Sie hoffen auf eine neue Eiszeit: Schließung der alten Schlittschuhhalle in Trier polarisiert immer noch

Trier/Schweich/Konz · Eine neue Eishalle für Trier - das ist eine Vision, ein Traum, ein wirklich schöner Gedanke. Aber kann daraus Realität werden? Eine Gemeinschaft erfahrener Eishockey-Cracks glaubt fest daran und arbeitet mit Hochdruck an einer neuen Eiszeit für Trier. Als Standort der Halle kämen aber auch Nachbarstädte wie Konz oder Schweich für die Vereinsmitglieder infrage.

 Kein Eissport mehr in Trier, denn die alte Halle ist Geschichte? Nicht mit uns, sagen Bernd Klockner (links) und Stefan Berenz. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kein Eissport mehr in Trier, denn die alte Halle ist Geschichte? Nicht mit uns, sagen Bernd Klockner (links) und Stefan Berenz. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Es gab Eiszeiten in der Geschichte des Planeten Erde, die Millionen Jahre dauerten. Die Stadt Trier hat erst eine einzige Phase dieser Art erlebt, und diese dauerte genau 30 Jahre: Von 1979 bis 2009 stand eine Eishalle im Industriegebiet zwischen Euren und Zewen, an die sich bis heute viele Menschen mit Wehmut und auch Zorn erinnern.

Wehmut, weil sie in dieser Halle hochklassiges Eishockey mit Weltstars gesehen haben (siehe Extra) oder ihre ersten Disco-Nächte inklusive diverser Stürze erleben konnten. Zorn, weil die Stadt die Halle angesichts horrender Betriebs- und Sanierungskosten aufgab und 2009 dichtmachte. Vernachlässigt, geopfert, aufgegeben habe die Stadt Trier die Halle und damit den Eissport verraten - so hört man es heute noch. Dann steigen Stimmung und Lautstärke.Damals schon dabei


Stefan Berenz und Bernd Klockner haben die glorreiche Trierer Eiszeit miterlebt - mit absoluter Begeisterung. Berenz saß früher im Vorstand des Eissportclubs (ESC) Trier, Klockner war im Vorstand des Eishockeyclubs (EHC) Trier. Heute arbeiten beide zusammen - und zwar im 2014 gegründeten Förderverein Eishalle Region Trier. Dessen Ziel ist die Erschaffung einer neuen Schlittschuhhalle für Trier und damit die Wiederbelebung von Eishockey, Eiskunstlauf und allen anderen Eissportarten.

Ein schönes, doch unerreichbar scheinendes Ziel. "Wir glauben trotzdem daran und arbeiten mit aller Kraft dafür", sagt Stefan Berenz, der den Vorsitz des Fördervereins übernommen hat. "Wir haben bisher viel Zeit und Energie investiert, Ideen entworfen und Gespräche geführt."

Der Förderverein verfolgt sein Ziel auf mehreren Ebenen, ergänzt Bernd Klockner. "Einer der ersten Schritte war verständlicherweise ein Gespräch mit der Stadt Trier. Die Verwaltung hat uns signalisiert: Wir stehen hinter euch und unterstützen euch, so gut es geht." Nur Geld sei nicht zu erwarten, und der alte Standort der Halle im Industriegebiet sei tabu.

"Wir arbeiten für ein Sportzentrum, das sowohl dem Kinder- und Jugendsport zur Verfügung steht als auch dem professionellen Eissport wieder eine Plattform bietet", sagt Stefan Berenz. "Die geschätzten Kosten liegen bei acht bis zwölf Millionen Euro."

Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt, und dieser ist im Fall des Fördervereins eine starke Basis an Mitgliedern. 2015 waren es schon mehr als 100. "Man kann für fünf Euro im Monat Mitglied werden oder als Sponsor mit 50 monatlichen Euro einsteigen", erklärt Berenz. Der Verein ist im Register des Amtsgerichts Wittlich eingetragen und vom Finanzamt Trier als gemeinnützig anerkannt.

