeben, und ich habe gemerkt, wie unwichtig materielle Dinge sind." Drei Jahre machte er ehrenamtlich weiter, zwei Jahre war er beim Exhaus angestellt, bevor sich der Verein Streetwork gründete. "Ich habe aufsuchende Straßensozialarbeit mit Wohnungslosen gemacht, auch an Sonn- und Feiertagen, und die Menschen nachbetreut, die eine Wohnung bekommen haben", sagt er. "Dazu braucht man viel Geduld, aber die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht." Nun, mit bald 61 Jahren, ist es für ihn an der Zeit aufzuhören. "Irgendwann ist die Kraft vorbei", stellt Ackermann fest. "Ich versuche jetzt erstmal runterzukommen - ich bin aufgedreht bis zum Gehtnichtmehr."

Joe Casel singt "Heart of Gold" von Neil Young und "Bridge Over Troubled Water" von Simon and Garfunkel. Die Gäste an den Tischen unterhalten sich bei einem Glas Wein, genießen das warme Büfett - und bedanken sich herzlich bei Ackermann und seinen Mitstreitern. Vier Stunden lang wird im Pfarrsaal gefeiert, musiziert und gesungen.

Zwei Menschen wird der Ex-Streetworker weiter betreuen, darunter einen schwerkranken 56-Jährigen. Seinen Nachfolgern von der Stadt Trier, der Caritas und dem SKF wird er weiterhin für Fragen zur Verfügung stehen - denn keiner kennt die Szene so gut wie er.

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