Sie hat die Lizenz zur Rente

"Bloß nicht rührselig" hat sich Ingrid Biedinger ihren Abschied aus der Kindertagesstätte Christuskirche vorgestellt. So gab es zu Ehren der früheren Leiterin einen Kriminachmittag.

 Nach 28 Jahren ist Ingrid Biedinger aus der evangelischen Kindertagesstätte Christuskirche verabschiedet worden. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Nach 28 Jahren ist Ingrid Biedinger aus der evangelischen Kindertagesstätte Christuskirche verabschiedet worden. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Trier-Heiligkreuz. (QO) In knalligem Rot ist der Pfarrsaal der evangelischen Christuskirche dekoriert. "007" steht in großen Lettern geschrieben, und zu Beginn ertönt "James Bond"-Musik. Presbyteriumsvorsitzender Thomas Luxa begrüßt zum Kriminachmittag "mit der Lizenz zur Rente". Nach 28 Jahren in der Kindertagesstätte Christuskirche, davon 25 Jahre als Leiterin, wird Ingrid Biedinger in den Ruhestand verabschiedet.

"Ich wollte nichts Rührseliges", gesteht sie. "Dafür habe ich zu nah am Wasser gebaut." Da ihre Vorliebe für Krimis bekannt ist, plante Kita-Leiterin Esther Borkam gemeinsam mit dem Team, den Kindern und einigen Eltern ein entsprechendes Programm. Die Kinder der "Showtanzgruppe Christuskirche" zeigen einen "Miss Marple"-Tanz, der Kinderchor präsentiert Lieder von der "Moritat von Mackie Messer" bis zum "Kriminal-Tango".

Es gibt "mörderische Reime" und einen Foto-Krimi, Ingrid Biedinger bewährt sich beim Erraten von Krimi-Melodien. Der "Chor der Mütter" erscheint im "Bond Girl"-Look, und vom Elternausschuss bekommt Biedinger eine Einladung zu einem "mörderischen Dinner".

Insgesamt 40 Jahre war die gebürtige Triererin Ingrid Biedinger als Erzieherin tätig - zunächst in Rhaunen und Stipshausen im Hunsrück.

1981 übernahm sie die Leitung des evangelischen Kindergartens Christuskirche, der 1983 zur Tagesstätte erweitert wurde. 2005 trat sie freiwillig in die zweite Reihe zurück und arbeitete halbtags. "Die vergangenen drei Jahre waren meine glücklichsten und entspanntesten", sagt sie. "Ich wollte noch einmal mit den Kindern all die Dinge tun, die mir wichtig waren und die den Kindern viel Freude gemacht haben."

In ihrer Abschiedsrede findet sie deutliche Worte zu pädagogischen Ansätzen - von der antiautoritären Erziehung bis zum Frühlesen und Frührechnen.

Den heute vielfach üblichen "frühkindlichen Bildungstourismus" sieht sie kritisch: "Jedes Kind ist eine Persönlichkeit, individuell geprägt und begabt. Kindergarten bedeutet für mich, Kinder in einer behüteten Umgebung zu fördern und wachsen zu lassen."

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