Schritt zwei ist die Schaffung eines Netzwerks von Gleichgesinnten oder sogar Partnern. "Wir haben bereits viele Gespräche geführt, auch mit Eintracht Trier und großen regionalen Unternehmen", sagt Klockner. Ein millionenschwerer spendabler Großsponsor sei in der Tat nicht unbedingt realistisch, "aber eine breite Basis an Mitgliedern und starken Partnern eröffnet uns möglicherweise Zugriff auf Fördertöpfe des Bundes und der EU".
Der Standort einer neuen Eishalle müsse nicht zwingend in Trier liegen. "Saarburg, Schweich oder Konz kommen ebenfalls in frage", meint Berenz.

Aus Konz kommt jedoch eine klare Absage. "Ich sehe es als wenig realistisch an, eine solche Halle in Konz zu realisieren", sagt Bürgermeister Karl-Heinz Frieden. "Auch wenn ein Investor eine Halle bauen würde, bleibt die Frage, wer sich nachher um den Unterhalt kümmern würde. Konz ist gut aufgestellt als Sportstadt, aber eine Eishockeykultur gibt es hier nicht." Schweichs Stadtbürgermeister Lars Rieger betont, er kenne das Projekt nicht: "Noch hat niemand mit mir gesprochen."

Der Förderverein Eishalle Region Trier ist offen für neue Mitglieder und Sponsoren. Alle dazu notwendigen Infos unter

foerderverein-eishalle-region-trier.deMeinung

Bitte alle Daumen drücken!
Unken und Miesreden wären hier sehr leicht. Totschlagargumente gibt es jede Menge: "Das klappt ja doch nie." Oder: "Das ist alles nur Wunschdenken." Sprüche wie diese haben aber das Thema verfehlt. Hier setzen sich Menschen mit Herzblut für eine Sache ein. Sie fordern nicht nur, sie rufen nicht nur nach dem Stadtrat oder der Verwaltung, sondern sie investieren eigene Zeit und Energie in die Schaffung eines Förderprojekts, das mit Glück - zugegebenermaßen viel Glück - tatsächlich funktionieren könnte. Trier sollte kollektiv die Daumen drücken. j.pistorius@volksfreund.deExtra

Die Eishalle wurde 1979 im Industriegebiet Diedenhofener Straße eröffnet. 1984 folgte die Gründung des ESV, er war Triers erster Eishockeyverein. Dessen Nachfolger, der EHC Trier, brachte Größen dieses Sports an die Mosel, deren Kaliber heute unglaublich scheint. Vitaly Davydov gehörte zu den besten Verteidigern der Welt und war als sowjetischer Nationalspieler zehnmal Weltmeister und dreimal Olympiasieger. Er trainierte den EHC, der in den 90ern seine erfolgreichste Phase hatte und vor mehr als 2000 Zuschauern in der zweithöchsten deutschen Liga spielte. Damals traten Stars wie der kanadische Stürmer Guy Rouleau oder auch Torhüter Corrado "Corry" Micalef für das Trierer Team an. Micalef hatte in den 80ern in der NHL gespielt, der US-Profi-Liga. 1998 musste der EHC Insolvenz anmelden. jpExtra

 Eric Nauheim.TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Eric Nauheim.TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Eric Naunheim (Betreiber der Restaurants Louisiana und Donna Mia sowie der Eisbahn am Kornmarkt. Außerdem war er Schiedsrichter in der Eishockey-Bundesliga): Herr Naunheim, sind Sie Mitglied des Fördervereins? Eric Naunheim: Ja, das bin ich. Unsere Eisfläche ist für ernsthaften Eissport leider einfach zu klein. Glauben Sie an den Erfolg des Projekts? Naunheim: Ich wünsche es mir von ganzem Herzen und setze meine Hoffnungen vor allem auf ein Förderprogramm des Bundes oder der EU. Ist Eishockey Ihrer Erfahrung nach der härteste Mannschaftssport? Naunheim: Fast, aber nicht ganz. Handball ist tatsächlich noch härter. Der Körpereinsatz in den Zweikämpfen ist enorm. jp

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